Die "Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller" wurde 1983 von Hartmut Steinecke (†) begründet und wird seither in jedem Wintersemester durchgeführt. Seit 2006 wird die Veranstaltungsreihe von Prof. Dr. Norbert Otto Eke und Prof. Dr. Stefan Elit organisiert. Sie ist ein Angebot der Universität für alle - nicht nur für Studierende -, die in Paderborn und Umgebung an Literatur interessiert sind.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Literatur will Einsichten in ihre künstlerische und historische Eigenart, ihre Bedeutung und Wirkung vermitteln. Die Begegnung mit Schriftsteller*innen kann darüber hinaus Einblicke in die Arbeitsweisen und Arbeitsbedingungen des Schreibens heute gewähren und das Verständnis für Literatur als Kunst fördern. Daher führen das Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft und die Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn seit vielen Jahren regelmäßig Autor*innenlesungen durch. Bisher waren mehr als 250 renommierte Gegenwartsautorinnen und -autoren zu Gast.
Die Gastdozentur erweitert und ergänzt dieses Angebot. Sie will eine Verbindung zwischen Literaturwissenschaft und schriftstellerischer Praxis herstellen. Daher werden 'theoretische' Themen mit Vorträgen über verschiedene Aspekte des literarischen Lebens verbunden.
43. Gastdozentur im WS 24/25 - Nora Bossong: "Erzählen zwischen gestern und morgen"
Im Wintersemester 2024/25 hat die Romanautorin, Lyrikerin und Essayistin Nora Bossong die 43. Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller inne. Die Dozentur findet montags um 16.15 Uhr im Hörsaal G statt. Der Eintritt ist frei.
02.12.2024 - Werklesung
09.12.2024 - 1. Vortrag: Erinnern und hoffen
16.12.2024 - 2. Vortrag: Chroniken und Apokalypse
13.01.2025 - 3. Vortrag: Dichtung und Wahrheit
27.01.2025 - Abschlusslesung
Nora Bossong, geboren am 9.1.1982 in Bremen, studierte Kulturwissenschaft, Philosophie und Komparatistik an der Universität Potsdam, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität La Sapienza in Rom und schloss ihr Studium mit einer Magisterarbeit zur Inszenierung des Bösen bei David Lynch ab. Außerdem studierte sie 2001-2005 am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2008 war sie Writer-in-Residence im Deutschen Haus in New York, 2009 an der Universität Nanjing (China). Nora Bossong war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschlands (2017-2019 Beisitzerin in dessen Präsidium), 2022 zählte sie zu den Mitgründerinnen des PEN Berlin. Seit 2021 ist sie Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Bossong lebt in Berlin.
Weitere Informationen zu Gastdozentur und Autorin siehe HIER (PDF).
Abschlusslesung und wissenschaftliches Symposium zur 43. Paderborner Gastdozentur
Am 27. Januar 2025 beendete die Schriftstellerin Nora Bossong mit einer Lesung aus ihrem Werk die 43. Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Zwischen dem 9. Dezember und dem 13. Januar hatte Nora Bossong mit ihren Poetikvorlesungen „Erzählen zwischen gestern und morgen“ in konzentrischen Kreisen Einblicke in ihr literarisches Werk gegeben. „Erinnern und hoffen“ – „Chroniken und Apokalypse“ – „Dichtung und Wahrheit“ waren die drei Vorträge überschrieben, mit denen sie das Spannungsfeld von Ästhetik, Geschichte und Gegenwart beleuchtete, das sie in ihren Romane, Gedichten und Essays in einerseits poetisch verdichteten Bildern, andererseits in durch Recherchearbeit geleiteten und wirklichkeitsgesättigten Texten wieder und wieder ausschritt.
Mit einem wissenschaftlichen Symposium in Anwesenheit der Autorin, zu dem die Veranstalter Prof. Dr. Norbert Eke und Prof. Dr. Stefan Elit Referent*innen aus Saarbrücken, Leipzig, Bremen, Bielefeld und Paderborn eingeladen hatten, wurde die Poetikdozentur am Dienstag (28.1.2025) in der Studiobühne der Universität beendet. „Körper-Teile. Leiblichkeit erzählen in Texten von Nora Bossong“ (Jonas Nesselhauf), „Nachschriften/Spurungen‘: Geschichte schreiben in der Fiktion“ (Norbert Eke, „Die Geschmeidigen": Was wir aus Nora Bossongs politischem Essay über Timon Karl Kaleytas Roman ‚Geschichte eines einfachen Mannes‘lernen können“ (Claudia Öhlschläger), „Welterfahrungsspiele und chronotopische Visiten. Reisethemen in Gedichten von Jan Wagner und Nora Bossong“ (Stefan Elit), „Astern auf dem Sperrmüll. Intertextualität und die Arbeit an der literarischen Tradition in Nora Bossongs Lyrik“ (Hauke Kuhlmann) und Verflechtungsgedichte. Zu ‚Kreuzzug mit Hund‘“ (Jan Andres) lauteten die Titel der Vorträge.