Die Aus­malung der Abd­ing­hofkirche von Ernst Chris­ti­an Pfannschmidt (1868-1949)

Der Berliner Künstler und Akademieprofessor Ernst Christian Pfannschmidt erhielt im Jahr 1915 den Auftrag, das Langhaus der Abdinghofkirche der evangelischen Gemeinde in Paderborn auszumalen. Er schuf von 1916 bis 1919 sieben monumentale Wandbilder in Kaseinfarben mit alt- und neutestamentlichen Szenen. Im Jahr 1927 gestaltete Pfannschmidt außerdem den Chorraum des Gotteshauses mit Motiven aus der Passionsgeschichte. Als im März 1945 Bombentreffer die Abdinghofkirche teilweise zerstörten, nahmen auch die Malereien Schaden. In der Nachkriegszeit wurden sie vollständig entfernt, sodass das Werk in Vergessenheit geriet.

Ein Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe widmet sich diesem Beispiel einer protestantischen Sakraldekoration. Erste Ergebnisse – unter anderem eine detaillierte Auftragsgeschichte und kunstwissenschaftliche Einordnung – sind in dem Tagungsband „1000 Jahre Abdinghof“ (2016) nachzulesen. Daneben wurden zahlreiche Entwürfe, von der Farbskizze zum Karton, im Hinblick auf die Werkgenese analysiert. Eine Ausstellung in der Abdinghofkirche zeigte von Juli bis Oktober 2016 eine Auswahl dieser Vorstudien.

Im 19. Jahrhundert setzte im deutschsprachigen Raum eine Debatte über die Ausstattung evangelischer Kirchen ein. Die Ausmalung der Abdinghofkirche scheint am Ende eines langen Aushandlungsprozesses über den Nutzen und die Ästhetik religiöser Kunst im genannten Kontext zu stehen. Diese These gilt es in einer nächsten Projektphase durch eine breitere Untersuchung von Schriftquellen und Vergleichsbeispielen weiter zu untermauern. Hierbei soll auch hinterfragt werden, ob der Malstil von Pfannschmidt zwischen Historismus, Jugendstil und Expressionismus typisch für die beschriebene Art von Aufträgen ist. Eine monographische Veröffentlichung in der Reihe „Paderborner Beiträge zur Geschichte“ des Vereins für Geschichte an der Universität Paderborn ist geplant.