Einrichtungen des Computers. Zum Zusammenhang von Wohnen und Computer
Drittmittelprojekt gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Förderzeitraum: 2020-2023, 2024-2025
Ende der 1970er-Jahre wird der Personal Computer gleich noch einmal erfunden, und zwar als Home Computer. Es ist diese Perspektive auf den Personal Computer als Home Computer, die sowohl in medien- und geschichtswissenschaftlichen Diskursen als auch in populären Erinnerungskulturen stark vernachlässigt wird. Stattdessen wird sich gemeinhin der Suggestion des Wortes Personal Computer ergeben und auf die Personalisierungs- und Intimisierungstendenzen in der Computerentwicklung abgehoben. Demgegenüber möchte das Projekt auf Fragen der Verhäuslichung des Computers eingehen und die Genese der Computerisierung des Zuhauses untersuchen. Es schließt damit einerseits in einer kritischen Auseinandersetzung an den Domestizierungsansatz an, der die Implementierung und Aneignung von Medientechnologien im Kontext des häuslichen Alltags erforscht. Andererseits verfolgt das beantragte Projekt mit einer Verbindung aus Designgeschichte, Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) und Diskursanalyse einen methodisch alternativen Ansatz. Unter Bezugnahme auf die ANT konzeptualisiert es den Computer als häuslichen Akteur und zeigt seine Verbindung zu weiteren Haushalts- und Einrichtungsgegenständen auf. Mit Blick auf die Designgeschichte wird die Gehäusegestaltung als Ort der Vermittlung zwischen Technik und Heim und die Wohnungsgestaltung mit dem Medium Computer untersucht. Zusammengenommen bilden Gehäuse und häusliches Netzwerk eine entselbstverständlichende Perspektive auf die Verhäuslichung des Personal Computers, die sich dadurch auszeichnet, dass sie nicht von der Technik als weitestgehend stabile Größe, die Einzug in den Haushalt hält, ausgeht; vielmehr interessiert die Hervorbringung des Home Computers als eine solche mehr oder wenig gefestigte Einheit und als Bestandteil des häuslichen Ensembles.
Die leitende Fragestellung lautet: Unter welchen historischen Bedingungen und mit welchen Auswirkungen wird der Computer zum Bestandteil des häuslichen Ensembles? An welche Vorstellungen des Häuslichen und damit verbundenen Einrichtungspraktiken wird angeschlossen? Zur Untersuchung dieser Fragen werden u.a. Computer- und Einrichtungszeitschriften der 1970/80er-Jahre gesichtet. Die Analyse ist von vier Thesen geleitet: (1.) Die Gestaltung des Personal Computers ist geprägt vom Prozess seiner Verhäuslichung; (2.) der Personal Computer wird als Störung des Alltags und der häuslichen Ordnung verhandelt; (3.) als Lösungsstrategien werden neue Arrangements des Wohnens angeboten; (4.) damit einher geht eine Umverteilung der häuslichen Handlungsmacht. In diesem thesengeleiteten Zugriff auf das Archivmaterial versteht sich das Projekt als machtanalytische Studie, die den Computer in Bezug auf etablierte häusliche Akteure neu denkt und so im Moment der Netzwerkbildung aufzeigt, wie stark dieser Prozess zusammenhängt mit sozialen Asymmetrien, die die Differenzierungskategorien gender, race, age und diversity generell betreffen und dessen Auswirkungen digitale Kulturen bis heute prägen.