Wechselbeziehungen zwischen Religion und Herrschaft sind ein weiteres Querschnittsthema des Historischen Instituts, ebenso die Pluralität unterschiedlicher Religionen und Einstellungen zur Religion innerhalb einer Herrschaft. Die Alte Geschichte beschäftigt sich mit der identitäts-, gemeinschafts- und staatlichkeitsstiftenden Rolle von Kulthandlungen, dem Religionsverständnis im Römischen Reich und den Problemen, die daraus für das Verhältnis des Staates zu Juden und Christen erwuchsen. Mehr oder weniger gewaltsame Missionierungen fanden im Frühmittelalter statt, aber auch im 19. Jahrhundert, als z.B. die in Neuenbeken angesiedelten „Schwestern vom Kostbaren Blut“ in den Kolonien im Süden Afrikas das Christentum zu verbreiten suchten. Bündnisse und Konflikte zwischen Kaisern und Päpsten stellen ein Kernthema mittelalterlicher Geschichte dar, ebenso wie die Kreuzzugsgeschichte und ihre Erinnerungskultur. In der Frühen Neuzeit ging aus den Konfessionskämpfen im Innern der lateinischen Christenheit ein obrigkeitliches Kirchenregiment hervor, es wurden angeblich „heilige“ Kriege gegen die Osmanen geführt und Bündnissen mit ihnen geschlossen. Vorstellungen entwickelten sich, wie verschiedene Bekenntniskirchen unter einer Herrschaft nebeneinander bestehen sollten, was zur Ausbildung des Konzepts der Toleranz führte. Für die Moderne beschäftigen wir uns mit der Geschichte christlicher Sozial-fürsorge und der Bewertung von Steuersystemen durch Glaubensgemeinschaften. Die religiöse Pluralisierung säkularer Gesellschaften wird ebenso untersucht wie die Rolle der Kirchen in Krieg und Diktatur. Der Profilschwerpunkt erzeugt Synergien mit allen Theologien, der Kunstgeschichte und den Literaturwissenschaften, die wir für Lehrveranstaltungen und die Vortragsreihen des IEMAN regelmäßig nutzen, ebenso wie für Kooperationen im Rahmen des ZEKK.