Zur Dy­namik der Tra­di­tion: Die Bez­iehun­gen zwis­chen Recht und Theo­lo­gie

Das Islamische Recht (fiqh) und die Islamische systematische Theologie (kalām) sind bereits früh in der Geschichte des Islams zu eigenständigen Gegenstandbereichen gewachsen, die sich seither gegenseitig bedingen und aufeinander beziehen. Das Recht wird durch theologische Vorgaben und systematische Begründungsleistungen beeinflusst. Die Theologie wiederum verändert sich durch die Rechtsphilosophie (uṣūl al-fiqh) und wird durch Rechtsdiskurse geerdet. Oft sind die Rechtsgelehrten zugleich auch theologisch versiert, so dass die wechselseitigen Beeinflussungen nur selten bewusst geschehen und erst durch den analytischen Zugriff auf ihre Arbeiten sichtbar werden. Daher sind die Wechselwirkungen von Recht und systematischer Theologie nur selten auf der Oberfläche erkennbar und im islamisch-theologischen oder auch islamwissenschaftlichen Denken wenig reflektiert. In der derzeitigen Forschung gibt es bisher kaum Versuche die gegenseitige Bedingtheit systematisch zu ordnen und zu untersuchen. Daher erforscht die AIWG Shortterm-Forschungsgruppe „Zur Dynamik der Tradition: Die Beziehungen zwischen Recht und Theologie“ an repräsentativen Stationen der islamischen Gelehrsamkeit die Durchdringung der genannten Bereiche.

Ziel des Forschungsprojektes ist es die gegenseitige Bedingtheit der beiden Disziplinen – systematische islamische Theologie und islamisches Recht – aufzuzeigen und deutlich zu machen, dass die islamische Tradition sowohl im rechtlichen als auch im theologischen Bereich diskursiv begründet ist. Deutlicher als bisher soll herausgestellt werden, dass die islamischen Rechtsbestimmungen einer theologischen und ethischen Begründung fähig sind und in der Tradition oft durch diese beeinflusst wurden. Zudem wird sich zeigen, wie vielfältig die Reflexion muslimischer Glaubensinhalte durch Praxis und Recht geprägt ist, so dass ihre Verankerung im Alltag der Glaubenden sichtbar wird.

Das Projekt findet standortübergreifend zwischen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg unter Leitung von Prof. Dr. Maha El Kaisy-Friemuth, der Universität Paderborn unter der Leitung von Jun.-Prof. Dr. Muna Tatari und Dr. Idris Nassery statt und wird ermöglicht durch die Unterstützung der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität Frankfurt.

Das Projekt bietet islamischen Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit, sich in dem oben skizzierten Bereich zu vertiefen und das eigene Forschungsprofil zu schärfen. Durch die standortübergreifende Projektdurchführung, die geplanten Workshops und Tagungen, zu denen nationale und internationale Forschende eingeladen werden, trägt das Projekt einen großen Beitrag zur Vernetzung junger Wissenschaftler in Deutschland mit der internationalen Forschungscommunity bei.

Neben der wissenschaftlichen Erarbeitung des Themas ist es der Forschungsgruppe ein besonderes Anliegen die Forschungsergebnisse auch in die Gesellschaft zu tragen und zielgruppengerecht aufzuarbeiten. Von Interesse werden in dieser Hinsicht besonders die Erträge des Forschungsvorhabens sein, die sich kritisch mit den Konzepten von Bidʿa ((un)-erwünschte Innovation) und Maṣlaḥa (Gemeinwohl), welche für die religiöse Praxis von Musliminnen und Muslime relevant sein können, auseinandersetzen.  Eine Vermittlung der erarbeiteten Inhalte des Projektes wird in Form von Workshops für die Diskussion der Ergebnisse sowie der Erstellung von praxisrelevanten Materialien für interessierte Jugendliche, Imame und Gemeinden erfolgen.

Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) ist eine universitäre Plattform für Forschung und Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Stiftung Mercator gefördert.

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Weitere Informationen zu der Forschungsgruppe erhalten Sie hier.

LeiterInnen

Prof. Dr. Muna Tatari

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Jun.-Prof. Dr. Idris Nassery

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Wis­senschaft­lich­er Mit­arbeit­er

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Dr. Abdul Rahman Mustafa

Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK)

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