Druckwellen. Fühlen & Denken
Eine Veranstaltungsreihe der Universität Paderborn
Von der Weltpolitik eines Trump, Orban und Erdogan über Popmusik von Rammstein und Frei.Wild bis hin zu krakeelender Hate Speech in sozialen Medien – das Provozieren, das Brechen von Tabus, das Relativieren von bislang gültigen Werten sowie erhitze öffentliche Debatten prägen längst unseren medialen Alltag. Pop(musik)kulturelle Phänomene und mittlerweile auch medialisierte Politik(er*innen) bewegen sich dabei zwischen bewusstem Tabubruch, dosierter Provokation und medienwirksamen Spielen mit Grenzüberschreitungen und -verschiebungen. In medial vermittelten, breitenwirksamen populären Musikkulturen, die uns in unserem Alltag ständig begegnen und zunehmend etabliert und historisiert werden, sind derartige Rücksichtlosigkeiten seit jeher zu beobachten und gehören ein Stückweit spielerisch sozusagen ‚zum Programm‘. Dabei scheint jedes Genre seine eigenen Extreme als gesellschaftliches Experimentallabor zwischen gezieltem Tabubruch und gesellschaftlich-kommunikativem Schmiermittel vorweisen zu können. In Lyrics, Sounds, Images, Konzepten, Performances und Szenen wird mal homöopathisch provoziert, mal mit voller Wucht ein Tabu gebrochen, wird mal ernsthaft inkludiert, mal spielerisch exkludiert – und umgekehrt. Rock’n’Roll wurde vor allem von Nicht-Involvierten als anzüglich und pornographisch bezeichnet, Heavy Metal als Teufelsmusik, Psychedelic Rock, Techno und auch Schlager als Flucht aus der und Punk als Absage an die Gesellschaft. Einen vorläufigen Höhepunkt in Sachen notorisch auch politisch unkorrektem Umgang mit Sprache, Klang und Image bildet in den letzten Jahrzehnten besonders der deutschsprachige Gangsta Rap.
Spiegeln solcherlei Entwicklungen die gesellschaftlichen Wirklichkeiten wider? Oder prägen sie diese? Wie wirken populäre Musikkulturen als kulturelle Praktiken zwischen künstlerischer Freiheit und industriell-aufmerksamkeitsökonomischer Verwertung, zwischen Befreiung und Unterdrückung (Georg Seeßlen), offenbar immer noch und wieder? Wie bedienen sich Autokrat*innen und Populist*innen einstmals subversiver Pop-Strategien? Wie kann sich mit ihnen angemessen und profund dicht beschreibend und dennoch auch vermittelnd auseinandergesetzt werden?
Die dreiteilige öffentliche Veranstaltungsreihe „Druckwellen. Fühlen und Denken“ der Universität Paderborn möchte jenseits überhitzter Diskussionen in einer uns leider bereits so vertrauten Gesellschaft der Gereiztheit gelassen Möglichkeiten für gemeinsame Analysen, Reflexion und Austausch bieten und über Positionierungen hinaus in Gespräche kommen – dabei stehen Fragen nach dem Verhältnis von Pop(musik)kultur, Politik, Demokratie und Sprache im Zentrum der künstlerischen Performances und Diskussionen von und mit Gästen aus Pop, Journalismus, Wissenschaft und Kunst.
Inhaltlich konzipiert und organisiert wird diese Veranstaltungsreihe von Jun.-Prof.in Dr.in Beate Flath, Ina Heinrich, Prof. Dr. Christoph Jacke, Prof. Dr. Heinrich Klingmann, Ulrich Lettermann und Maryam Momen Pour Tafreshi vom Fach Musik der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn.
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Programm:
Donnerstag, 23. Mai
MASSE Macht (Ohn)Macht – „Power to the people!?“
Beginn: 18.00 Uhr
Zentralstation Paderborn
Podiumsdiskussion: Jens Balzer (Kolumnist, Autor), André Leipold (Geheimrat des Zentrums für politische Schönheit), Dr. Anna-Katharina Meßmer (Soziologin), Ass.-Prof. Dr. Melanie Schiller (Universität Groningen, NL)
Künstlerisches Format: Auszüge aus dem Theaterstück "Bitchfresse" des Nationaltheaters Mannheim von Sascha Tuxhorn (Schauspieler) und Matthias Thömmes (Schauspieler)
Moderation: Prof. Dr. Christoph Jacke (Universität Paderborn)
Dienstag, 28. Mai
LAUT-Sprecher*in – „Das wird man wohl noch sagen dürfen!“
Beginn: 18.00 Uhr
Universität Paderborn, Auditorium maximum
Podiumsdiskussion: Farah Bouamar (Mitgründerin des YouTube-Satirekanals Datteltäter, Drehbuch Co-Autorin), Sonja Eismann (Mitgründerin und Herausgeberin von Missy Magazine, Journalistin), Hans Leyendecker (Präsident des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages 2019, Investigativjournalist), Ingo Zander (Sozialwissenschaftler, freier Journalist)
Künstlerisches Format: Performance „Sprachen des Hasses“ von und mit Max Rohland (Schauspieler) und Tatjana Poloczek (Schauspielerin)
Moderation: Jun.-Prof. Dr. Beate Flath (Universität Paderborn)
Mittwoch, 5. Juni
MACHT Musik! – „Ich rappe also bin ich!“
Beginn: 18.00 Uhr
Theater Paderborn
Podiumsdiskussion: Onejiru Arfmann (Musikerin), Sookee (Rapperin), Prof. Dr. Michael Rappe (Hochschule für Musik und Tanz Köln)
Künstlerisches Format: Konzert mit Matthias Arfmann (Musiker und Musikproduzent) & Onejiru Arfmann (Musikerin)
Moderation: Bianca Hauda (Radiomoderatorin, u. a. 1Live)
Zusätzlich dazu gibt Sookee am 5. Juni 2019 zwischen 14:00 und 17:00 Uhr einen Workshop zu Rap und Sprache (max. Teilnehmer*innenzahl 30 Personen). Anmeldemodalitäten werden zeitnah über die Universität Paderborn bekanntgegeben.