Dr. Se­bas­ti­an Bi­schoff (Bie­le­feld): "Die Stel­lung zum Sex wird im­mer mehr zu ei­ner kla­ren po­li­ti­schen Tren­nungs­li­nie." Die bun­des­deut­sche Rech­te und die "Se­xu­el­le Re­vo­lu­ti­on" 1961-1974

Am Dienstag, den 18.04.2023, 16:15 Uhr (Raum L 2.201) stellt Sebastian Bischoff aus Bielefeld im Rahmen des gemeinsamen Kolloquiums der Neueren/Neuesten und der Zeitgeschichte sein Forschungsprojekt vor.

1970 resümierte der Bundesgerichtshof, in der Bundesrepublik sei in nur einem Jahrzehnt „die bisherige Tabuisierung des Sexuallebens nahezu völlig abgebaut worden, so daß Fragen der Sexualität nunmehr in aller Offenheit erörtert werden“. Diese Vorstellung eines radikalen wie schnellen Wandels der Sexualmoral wurde in der Forschung längst durch die Untersuchung langer historischer Linien und Stabilitäten der Sexual- und Geschlechterordnung relativiert. Gleichwohl stellten sich die Entwicklungen zeitgenössisch durchaus als abrupter Prozess dar, wobei hier meist Entwicklungen der Medialisierung und Kommodifizierung des Sexuellen Erwähnung finden. Die gesellschaftlich breit getragene ideologische wie aktivistische Gegenwehr war bisher jedoch Randnotiz, dabei hatte der sexuelle Wandel in großen Teilen des deutschen Konservatismus und der völkisch-radikalnationalistischen Rechten einen vehementen Gegner gefunden. Der Vortrag fokussiert hierfür auf drei zeitgenössisch umkämpfte Themen: „Pornowelle“, schulische Sexualerziehung und homosexuelles Begehren. Es soll schließlich ein Ausblick gewagt werden auf die heutige Rechte und deren erfolgreiche Erzählungen vom „Gender-Wahn“ und „Großen Austausch“, die immer auch ein Bild von der den`68ern überantworteten „sexuellen Revolution“ enthalten.

Interessierte sind herzlich eingeladen!