Vergangene Exkursionen

Ziel der diesjährigen Exkursion des Lehrstuhls für Materielles und Immaterielles Kulturerbe waren Stätten des kulturellen Erbes in Leipzig, Dresden und Meißen, deren Besichtigung stets mit Experten- und Zeitzeugengesprächen verbunden war. Dabei konnten die Teilnehmer die Inhalte des Hauptseminars ‚Luxus – Konzeptionen in Geschichte und Gegenwart‘ vertiefen sowie wertvolle Einblicke in die Arbeit von Museen, Denkmalpflegern und Vermittlern immateriellen Kulturerbes gewinnen.

Erster Programmpunkt des Montags war der Besuch des Museums für Druckkunst in Leipzig. Das Museum war 1994 gegründet worden, um die in Europa über 500 Jahre alte Drucktechnik als ein lebendiges kulturelles Erbe zu bewahren und zu vermitteln. Es war eine treibende Kraft hinter der 2018 erfolgten Aufnahme der ‚Künstlerischen Drucktechniken‘ in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Seine rund 90 Druckmaschinen und Pressen bleiben funktionsfähig und werden bis heute zur Weitergabe und Vermittlung des technischen Könnens genutzt. Davon konnten sich die Teilnehmer der Exkursion selbst überzeugen, denen ein freundlicher Mitarbeiter des Museums ausgewählte Maschinen vorführte und erläuterte. Der Nachmittag galt der Erkundung des besonders reichhaltigen musikalischen Erbes der Stadt Leipzig, in der so bedeutende Komponisten wie J.S. Bach, F. Mendelssohn-Bartholdy, Robert und Clara Schumann gelebt und gewirkt hatten. Eine wichtige Rolle für die Vermittlung dieses Erbes spielt die 2012 eingeweihte Leipziger Notenspur, ein Rundgang durch die Stadt mit 23 Stationen wie dem Schumann-Haus, dem Mendelssohn-Haus und dem Bach-Museum, der 2018 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet wurde. Geführt wurde die Gruppe von einem der engagiertesten Kenner der Leipziger Musikgeschichte und ihrer Spuren, dem Vorstandsvorsitzenden des Vereins Notenspur Leipzig e.V., Werner Schneider.

Der Dienstag war dem Grassi-Museum für Angewandte Kunst gewidmet. Dieses war 1874 zum Zwecke der Wirtschaftsförderung von einem Verein Leipziger Bürger gegründet worden. Heute bieten seine Ausstellungen einen Rundgang durch drei Jahrtausende nicht nur der europäischen Kunst- und Designgeschichte. Auf die eigenständige Erkundung durch die Exkursionsteilnehmer, folgten Führung und Gespräch mit dem Direktor Olaf Thormann und den Kuratoren Thomas Rudi und Sabine Epple. Besprochen wurden Geschichte und Konzeption des Museums, künftige Projekte sowie ausgewählte Exponate unter dem Aspekt ‚Luxus‘. Am Nachmittag erhielten die Exkursionsteilnehmer die Möglichkeit zum Gespräch mit einem bedeutenden Zeitzeugen zur Geschichte des Designs in der DDR. Rudolf Horn, Professor für Design und ehemaliger Direktor des Instituts für Möbel- und Ausbaugestaltung an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle, gab Einblicke in seinen Werdegang und seine Arbeit in der DDR, in der in den 1960er Jahren noch eine ‚Aufbruchstimmung‘ geherrscht habe. Ziel des von Horn für die Hellerauer Werkstätten in Dresden entwickelten Möbelprogramms sei gewesen, von industriell gefertigten Modulen ausgehend, eine individuelle Einrichtung von Wohnungen zu ermöglichen. Seine Ausführungen konnten Horn anhand von Exponaten erläutern.

Das Mittwochsprogramm stand im Zeichen des fürstlichen Luxus. Erste Station war das Dresdner Residenzschloss und eine Führung durch die Rekonstruktion der Paraderäume, die August der Starke anlässlich seiner Hochzeit mit der österreichischen Kaisertochter Maria Josepha 1719 hatte errichten lassen. Die Kunsthistorikerin Christiane Ernek-van der Goes erläuterte die Funktion der ursprünglichen Räume im Kontext der herrschaftlichen Repräsentation ebenso wie das Vorgehen der Restauratoren. So wurde der Anspruch verfolgt, Besuchern einen möglichst ‚authentischen‘ Eindruck von der Vergangenheit zu vermitteln, durch eine ‚fadengetreue Rekonstruktion‘ unter Rückgriff auf früher verwendete Materialien und Herstellungstechniken. Der Nachmittag führte nach Schloss Pillnitz, in dessen Garten sich erste Blütenpracht bemerkbar machte. Heute beherbergen Berg- und Wasserpalais dieser chinoisen Schlossanlage das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Gegründet wurde es 1876 im Kontext staatlicher Initiativen zur Förderung der sächsischen Wirtschaft. Bis heute besteht ein erklärtes Ziel des Museums darin, seine Bestände und Forschungen den zeitgenössischen Designern und Handwerkern als Quelle der Inspiration für neue Kreationen zur Verfügung zu stellen, welche ihrerseits Einzug in die Sammlung halten können. Die Gruppe erhielt eine Führung durch das Schaudepot und die Lackräume. Dabei konnten die Teilnehmer mit dem Direktor Thomas Geisler und seinen Mitarbeitern über Fragen des Sammelns, Ausstellens und des Beforschens der Objekte diskutieren.

Der Donnerstag war Tag des Luxusguts Porzellan. Erste Haltestelle waren die heutige Meißner Porzellanmanufaktur und sein Porzellanmuseum. Hier führte die Geschäftsführerin des Museums, Anja Hell, die Teilnehmer durch die Manufaktur, bei der sie die verschiedenen Arbeitsschritte von der Zubereitung der Porzellanmasse, dem Gießen und Formen der Rohlinge, über Brennen, Glasieren und Dekorieren kennenlernen konnten. Dabei gab es die Möglichkeit zum Gespräch mit den an den verschiedenen Fertigungsschritten beteiligten Handwerkern der unterschiedlichen Gewerke. Eine Station des Rundgangs war das Formenarchiv, dessen über 700.000 Gipsformen vergangene Entwürfe bewahren und deren Reproduktion ermöglichen. Hieran schlossen ein Gespräch mit Tillmann Blaschke, Geschäftsführer der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH an, sowie ein Rundgang durch das Museum mit seiner gegenwärtigen Ausstellung ‚Alles fließt. Wasser & Meissner Porzellan‘. Am Nachmittag erfolgte die Besichtigung von Schloss Albrechtsburg, bekannt als älteste Schlossanlage in Deutschland, Stätte der Nach-Erfindung der Porzellanherstellung im frühen 18. Jh. sowie von 1710 bis 1863 der ersten Porzellanmanufaktur. Der Museologe Falk Dießner führte die Gruppe durch die im 19. Jh. mit Historienmalereien ausgekleideten Räumlichkeiten und erläuterte, wie den heutigen Besuchern die Geschichte von Schloss und Manufaktur vermittelt wird.

Letzter Programmpunkt der Exkursion war am Freitagvormittag der erneute Besuch des Dresdner Residenzschlosses, diesmal zur Erkundung des Grünen Gewölbes. Der Gang durch die acht Räume des Historischen Grünen Gewölbes im Erdgeschoss des Schlosses mit seinen rund 3.000 Kunstkammerobjekten und Schmuckstücken erfolgte einzeln oder in kleinen Gruppen. Bei dem anschließenden gemeinsamen Gang durch die Räumlichkeiten des Neuen Grünen Gewölbes profitierten die Teilnehmer von dem Gespräch mit dem Museumsdirektor Marius Winzeler, der Ausstellungskonzeption und ausgewählte Exponate erläuterte. Besondere Aufmerksamkeit erhielt ein ganz aus Elfenbein hergestelltes Modell eines Segelschiffs. Nach Ende des offiziellen Programms nutzten einige Teilnehmer die Möglichkeit zur weiteren Erkundung des Residenzschlosses, ehe sie die Heimfahrt antraten.

Im Rahmen des Seminars „Museum: Typologie und Konzeption“ von Frau Prof. Dr. Eva-Maria Seng hatten die Studierenden die Gelegenheit am 10.05.2022 ein Museum besichtigen zu dürfen, das derzeit für Besucher*innen geschlossen ist. Das Erzbischöfliche Diözesanmuseum in Paderborn befindet sich am Domplatz und aktuell mitten im Umbau für die nächste Sonderausstellung „SO GESEHEN. Barbara Klemm – Christoph Brech“. Geführt hat uns Herr Holger Kempkens, der seit 2020 das älteste Diözesanmuseum im deutschsprachigen Raum leitet.

Hierbei erhielten wir einen großartigen Einblick in den Museumsalltag, die kuratorische Praxis sowie die Geschichte und Architektur des Gebäudes, das einer der bedeutendsten Kirchenarchitekten der Nachkriegszeit, Gottfried Böhm (1920–2021), entworfen hat. Der Bau Böhms erfüllte bald nicht mehr nicht die notwendigen konservatorischen Voraussetzungen nach heutigen musealen Standards. Man entschloss sich daher in den 1990er Jahren zu Umbaumaßnahmen nach den Entwürfen des englischen Museumsarchitekten Michael Brawne (1925–2003). Brawne transformierte dabei den Innenraum im Sinne des White Cubes, einer weißen und „neutralen“ Ausstellungsfläche, und setzte dabei die notwendigen klimatechnischen Verbesserungen um. Dabei wurden die vormals durchlässigen Geländer und miteinander verbundenen Ausstellungsräume verkoffert, wodurch es zur Abdunklung kam. In der Folge büßte der böhmsche Bau teilweise auch seine ursprüngliche sakrale Anmutung sowie die Öffnung hin zum Dom und zur Innenstadt ein. Trotz dieser tiefgreifenden Sanierung lässt sich das zu Böhms Zeiten innovative Museumskonzept noch an einigen Stellen im Museum erkennen.

Während des Ausstellungsaufbaus konnten wir ohne die Objekte im zentralen Saal beispielsweise die Herausforderungen für die Museumsmacher*innen erahnen, die der expositorisch anspruchsvolle Entwurf Böhms vorgibt. In einem museumspraktischen Diskurs haben wir mit Herrn Kempkens diskutieren dürfen, welche expositorischen Präsentationsmöglichkeiten es für die verschiedene Ausstellungsobjekte gäbe.

Darüber hinaus haben wir mit Herrn Kempkens die Besonderheit kirchlicher Museen vor dem Original erörtert. Im Unterschied zu anderen Museumsformen beherbergen die kirchlichen Institutionen Kirchenschätze und damit Exponate, die teilweise noch immer sakrale Gebrauchsgegenstände sind. Ein prominentes Beispiel für diese dualistisch fungierenden Objekte ist der vergoldete Silberschrein des hl. Liborius, der jährlich zum Fest des Heiligen das Museum verlässt. Eine besondere Vitrine und Vorrichtungen ermöglichen es, diesen herausragenden Kirchenschatz mit den Reliquien aus dem Paderborner Dom möglichst schonend aus dem Keller und zur Prozession durch die Stadt zu tragen.

Durch die fruchtbaren Diskussionen sowie die Anschauung der Sammlung vor Ort konnten die Teilnehmenden museumspraktische Anregungen und Impressionen aus über tausend Jahre kirchlicher Kunst- und Sammlungsgeschichte in Westfalen mit in die weiteren Seminarsitzungen nehmen.

Autor: Eric Watermeier

Redaktionelle Bearbeitung: Anne Scheinhardt

Nach einer Corona-Pause, die neue, digitale Exkursionsformate erforderlich machte, hieß es Anfang April 2022 endlich wieder raus aus den Seminarräumen, rein in die Kulturinstitutionen und Bauwerke für erkenntnisreiche Expertengespräche und das Studium am Objekt. Gerade die pandemiebedingte Situation hat uns wieder vor Augen geführt, welchen Mehrwert forschendes Lernen vor Ort bietet, das digitale Annäherungen ergänzen, aber nicht ersetzen können. In diesem Jahr ging es für Frau Prof. Dr. Seng und die Kulturerbe-Studierenden gleich in drei Städte: Frankfurt am Main, Stuttgart und Ulm.

Nach einer beschaulichen Bahnfahrt führte uns der erste Tagespunkt in den Frankfurter Dom. Von da aus begann unser Stadtrundgang durch die „neue Altstadt“ hin zum Römerberg in das Rathaus, in welchem wir den Kaisersaal besichtigten. Die darin gehängten Gemälde sind die einzige vollständig erhaltene Galerie aller Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und wurden im 19. Jahrhundert von unterschiedlichen Künstlern angefertigt. Der Besuch in der Paulskirche veranschaulichte uns den Plan Frankfurts nach dem Zweiten Weltkrieg, deutsche Hauptstadt zu werden, wobei der Ort der Nationalversammlung von 1848 als Parlament dienen sollte. Entsprechend birgt die äußere Sakralarchitektur im Innern einen profanen Ausbau für staatliche und städtische Nutzung. Entlang des Museumsufers war es uns möglich, die verschiedenen architektonischen Ansätze der Museumsbauten zu vergleichen, die hier in unmittelbarer Nähe zueinander stehen. Bei grüner Soße und Apfelwein im „Kanonesteppel“ ließen wir den ersten Tag gemeinsam ausklingen. Am nächsten Morgen folgte sogleich eine Führung im Historischen Museum Frankfurt mit dessen Direktor Dr. Jan Gerchow. Dadurch erhielten wir interessante Einblicke in die Hintergründe der baulichen Neugestaltung und inhaltlichen Konzeption, die zwischen 2012 und 2017 realisiert wurden. Themenrouten, viele interaktive Stationen sowie die starke Einbindung der Frankfurter Bevölkerung in die Ausstellungsplanung und -ausführung im Rahmen des Stadtlabors lockern die Fülle an Objekten und Informationen auf, die hier den Besuchern und Besucherinnen geboten werden. Anschließend trafen wir Bibliotheksleiter Dr. Joachim Seng im Deutschen Romantikmuseum. Im weltweit ersten Museum, das sich einzig dieser Epoche widmet, werden Manuskripte, Graphik, Gemälde und Alltagsgegenstände durch viele unterschiedliche interaktive sowie mediale Methoden inszeniert, um einen Eindruck der Romantik zu vermitteln. Gleich nebenan im Frankfurter Goethe-Haus erläuterte uns Joachim Seng den Diskurs zu dessen Rekonstruktion nach dem Zweiten Weltkrieg.

Danach ging es eilig zum Bahnhof, um das nächste Städteziel zu erreichen: Stuttgart. Im dortigen StadtPalais, dem ehemaligen Wilhelmspalais und heutigen Stadtmuseum, erklärte uns dessen stellvertretende Direktorin Dr. Edith Neumann die Ausstellungskonzeption und die Leitgedanken der Institution. Diese richtet sich primär an die Stuttgarter Bevölkerung und möchte für sie sowie mit ihr Stuttgarter Geschichte, Gegenwart und Zukunft diskutieren. Nach einer kurzen Mittagspause fanden wir uns mit dem Geschäftsführer Michael Hörrmann der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg im Neuen Schloss ein. Die barock anmutende Residenz ist ein Werk der Wiederaufbauzeit, dessen Formensprache die unterschiedlichen architektonischen Veränderungen und Entwicklungen desselben zitiert. Das Treppenhaus und der Marmorsaal sind rekonstruiert worden. Wir erhielten durch Herrn Hörrmann eine exklusive Führung, da das Schloss heute als Sitz für das Wirtschafts- sowie Finanzministerium des Landes Baden-Württemberg dient und der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Als letzter Tagespunkt stand die Besichtigung der Stiftskirche mit Dipl. Architekt Ludger Schmidt an, in der insbesondere die Gruft unter dem Chor und der Sakristei beeindruckte, die bis heute die Särge und Gebeine württembergischer Grafen der letzten Jahrhunderte beherbergt. Intensiv haben wir den Wiederaufbau und Umbau sowie die reiche historische und vor allem zeitgenössische künstlerische Ausstattung des Sakralbaus besprochen.

Der nächste Morgen führte uns schließlich zu unserem dritten Städteziel Ulm. Hier besuchten wir zunächst das HfG-Archiv, wo wir durch Direktor Dr. Martin Mäntele eine Führung durch das Gebäude erhielten. In der Dauerausstellung kann neben dem HfG-Hocker auch das Stapelgeschirr von Hans Roericht als eines der populärsten Produkte der Hochschule betrachtet werden – es befindet sich unter anderem in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York und ist heute noch erhältlich. Nach diesem Ausflug an den Stadtrand Ulms verschlug es uns wiederum in dessen Zentrum in das Stadtmuseum. Die Direktorin Dr. Stefanie Dathe führte uns durch die Ausstellung und erläuterte uns den geplanten Umbau und die Neukonzeption, welche die Bauten aus unterschiedlichen Epochen in den nächsten Jahren zu einem übersichtlichen und klimatisch-adäquaten Museumsbau mit unterschiedlichsten Themenrouten verändern sollen. Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir in der ältesten Gaststätte Ulms, der Krone, die heutzutage traditionelle schwäbische Küche anbietet. Der Dritte Bürgermeister der Stadt Ulm, Tim Winning, der zugleich die Leitung des Fachbereichs Stadtplanung, Bau und Umwelt innehat, skizzierte uns am nächsten Morgen im Rathaus laufende und zukünftige Bauprojekte für Ulm. Diese haben zum Ziel, das nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere autogerecht wiederaufgebaute Ulm in eine grünere und fußgänger- sowie fahrradfahrergerechtere Stadt zu transformieren. Während eines anschließenden Stadtrundgangs erläuterte Herr Winning außerdem die städtischen Ansätze zur Vereinheitlichung des Stadtbilds nach historischem Vorbild mit vorrangig giebelständigen Häusern. Mit abschließenden Worten von Frau Prof. Seng und bei beginnendem Nieselregen endete diese ereignis- und lehrreiche Exkursion. Die zahlreichen Eindrücke haben uns ein um das andere Mal veranschaulicht, wie stark soziopolitische Kontexte und Geschichtsrezeption auf unser architektonisches Kulturerbe einwirken.

Bericht von Elisa Maschkio M.A.

Studierende des Masterstudiengangs Kulturerbe und weitere Teilnehmer*innen des Hauptseminares „Architektur, Design, Ausbildung, Deutscher Werkbund, Bauhaus und die Hochschule für Gestaltung in Ulm: innovative Konzepte in Deutschland im 20. Jahrhundert“ hatten die Chance, die im Seminar behandelten Themen im Rahmen zweier Exkursionen durch praktische Anschauung und Expertenbespräche zu vertiefen. Dazu wurden Museen und Ausstellungen sowie Wohn- und Industriebauten besucht. Dabei bestand die Möglichkeit zu interessanten Expertengesprächen mit Personen aus den Leitungsfunktionen der jeweiligen Institutionen. Durch den Besuch vor Ort erhielten die teilnehmenden Personen tiefgründige und reflektive Einblicke in Pläne, Forschung und Konzeptionen der jeweiligen Institutionen.

Erst die Exkursionen haben die ganze Breite und Tragweite der im Seminar behandelten Thematik fassbar gemacht. Vor allem das Erleben und die direkte Auseinandersetzung mit den Innovationen Peter Behrens, Walter Gropius, Mies van der Rohes oder Karl Ernst Osthaus schufen eine weitere Ebene für das Verständnis der Industrie- und Designgeschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Der Umgang mit und die Adaption ebendieses Erbes entfaltete im Kontext von 100 Jahre Bauhaus 2019 eine ganz besondere Gewichtung.

Freitag, 22.11.2019: Die Exkursionsteilnehmer*innen besuchten zuerst das Kaiser-Wilhelm-Museum in der ehemaligen Seidenwebermetropole Krefeld. Dort wurden die Ausstellungen „Von Albers bis Zukunft. Auf den Spuren des Bauhauses“ besucht und ein Expertengespräch mit der stellvertretenden Direktorin Dr. Sylvia Martin geführt, wobei die aktuelle Konzeption der Ausstellungen und der Institution an sich im Vordergrund standen. Daran anschließend ging es zu den, dem Kaiser-Wilhelm-Museum zugehörigen Häusern Lange und Esters, deren Architektur, Geschichte und aktuelle Nutzung von Frau Dr. Martin vorgestellt wurden.

Samstag, 23.11.2019: An diesem Tag wurde das LWL-Industriemuseum Peter Behrens Bau in Oberhausen besichtigt. Zu Beginn wurde der Bau an sich erläutert und mit der Geschichte von Oberhausen und der Industrialisierung des Ruhrgebiets kontextualisiert. Anschließend daran erhielten die Teilnehmer eine Führung durch die Dauer- und Sonderausstellung, sowie einen Einblick in das sonst nicht der Öffentlichkeit zugängliche Depot des Museums. Die Sonderausstellung bot kohärent zu der Dauerausstellung eine Impression verschiedener industrieller Produkte und Gebrauchsgegenstände. Einen nicht unbeträchtlichen Teil dieser Ausstellung füllten am Bauhaus entwickelte Gebrauchsgegenstände des alltäglichen Lebens und als Höhepunkt der legendäre „Wassily Chair“ Marcel Bräuers.

Donnerstag 12.12.2019: An diesem Tag der Exkursion wurde das Folkwang Museum in Essen besucht. Im Fokus dieses Besuches stand die Ausstellung „Bauhaus am Folkwang. Laszlo Moholy-Nagy“. Darüber hinaus wurde ebenfalls die neue Dauerausstellung rezipiert. Besonders auffallend war dabei die hohe Besucherzahl aller Altersklassen. Um 12.30 Uhr erhielten die teilnehmenden Personen die Gelegenheit zu einem Expertengespräch mit dem Direktor des Folkwang Museums, Herrn Peter Gorschlüter. In dem mehrstündigen Gespräch wurden Thematiken wie Erfahrungen mit dem freien Eintritt, Museumsmanagement, Konzeption der neuen Ausstellung, Geschichte des Hauses, Rezeption bis hin zur Provenienzforschung erörtert. Danach besuchte die Gruppe der Siedlung Margarethenhöhe in Essen. Die Geschichte, die Konzeption der Anlage, der architektonische Charakter, sowie die heutige Nutzung und Verwaltung durch die Margarethe-Krupp-Stiftung wurden von deren Geschäftsführer Michael Flachmann erläutert. Während des Rundganges brannten lebhafte Diskussionen zu den Thematiken der Nachhaltigkeit, E-Mobilität, Instandhaltung, Straßenbau und der damit verbundenen Autothematik auf.

Freitag 13.12.2019: Am letzten Tag der Exkursion wurde der Hohenhof in Hagen besucht. Die Führung übernahm Dr. Birgit Schulte, Kustodin und stellvertretende Direktorin des Osthaus Museums in Hagen. Sie schilderte den visionären Entstehungskontext der Bauwerke, sowie die ursprünglich intendierte Siedlung. Hierbei lag ein besonderes Augenmerk auf der Architektur und dem Gesamtkonzept von Bauwerk und Gelände. Frau Dr. Schulte schilderte ebenfalls die bewegte jüngere Vergangenheit des Gebäudes durch dessen Nutzung Gauschule, Lazarett und Geburtsklinik und den aktuellen archäologischen Funden der jüngeren Vergangenheit. Anschließend daran wurde die Sonderausstellung „Walter Gropius – Die Wanderausstellung `Vorbildliche Industriebauten´ 1911 – 1914“ im Osthaus Museum unter der Führung des Kokurators Prof. Dr. Reinhold Happel besichtigt. An diesem Punkt wurde besonders die Verbindung zwischen Osthaus und Gropius deutlich, sowie die Bedeutung der Person Osthaus als Kunstmäzen und Förderer avangardistischer Künstler und Architekten, deren Schaffen bis in die Gegenwart wirkt. Auch die Entwicklung der Industriearchitektur, die Konkurrenz von Ingenieur und Architekt und die Photographie als Mittel zur Dokumentation waren Kernelemente der Diskussionen und der Ausführungen Prof. Happels. In einer abschließenden Diskussion mit Frau Dr. Schulte und Herrn Prof. Dr. Happel klang die Exkursion aus.

Von: Eric Watermeier

Die diesjährige vom Lehrstuhl Kulturerbe ausgerichtete Exkursion führte eine Gruppe Studierender und Mitarbeiter unter der Leitung von Frau Professor Eva-Maria Seng in die Städte Halle, Dessau und Weimar. Der thematische Schwerpunkt lag, passend zum Jubiläumsjahr, auf dem Thema „Bauhaus“ und dem Umgang mit seinem Erbe. Dabei bot sich den Teilnehmern ein wertvoller Einblick in die Praktiken der Denkmalpflege sowie des musealen Ausstellungswesens. Stets gab es die Möglichkeit zum Blick hinter die Kulissen und zum Gespräch mit Museumsleitern, Kuratoren, Wissenschaftlern und Denkmalpflegern, die sich großzügig Zeit genommen hatten, ihre Expertise, Erfahrungen und Visionen mit den Gästen aus Paderborn zu teilen.

Erster Programmpunkt des Dienstags war der Besuch der Franckeschen Stiftungen und die Begehung ihrer berühmten Kunst- und Naturalienkammer gemeinsam mit dem engagiertem Kustos Claus Veltmann. Im Anschluss führte die Leiterin des Studienzentrums August Hermann Francke, Britta Klosterberg, durch die nicht minder geschichtsträchtige Bibliothek der Stiftung.

Das Mittwochprogramm führte die Teilnehmer ins benachbarte Dessau. Erstes Ziel war das soeben entstehende Bauhaus Museum, wo bereits die Möglichkeit bestand, sich einen Eindruck vom Museumsgebäude und seiner Lage zu verschaffen. Von dort führte der Weg zu dem nach Plänen von Walter Gropius errichteten Gebäudekomplex, der von 1926 bis 1932 als Bauhaus-Schulgebäude gedient hatte. Empfangen und geführt wurden die Besucher von der Leiterin der Akademie der Stiftung Bauhaus, Regina Büttner, die sich ferner einer umfangreichen Diskussion über die Bedeutung und Organisation des Bauhauses stellte. Anschließend ging es zu den so genannten Meisterhäusern. Die Führung der Gruppe übernahm hier der stellvertretende Leiter der Kuratorischen Werkstatt, Werner Möller, der die jeweiligen Restaurierungs- und Vermittlungskonzepte erklärte.

Am Morgen des Donnerstags zog die Gruppe durch Halle zur Moritzburg, welche heute das Kunstmuseum Moritzburg beherbergt. Ein erster Gang durchs Museum erfolgte einzeln oder in kleinen Gruppen. Dann führte der engagierte Direktor Thomas Bauer-Friedrich seine Paderborner Gäste noch einmal systematisch durch jene Sektionen der Ausstellung, die der Kunst der DDR und des frühen 20. Jh. gewidmet waren. Auch über die für den Herbst 2019 angesetzte Ausstellung „Bauhaus Meister Moderne“ wurde eifrig und teils kontrovers diskutiert.

Nach einer kurzen Mittagspause ging es zum Besuch der Textilmanufaktur der Burg Giebichenstein Kunstschule Halle. Empfangen wurden die Paderborner Besucher von den Professoren Bettina Göttke-Krogmann und Ulrich Reimkasten. Diese gaben einen spannenden Einblick in die Geschichte und die aktuelle Ausrichtung der Hochschule mit ihren Studiengängen zu Kunst und Design. Gemeinsam mit zwei Studentinnen der Kunsthochschule wurden auch über die Herausforderungen und Perspektiven der Institution und ihrer Absolventen gesprochen.

Von der Textilmanufaktur zog man zur letzten Station des Tages: die Residenz des Kunstvereins „Talstraße“. Bei einer Gesprächsrunde mit dem Vorsitzenden Matthias Rataiczyk und anderen Vereinsmitgliedern wurde über die Kulturpolitik und die Künstlerszene in der DDR sowie über die Arbeit des von Absolventen der Kunsthochschule Burg Giebichenstein gegründeten Vereins diskutiert.

Erster Anlaufpunkt des Freitags was das Bauhaus-Museum Weimar, dessen Eröffnung erst am Wochenende zuvor feierlich begangen worden war. In der medialen Berichterstattung war von langen Besucherschlangen und von zweistündigen Wartezeiten vor dem Museum die Rede gewesen. Doch blieb den Teilnehmern der Exkursion ein solches Ärgernis erspart, wohl auch, weil man frühzeitig vor dem Einlass um 10 Uhr direkt vor der Drehtür Position bezogen hatte. Im Museum angekommen, machte man sich zuerst, jeder für sich oder in kleinen Gruppen, auf den Weg durch die frisch gestaltete Dauerausstellung. Bei der anschließenden Besprechung des Gesehenen wurden allerdings auch kritische Ansichten zur Architektur und Innengestaltung geäußert.

Auf den Museumsbesuch folgte ein ausgedehnter Entdeckungsgang durch Weimar mit Halt an drei geschichtsträchtigen Stationen: die Bauhaus-Universität Weimar mit ihrem Van-de-Velde-Bau, das Römische Haus und das Haus am Horn. Die Rückfahrt in die westfälische Heimat erfolgte am frühen Abend des 12.4. mit dem Zug nach Paderborn. Hier bot sich den Teilnehmern die Aussicht auf ein erholsames Wochenende, ehe man sich wieder in die Turbulenzen des universitären Alltagsbetriebs stürzte.

Eine ausführliche Version dieses Berichts erscheint in der nächsten Ausgabe der Paderborner Historischen Mitteilungen. Im aktuellen Heft (Jg.31) findet sich ein Rückblick auf die vorjährige „Berlinexkursion des Studiengangs Kulturerbe vom 9. – 12- April 2018“ (S.88-91).

Die Exkursion für Teilnehmer des Studiengangs „Kulturerbe“ und interessierte Kommilitonen führte dieses Jahr zu wichtigen Museen und Gedenkstätten nach Berlin. Die Exkursionsteilnehmer konnten dabei spannende Einblicke in die hauptstädtische Kulturlandschaft und spezifische Formen des Gedenkens und Ausstellens gewinnen.

Erste Station war am Montag die Baustelle des Berliner Stadtschlosses, worin das Humboldt-Forum ab Ende 2019 seine ethnologischen Sammlungen der Öffentlichkeit zu präsentieren plant. In der als Informationszentrum eingerichteten Humboldt-Box konnten sich die Teilnehmer ein Bild von diesem Großprojekt machen. Die Ausstellung Die Welt hören bot einen ersten Vorgeschmack der geplanten Präsentation, während vom Observationsdeck aus die neue Schlossfassade im Bau betrachten werden konnte. Es folgte ein Besuch des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas und des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas.

Der Dienstagmorgen galt dem Museum Europäischer Kulturen in Dahlem, dessen Leiterin Frau Prof. Tietmeyer durch die Ausstellung führte. Es wird hier weniger versucht, eine Volkskunde im alten Sinne zu betreiben, vielmehr werden kulturelle Prozesse einschließlich aktueller Entwicklungen selbst zum Gegenstand gemacht. Die wissenschaftliche Museumsassistentin Jana Wittenzellner führte anschließend noch durch die Sonderausstellung 100 Prozent Wolle. Die Bestände des im gleichen Gebäude befindlichen Ethnologischen Museums waren bereits größtenteils verpackt und warteten auf ihre Überführung ins Humboldt-Forum. Der exklusive Blick hinter die Kulissen veranschaulichte eindrucksvoll die Schwierigkeiten des Transports von Großobjekten sowie im Zusammenhang ergriffene Schutz- und Restaurierungsmaßnahmen. Ein Expertengespräch mit dem Historiker Gabriel Schimmeroth behandelte Ziele und Methoden der Provenienzforschung bei ethnologischen Objekten, insbesondere am Beispiel seiner Arbeiten zu nigerianischen Sammlungsbeständen.

Der Mittwoch widmete sich der Aufarbeitung des Widerstandes gegen die NS-Diktatur im musealen Kontext. Erste Tagesstation war die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock, mit dessen Leiter Prof. Peter Steinbach die Dauerausstellung Widerstand gegen den Nationalsozialismus begangen und eingehend diskutiert wurde. Anschließend folgte eine Führung durch die Gedenkstätte Stille Helden, welche Geschichten derer präsentiert, die zur NS-Zeit Juden versteckt hatten.  Daran anknüpfend ging es mit dem Bus weiter zum Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt, deren Eigentümer seine jüdischen Mitarbeiter vor der Deportation zu schützen versucht und anschließend eine Versorgung der Inhaftierten mit Lebensmitteln eingerichtet hatte.

Der letzte Exkursionstag war dem Neuen Museum gewidmet. Die stellvertretende Leiterin Marion Bertram führte die Teilnehmer durch die weiten Räume des bekannten Hauses auf der Museumsinsel. Neben der Museumsgeschichte und -konzeption wurde auch seine jüngste architektonische Gestaltung, eine von David Chipperfield ab 1997 vollzogene „vorsichtige Ergänzung der Ruinen“, thematisiert. Auch das kontroverse Thema „Beutekunst“ wurde besprochen. Den Abschluss bildete die Galerie Parterre in Pankow, deren Leiterin Kathleen Krenzlin sie zugleich als ein lokales Kulturzentrum vorstellte. Zum Gespräch gesellte sich auch der ehemalige Kultursenator Thomas Flierl, der den Teilnehmern eigene Erfahrungen über die Herausforderungen Berliner Kulturpolitik zwischen Zentralplanung und der Berücksichtigung eigenständiger Lokalinitiativen berichtete.

Die Exkursion nach Berlin bot Möglichkeiten, die sich dem Museums- oder Gedenkstättenbesucher für gewöhnlich nicht eröffnen, darunter den sprichwörtlichen Blick hinter die Kulissen verschiedener Institutionen und lebendige Diskussionen mit Museologen, Ausstellungsmachern und Kulturpolitikern. Den Studierenden war sie darüber hinaus eine wertvolle Ergänzung zu museologischen und erinnerungsgeschichtlichen Lehrveranstaltungen.

Innerhalb des Studiengangs Kulturerbe unternahmen Studierende des Masterprogramms sowie die Professorin Dr. Seng und weitere Mitarbeiter des Lehrstuhls eine fünftägige Exkursionsfahrt in die Städte Stuttgart und Ulm. Die 10-köpfige Gruppe hatte zu diesem Zweck einen Kleinbus gemietet, mit dem es von Paderborn aus auf einer fünfstündigen Fahrt nach Stuttgart ging.

An diesem ersten Tag führte der allererste Programmpunkt in die Stiftskirche Stuttgart. Die Exkursionsteilnehmer erhielten Zutritt zum neu gestalteten Eingangsbereich, den archäologischen Funden im Kellergeschoss, zum neu eingerichteten Gemeindezentrum und zum Kirchenschiff mit der neuartigen Deckenkonstruktion. Der Dipl.-Architekt Ludger Schmidt konnte Informationen zur Umstrukturierung der Kirchenarchitektur und zur Wiedereröffnung aus erster Hand geben, da er leitender Architekt der Renovierungsarbeiten an der Stiftskirche von 1999 bis 2003 war. Die Verbindung der alten Baustruktur mit neuen Materialien wie Beton und Glas wirkt besonders gelungen und eröffnet dem Besucher einen modernen Zugriff auf die historische Baustruktur und verdeutlicht mehr als einen denkmalpflegerischen Ansatz des Wiederaufbaus der Nachkriegsjahre. Anschließend war Zeit einen Eindruck der Innenstadt Stuttgarts durch Selbsterkundung zu gewinnen und den Abend frei zu gestalten.

Am folgenden Tag standen die zwei Schlösser Solitude und Ludwigsburg auf dem Plan. Herzog Carl Eugen ließ Schloss Solitude, eine Perle des späten Rokoko und Ort des Rückzugs, der Unterhaltung und der Gelehrsamkeit, auf einem Hügel in den Wäldern um Stuttgart erbauen, weswegen es einen weitläufigen  Ausblick  auf die Umgebung bietet. Im Inneren des Lustschlosses beeindrucken die Säle mit ihrer prächtigen bis heute erhalten gebliebener Gestaltung und Dekoration. Im Gegensatz zu dem relativ kleinen Schlossgebäude und den ausgedehnten Gärten ist Schloss Ludwigsburg eine großangelegte Schlossanlage, die vor allem der höfischen Repräsentation diente. Ihr ständiger Aus- und Umbau zog sich über lange Zeit hinweg. Frau Dr. Patricia Peschel von den Staatlichen Gärten und Schlössern Baden-Württemberg führte die Gruppe durch das Schloss, wobei auch Wege und Räume, die den normalen Besuchern verborgen bleiben, besichtigt werden konnten. Nach diesem Ausflug in den höfischen Alltag nutzen die Exkursionsteilnehmer die Gelegenheit, das neben dem Schloss als Planstadt angelegte Ludwigsburg und ihre Bürger kennen zu lernen. Auf dem Marktplatz konnte ein kleines Mittagessen eingenommen werden und anschließend stand ein Besuch des Stadtmuseum an. Die dortige ständige Ausstellung überzeugte die Exkursionsgruppe mit einer modernen, gut durchdachten Präsentation und Gestaltungsästhetik. Nach diesem Informationsreichen Tag wurde der freie Abend sehr genossen.

Am nächsten Morgen startete die Exkursionsgruppe in Stuttgart Richtung Waldenbuch in der Nähe von Stuttgart, um das dortige Museum der Alltagskultur des Landesmuseums Württemberg zu besichtigen. Der Leiter Thomas Brune und der Kurator des Hauses Frank Lang führten durch die Dauerausstellung, die auf zwei Ebenen eines ehemaligen Jagdschlosses präsentiert wird. Anschließend kamen alle im hauseigenen Selbstbedienungscafé zusammen und besprachen aktuelle Themen und Probleme in der Führung eines Museums und der Konzeptionierung einer gelungenen Dauerausstellung. In Begleitung der für das Textildepot zuständigen Konservatorin Gertrud Buder konnte hinter die Kulissen des Museumsbetriebes geschaut werden. Sie öffnete die Türen zu den Werkstätten und den Depot- und Arbeitsräumen. Nach diesem umfassenden Einblick in einen laufenden Museumsalltag, ging es zurück nach Stuttgart, um sich bis zur abendlichen Abfahrt nach Ulm entweder mit dem architektonischen Erbe der Weissenhofsiedlung auseinander zu setzen oder den Nachmittag frei zu gestalten.

In Ulm konnte früh am nächsten Morgen das Programm beginnen. Von neun bis zwölf Uhr war das Thema das Münster und die Münsterbauhütte. Man traf sich mit dem Bauhüttenmeister Andreas Böhm, der für den erkrankten Leiter des Münsterbauamtes Michael Hilbert die Führung der Exkursionsgruppe am Münsterplatz übernahm. Der allgemeinen Einführung folgte eine Besichtigung der Arbeitsplätze der Steinmetze und Restauratoren in dem Bauhüttengebäude bevor es in den Münster selber ging. Dort interessierte weniger das von allen begehbare Kirchenschiff als die hinter den Mauern verborgenen Gänge und Räume. Zuerst zeigte Andreas Böhm das unterirdische Fundament, auf dem die gesamte Turmlast liegt. Dann ging es hoch zu den Seitentürmen und dem Vierungsgewölbe, weiter hoch zu dem Raum zwischen Gewölbe und Dachstuhl in Richtung Glocken und am Außendach zurück zu den Seitentürmen. Wer nicht schwindelfrei war, musste für diese Tour viel Mut aufbringen. Für diese Führung gab es viel Applaus von der Exkursionsgruppe. Ein kleiner Rundgang durch das Kirchenschiff mit den Highlights altes Chorgestühl und Schreiter-Fenster war auch noch möglich. Wer mochte konnte den Anblick des Münsters bei einem Mittagssnack vom sicheren Boden aus von außen bestaunen. Schnell stieg man wieder ins Auto, um zum nächsten Programmpunkt zu gelangen, dem Kloster Wiblingen, wo die zuständige Konservatorin von den Staatlichen Schlössern und Gärten, Carla Müller, schon wartete. Das Kloster bietet einen reich ausgestatteten Rokoko-Bibliothekssaal, in dem alleine man schon viel Zeit verbringen kann. Die Kirche des Klosters wiederrum aus der Zeit des Barock ist ebenso sehenswert. Ein Besuch des Klostermuseums schloss sich an. Zum Abschluss des Tages sollte die Versöhnungskirche in Wiblingen besucht werden, die aber nur von außen sowie durch die Fenster hindurch spähend betrachtet und besprochen werden konnte, da sie verschlossen war. Dennoch bildete sie einen gelungenen Abschluss der gesehenen Kirchen und ihrer jeweiligen Formensprache angefangen bei der Gotik, zu Barock und Rokoko bis zur Nachkriegsarchitektur. Über die bisherige Exkursion konnten sich die Studierenden und die Lehrstuhlmitarbeiter bei einem gemeinsamen Abendessen in einem schwäbisch-spanischem Lokal am Münsterplatz in Ulm austauschen.

Der Programmpunkt des letzten Tages bestand aus einer Stadtführung mit dem Stadtplaner der Stadt Ulm, Volker Jeschek. Treffpunkt war das Stadthaus direkt am Münsterplatz. Vor allem das neue stadtplanerische Konzept und seine Auswirkungen konnten besprochen und am Beispiel gezeigt werden. Wichtige Maßnahmen hängen mit der verkehrstechnischen Beruhigung der Innenstadt zusammen und beinhalten die Umstrukturierung der Straßenverläufe und der Einrichtung eines unterirdischen Parkhauses. Da es leider stark regnete an diesem Tag, war der wichtigste Begleiter für die Führung ein Regenschirm und das Aufsuchen von überdachten Inseln. Zum Abschluss kam die Führung daher in einem Café. Auf eigene Faust suchte die Exkursionsgruppe um Frau Prof. Seng anschließend die Stadtbibliothek des Architekten Gottfried Böhm auf, die sich pyramidenartig und gläsern über den Dächern der Innenstadt erhebt. Nach so viel Kultur trat man die Heimfahrt nach Paderborn erschöpft aber zufrieden an.

Im Rahmen des Hauptseminars „Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg in Polen und Deutschland“ besuchte unsere Seminargruppe Anfang April 2014 Warschau, um sich mit der Hauptstadtarchitektur aus fünf Jahrhunderten vertraut zu machen, deren theoretische Grundlagen vorher im Seminar behandelt worden waren. Das dreitägige Programm umfasste eine Altstadtführung, Museumsbesuche, einen bauhistorischen Stadtrundgang und eine Stippvisite beim DAAD, die allesamt einen viel umfassenderen Blick auf Warschau und die polnische Geschichte ermöglichten, als die reine Steinbeschau und Diskussion im Seminar es hätten leisten können. (kk)

Dass Architektur viel mehr ist als nur Wohn- und Lebensraum, als Platz für Repräsentation und soziale Interaktion wird erst deutlich, wenn sie verschwunden ist oder als Ruine mahnend steht. Der Zweite Weltkrieg war in seinem Ausmaß der flächendeckenden Zerstörung in Europa und weltweit ein einzigartiges Phänomen. Die bis dahin jahrhundertelang gewachsenen architektonischen Strukturen als Spiegel gesellschaftlicher und historischer Beziehungen wurden innerhalb von nur wenig mehr als sechs Jahren vernichtet, teils als Opfer der deutschen und alliierten Bombardements, teils bewusst als Ausradierung der mit ihr verbundenen nationalen Identitäten. Was als großes Unglück empfunden wurde lieferte aber auch nach dem Krieg die Grundlage für ein radikales neues Denken und Bauen. In dieser Diskussion um Erscheinungsformen und Aufgaben der Architektur (die sich bis in unser Jahrzehnt hält) sind die verschiedenen Wiederaufbaukonzepte zu sehen, die in ganz Europa zum Tragen kamen.

Besonders schlimm traf es 1944 Warschau, dessen Innenstadt von den Deutschen Haus für Haus und Stein für Stein  in Schutt und Asche gelegt wurde. Nach 1945 fand die sowjetische Architektursprache Eingang in das Erscheinungsbild der Stadt, das fortan aus einer einmaligen Mischung sozialistischer Prachtbauten, dem originalgetreu restaurierten Altstadtkern und verbliebenen Gebäuden aus dem 18. Bis 20. Jahrhundert bestand, zunehmend bereichert durch die Rekonstruktion des Königsschlosses in den Siebziger Jahren und schließlich den Einflüssen der zeitgenössischen Architektur.

Um diese Wiederaufbaubemühungen in ihren unterschiedlichen Phasen am originalen Objekt nachzuvollziehen flog unsere Seminargruppe nun für drei Tage nach Warschau. Schon der Weg vom Flughafen in die Innenstadt  führte über die Ulica Marszałkowska, einen Prachtboulevard mit Bebauung im Stil des Sozialistischen Realismus, von Architektur und Städtebaulicher Bedeutung her ähnlich der Berliner Karl-Marx-Allee. Die Ursprünge aus dem 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert bezeugen allerdings nur noch wenige erhaltene Häuser – besonders eindrucksvoll in Form eines Rokoko-Palais relativ am Ende des Boulevards, das gerahmt wird von sowjetischen Wohnkomplexen und modernen Hochhäusern des Bankenviertels. Vorbei am Kulturpalast kutschierten uns die Taxen durch den dichten Warschauer Feierabendverkehr zum Hostel.

Am nächsten Morgen trafen wir uns bei strahlendem Sonnenschein und klirrender Kälte auf dem Schlossplatz, um bei einer Altstadtführung mit der Kunsthistorikerin Malgorzata Popiolek den ältesten Teil Warschaus und vor allem den originalgetreu restaurierten Marktplatz zu sehen. Von der Sigismundsäule ging es entlang der Stadtmauer erst einmal außen um den Altstadtkern herum zur eindrucksvollen Barbakane, bevor wir auf dem seltsam leeren Marktplatz ankamen. Außer Schulklassen und Verkäufern von Stadtansichten in Öl und Aquarell (die Palette reichte von modern bis Canaletto-Reproduktionen) begegneten uns kaum Warschauer. Auch auf dem weiteren Weg durch die engen Altstadtgassen wirkte alles wie ein gut gemachter Themenpark an einem schlecht besuchten Tag. Das bescherte uns allerdings auch fast immer einen unverstellten Blick auf all die bunt leuchtenden Fassaden der Häuser und Kirchen. Nach einem Besuch im Historischen Museum, das sich der Stadtgeschichte widmet, schlugen wir den Rückweg ein, diesmal nicht entlang der Stadtmauer, sondern weiter durch die Altstadt, vorbei an der Jesuitenkirche und Johannes-Kathedrale hin zum Warschauer Königsschloss. Nach einem typisch polnischen Mittagessen in der Schlosskantine folgte die Besichtigung einer Ausstellung im Kellergeschoss des Schlosses, die multimedial die Rekonstruktion des identitätsstiftenden Gebäudes in den Siebziger und Achtziger Jahren dokumentiert. Den verbliebenen Nachmittag nutzten wir, um in Kleingruppen den Rand der Altstadt und Teile der Neustadt (Nowe Miasto) zu erkunden, immer auf der Suche nach Details aus den Veduten Canalettos – die wir schließlich unter anderem in der eindrucksvollen Sakramentinnenkirche am Neustädter Marktplatz fanden.  Abends zog es uns in das studentische Nachtleben entlang der Ulica Nowy Świat. Dieser Teil des Warschauer Königsweges führt von der Krakauer Vorstadt, die heute noch eindrucksvoll mit den Resten und Rekonstruktionen von Adelspalais aufwartet, bis zum Plac Trzech Krzyży mit der berühmten Alexanderkirche.

Gut, dass wir die Strecke vom Schloss bis zum Rondo Charles'a de Gaulle'a abends schon gelaufen waren – am nächsten Tag wartete eine baugeschichtliche Stadtführung mit Krzysztof Mordynski auf uns. Von unserem Hostel aus führte die Route nördlich entlang der Ulica Marszałkowska zum Sächsischen Garten (Ogród Saski), einem ehemaligen Schlossgarten aus der Zeit August des Starken zwischen der Ulica Marszałkowska und der Krakauer Vorstadt. Der Palast an der altstädtischen Seite wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, nur das Grab des Unbekannten Soldaten, das in einem Kolonnadengang des Palastes stand, wurde verschont. Heute liegt hinter dem Sächsischen Garten ein riesiger, leerer Platz – die geplante Rekonstruktion des Palastes wurde auf unbestimmte Zeit hin verschoben. Weiter ging es über die Krakauer Vorstadt und die Ulica Nowy Świat bis hin zur MDM-Siedlung (ein Paradebeispiel der repräsentativen Architektur des Sowjetischen Realismus) am südlichen Ende der Ulica Marszałkowska. Im originalgetreu eingerichteten Café des Kulturpalastes, etwa in der Mitte der Ulica Marszałkowska gelegen, endete die Führung. Von der Aussichtsplattform an der Spitze des Kulturpalastes aus lagen uns das neue und alte Warschau, seine Plätze und Parks, Paläste und weniger schöne Wohnblocks, die Altstadt und das Bankenviertel zu Füßen. Auf einen Blick wurde die wechselhafte Geschichte der Stadt und ihre Verhandlung in Form der Frage „Rekonstruktion – ja oder nein? Und wenn ja, wie?“ sichtbar. Die vielen verschiedenen historischen Schichten liegen heute so offensichtlich nebeneinander wie sie es in kaum einer anderen europäischen Stadt tun. Dass jede Rekonstruktion auch eine Absage an einen anderen Abschnitt der Geschichte ist, wird in so einer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen in fast jedem Haus sichtbar.

Unser letzter Tag in Warschau führte uns zum polnischen Büro des DAAD und damit das erste und einzige Mal auf die östliche Seite der Weichsel. Von der Straßenbahn aus öffnete sich ein völlig neuer Blick auf die Altstadt, die sich hinter der Rokoko-Fassade des Königsschlosses an die Weichselböschung schmiegt. Die Mitarbeiterinnen des DAAD gaben einen Einblick in ihre Arbeit und die interkulturellen Herausforderungen im Deutsch-Polnischen Austausch. Von dort ging es wieder zurück durch die Altstadt an den nördlichen Rand der Innenstadt, mitten hinein in das Gebiet des ehemaligen Ghettos zum Museum der Polnischen Juden. Neben dem berühmten Mahnmal für den Aufstand im Warschauer Ghetto 1943 erhebt sich ein moderner Glasbau, in dem die Geschichte der Warschauer Juden von den Anfängen der jüdischen Gemeinschaft bis hin zur Liquidierung des Ghettos während der deutschen Besatzung anschaulich dokumentiert wird. Ein letztes Mal durchquerten wir die Innenstadt, um als Abschluss unserer Exkursion noch das Nationalmuseum zu besuchen, das am Ende der Ulica Nowy Świat in unmittelbarer Nähe der berühmten Palme, eines zeitgenössischen Kunstwerks, liegt. Im Museum wird polnische und internationale Kunst von der Antike bis hin zur Moderne ausgestellt, viele Werke wurden nach der Plünderung durch die Deutschen wieder zurückgeführt. Bis heute als verschollen gelten jedoch immer noch mehr als zwei Millionen Objekte.

Damit führte auch die letzte Etappe unserer Exkursion vor Augen, wie sehr der Zweite Weltkrieg bis heute im Bereich der Kunst und Kultur nachwirkt. Die Dichotomie von Verlust und Wiedergewinnung streckt sich über die Identität und Souveränität eines Staates bis zu ihrer Manifestation in Kunst und Architektur. Die Entscheidung für oder wider Rekonstruktionen ist immer auch eine Entscheidung über die Sichtbarmachung von Geschichte, also ein Bekenntnis zu einer Identität oder gerade ihre Ablehnung. Diese Entscheidungen säumen in Deutschland und Polen und hier gerade in Warschau die Straßen – von der Ulica Nowy Świat bis zur Ulica Marszałkowska. Für uns als Studenten der Geschichte und Kulturerbestudien, darunter viele angehende Lehrer, ergibt sich daraus eine doppelte Botschaft, die wir zusammen mit Andenken und vielen Erinnerungen von dieser Exkursion mitnehmen: Natürlich die Mahnung, für ein geeintes und friedliches Europa einzustehen, um nie wieder in Trümmern nach einer Vergangenheit und Zukunft suchen zu müssen, aber auch das Bewusstsein für die Architektur als Sprache einer Nation, die wir nach diesen drei Tagen besser sprechen und ihre Absichten daher hinterfragen und, wo es nötig ist, kritisch kommentieren können.

Der Masterstudiengang "Kulturerbe" an der Universität Paderborn zeichnet sich nicht nur durch eine fundierte wissenschaftliche Qualifikation im Bereich des kulturellen Erbes aus, sondern auch durch die Enge Verbindung mit der Praxis. So werden regelmäßig Praktiker aus den Bereichen Materielles und Immaterielles Kulturerbe, Erinnerungskultur, Museums- und Ausstellungswesen, Kulturrecht und Kulturmanagement, Internationale Organisationen sowie Interkulturalität für die Durchführung von Lehrveranstaltungen gewonnen. Im Wintersemester 2012/2013 konnten die Studierenden somit grundlegende Kenntnisse zur Objektdokumentation im Museum unter der Leitung von Dipl. Bibl. Manfred Hartmann (Bibliothek/Dokumentation LWL-Museumsamt für Westfalen, Dr. Christine Schönebeck (Kommissarische Leiterin des Museums der Stadt Gladbeck und Maleen Knorr M.A. (wiss. Volontärin beim LWL) u.a. im Hellweg-Museum, Unna, und dem Stadtmuseum Lippstadt erhalten. Im Seminar "Denkmalpflege führte Dr. Markus Harzenetter, Leiter des Amtes für Denkmalpflege in Westfalen, sowohl in theoretische als auch praktische Aspekte dieses Bereiches ein. Auch dieses Seminar wurde durch die direkte Anschauung und Diskussion an einem Beispiel vor Ort unterstützt. Die Exkursion dieses Seminars führte die Studierenden zum einen zur Stiftung Industriekultur und zum anderen in die Zeche Zollern nach Dortmund.

Eine Gruppe Studierender der Universität Paderborn begab sich Ende Juli auf eine sechstägige Exkursion nach Hamburg, Lübeck, Wismar und Stralsund. Anlass bot das Seminar „Stadt, Stadterneuerung, Wiederaufbau und Transformation im 20. Jahrhundert an den Bsp. Hamburg und den UNESCO-Welterbestätten Lübeck, Wismar und Stralsund“ des Sommersemesters 2011 unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Seng.

In Hamburg zeigten sich zunächst beeindruckende Beispiele des Städtebaus aus Vergangenheit und Gegenwart. Verschiedene Wohnsiedlungen aus den 20er bis 50er Jahren wurden besichtigt, die den fortschreitenden Modernisierungsprozess dieses Zeitraums deutlich machten. Die Frank’sche Siedlung etwa, eine Reihenhaussiedlung aus den 1930er Jahren, machte mit ihren gemeinschaftlichen Grünanlagen deutlich, wie man sich damals um grünen Wohnraum in der Hansestadt bemühte, die in Folge des Groß-Hamburg-Gesetzes zur Großstadt entwickelte und sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend durch Gentrifizierung auszeichnet. Konkreten Bezug zur Stadtplanung der Gegenwart bot das Gebiet der „HafenCity“. Neben grundlegenden stadtplanerischen Funktionen bemüht man sich hier schon in der Planung um eine durchmischte Bevölkerungsstruktur, unter anderem durch sozialen Wohnungsbau.

In Lübeck wurde die Altstadt gemeinsam mit Hans-Achim Körber, Architekt und Mitarbeiter der Stadt Lübeck im Bereich Stadtplanung, begangen. Im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg kam auch hier eine Modernisierungswelle auf. Anfang der 1970er Jahre setzte jedoch mit der aufkommenden Angst vor einer Zerstörung der historischen Stadtgestalt ein vollständiges Umdenken im Umgang mit der Altstadt ein. Man beschloss, die Altstadt als Kulturdenkmal zu erhalten und einer „Citybildung“ auf der Altstadtinsel zu stoppen. Den Erfolg beweist die Aufnahme der Lübecker Altstadt ins Weltkulturerbe der UNESCO im Jahre 1987.

Auf der UNESCO-Liste finden sich auch die historischen Altstädte von Wismar und Stralsund, die letzten Stationen der Exkursion. In Wismar veranschaulichte Rita Gralow – Mitarbeiterin der Stadt Wismar in den Bereichen Sanierungsplanung und Denkmalpflege – den Studierenden, auf welchen Problemfeldern Städtebau und Denkmalpflege hier zu kämpfen haben. Vor allem die Zukunft der großen Stadtkirchen sei ungewiss. Sie sind noch immer von den Schäden des letzten Weltkrieges gezeichnet und verfügen, wie etwa im Falle der Marienkirche, über keine Gemeinde. Wie und in welchem Maße diese Kirchen wieder genutzt oder gar abgerissen werden wird in den nächsten Jahren zu beobachten sein.

Probleme im Umgang mit einer historischen Altstadt wurden auch in Stralsund deutlich. Welterbe Managerin Stefanie Behrendt veranschaulichte dies etwa anhand des 2008 auf der nördlichen Hafeninsel – und damit in der Pufferzone des Welterbes – errichteten Ozeaneums, bei dessen Bau besondere Rücksicht auf die Sichtachsen des Welterbes genommen werden musste.

Die Exkursion den Teilnehmern nicht nur einen vertiefenden Einblick in die städtebauliche Geschichte und Gegenwart der besuchten Orte. Die Hansestädte offenbarten sich zudem als komplexe Räume, in denen sich unterschiedlichste Bedürfnisse, Erfahrungen und Interessen in Bezug auf Infrastruktur, Denkmalpflege und Lebensqualität kreuzen.

Mehr als 6000 Museen zählen wir heute in Deutschland. Dass man nicht alle gesehen haben kann, ist völlig klar. So machte sich ein Seminar der Universität Paderborn auf, um zumindest die regionale Museumslandschaft zu durchstreifen. Dabei wurde nicht zuletzt auch die Landschaft im Museum entdeckt.

Ein bisschen bewegen müsse man sich im Freilichtmuseum schon, erklärte Dr. Carstensen, der Leiter des LWL-Freilichtmuseums Detmold schmunzelnd der Gruppe Studenten, die mit ihrer Dozentin Prof. Dr. Seng den Weg nach Detmold gefunden hatten. Im Gegensatz zu anderen Museen die im Rahmen des Seminars „Museum: Typologie und Konzeption“ besucht worden waren, gab es hier wenig Schaukästen zu sehen und dafür jede Menge frische Luft. Dr. Carstensen erklärte während des Fußweges vom „Westmünsterländer“ zum „Paderborner Dorf“, dass auch die Landschaft zwischen den kleinen Siedlungen Teil der Ausstellung sei. Wenn auch in verkleinertem Maßstab und nur in angedeuteter Form, so wäre es im Detmolder Freilichtmuseum doch gut gelungen, auf die landschaftlichen Eigenheiten der jeweils repräsentierten Region einzugehen. „Das Sauerländer Dorf beispielsweise“, so der Museumsleiter, „ist dann auch in einem bergig anmutenden Teil des Museumsterreins angesiedelt“.

Eine Landschaft ganz anderer Art bekam die Gruppe schließlich im „Bürgerhaus Schwenger“ zu sehen. Sichtlich stolz präsentierte Carstensen den Besuchern das dort aufgebaute Tageslicht-Fotoatelier Kuper aus dem Jahr 1891. Bei der Übersiedlung des Ateliers aus Rietberg haben Restaurateure unter den Tapeten auf einer der Wände eine gemalte Landschaft wiederentdeckt. Sie wurde früher üblicherweise als Hintergrund für Portraitaufnahmen verwendet. Auch der Kurs von Prof. Dr. Seng ließ es sich nicht nehmen zusammen mit dem Museumsleiter für eine Aufnahme zu posieren.

Am Schluss der Exkursion ermöglichte Dr. Carstensen der Gruppe einen Blick in das Magazin des Freilichtmuseums. Beim Anblick der Vielzahl an Objekten wurde den Studenten einmal mehr deutlich, dass zu den klassischen Kernaufgaben des Museums neben dem Präsentieren eben auch das Sammeln gehört. Dabei sieht sich jede Institution ihren ganz eigenen Herausforderungen gegenübergestellt. Während sich bei einem früheren Besuch des Diözesanmuseums Paderborn gezeigt hatte, dass hier insbesondere Kunstobjekte und Talare fachmännisch aufbewahrt werden wollen, so macht sich Dr. Carstensen schon eher einmal Sorgen um kleine Körner oder lebende Tiere. Denn, so erläuterte er den Studenten, für den Erhalt von historischen Landschaften wie sie im Freilichtmuseum nachgestellt werden, dafür müsse man sich um entsprechendes Saatgut und die Zucht von alten Nutztier-Rassen bemühen.

Während man sich somit in Detmold um die Vielfalt der Landschaft innerhalb des Museums  kümmert, so wenden sich die Paderborner Studenten demnächst wieder der Frage zu, wie der Erhalt der Museen selber gewährleistet werden kann. Denn eines haben die Gespräche mit den diversen Museumsleitern während der letzten Monate sie bereits gelehrt: Die Vielfalt der regionalen Museumslandschaft, die ist sicherlich schützenswert.

Im Rahmen des Hauptseminars „Museum, Typologie und Konzeption" besuchte Prof. Dr. Eva-Maria Seng mit einer Gruppe Studenten am 13.11.2009 das Lippische Landesmuseum und das Freilichtmuseum in Detmold.
Der leitende Museumsdirektor des Landesmuseums, Prof. Dr. Rainer Springhorn, beschrieb zunächst die Entwicklung seines 1835 ursprünglich als Naturalienkammer gegründeten Hauses, dessen Sammlung zu einem Großteil aus Schenkungen bestünde und im Laufe der Zeit einen beachtlichen Umfang erreicht habe. Auf einer Ausstellungsfläche von 6000qm sei es daher nicht möglich, mehr als 10% der Exponate aus den Beständen zu präsentieren. Die Dauerausstellung in regelmäßigen Abständen zu verändern sei zwar theoretisch möglich, aufgrund der zu geringen Personal- und Finanzkapazitäten jedoch nicht realisierbar.
Springhorn betonte neben den Problemen des Museums allerdings auch dessen Erfolg im Rahmen der Sonderausstellung „Varusschlacht - Mythos" im sog. Herrmannsjahr 2009. Diese hatte letztendlich für einen Zulauf gesorgt, der mit einer Besucheranzahl von ca. 100.000 deutlich über dem Jahresdurchschnitt von 40.000 Besuchern gelegen habe. Mit dem Ziel an diesen Erfolg anknüpfen zu können, plane man daher den Besuchern in Zukunft alle 4-5 Jahre eine größere Sonderausstellung und alle 2 Jahre eine kleinere regionale Ausstellung anzubieten.
Im Freilichtmuseum begrüßte die Exkursionsteilnehmer anschließend der Museumsleiter Dr. Jan Carstensen. Einleitend veranschaulichte er die Gründungsumstände der Freilichtmuseen in den 1920er Jahren. Zu dieser Zeit habe sich bei den Menschen die Sorge verbreitet, dass im Zuge der aufkommenden Industrialisierung die „gute alte Zeit" in Vergessenheit geraten könne. Daher habe man sich dazu entschlossen, die Vergangenheit in Einrichtungen wie dem Detmolder Freilichtmuseum zu konservieren. Erklärtes Ziel sei hier demnach, historische Wirklichkeit durch ausgestellte Häuser, nachgestelltes und gleichzeitig erklärtes Leben und Arbeiten zum Sprechen zu bringen. Die Sammlung des Museums beschränke sich dabei auf Exponate aus dem Bereich Ostwestfalen-Lippe. Carstensen betonte in diesem Zusammenhang die besondere Anordnung der Häuser auf dem Gelände, die nach Region, sozialer Schicht, Himmelsrichtung, Zeit und Epoche positioniert werden.
Abschließend ermöglichte Carstensen der Gruppe einen Blick ins Magazin des Museums, dem Zentralarchiv dreidimensionaler Kultur. Hier werden die Exponate, nach der Befreiung von Ungeziefer, in hermetisch abgeriegelten Räumen eingelagert um bei Bedarf verliehen oder ausgestellt zu werden.
Die Exkursion ermöglichte den Teilnehmern einen Umfassenden Einblick in zwei verschiedene Museumskonzeptionen. Besonders auffällig erschien dabei der Unterschied zwischen Landesmuseum als „gewachsenem" einerseits und Freilichtmuseum als „gegründetem" Museum andererseits. Stand für das Freilichtmuseum Detmold von Beginn an fest, welche Exponate es zu sammeln und auszustellen galt, so zeigt sich das Landesmuseum durch seine Entwicklung von einer Naturalienkammer im Kontext seiner Ausstellungsstücke als „durchwachsener". Von Vorteil erscheint dies in Bezug auf die mögliche Vielfalt der Ausstellungsmöglichkeiten, die Organisation und Konzeptentwicklung wird hierdurch jedoch deutlich erschwert.

Zum ausführlichen Bericht geht es hier.

Im Sommer dieses Jahres wird in Essen das neue Ruhrmuseum in der aufwendig restaurierten Kohlenwäsche auf Zeche Zollverein eröffnet. Eine Gruppe Paderborner Studierende hatte am 30. Januar 2009 die Möglichkeit mit Museumsdirektor Prof. Dr. Ulrich Borsdorf die Neukonzeption seines „Regionalmuseums neuen Typs" zu diskutieren.
Die Exkursion setzte exemplarisch die von Prof. Dr. Eva-Maria Seng in ihrer Vorlesung „Was ist Kulturerbe" diskutierten Themenkomplexe Museum als Institution für das mobile kulturelle Erbe und Museum als Vermittlungsinstanz für Identität – in diesem Falle einer ganzen Region. Darüber hinaus ließen sich im Fall der Neunutzung der Kohlewäsche auch der Interessenkonflikt zwischen Denkmalpflege, und damit dem Erhalt der authentischen Substanz einerseits, und der immateriellen Bestandteile der Zeche als Wissensspeicher des Ruhrgebiets andererseits, erfahren.
Die Zeche Zollverein – seit 2001 in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten aufgenommen – verkörpert als Industriedenkmal einen neuen Denkmalstyp. Sie ist zum einen Ausdruck der industriellen Entwicklung des Ruhrgebiets, ferner versinnbildlicht sie die dort über viele Jahrzehnte herausgebildete Identität der Menschen als Bergarbeiter und sie vergegenwärtigt zum anderen den strukturellen Wandel der Region im Zuge der Deindustrialisierung.
Für die Realisierung des Museumsprojektes musste die Kohlenwäsche, die zu Betriebszeiten fast vollautomatisch funktionierte und deswegen weder über ein solides Mauerwerk noch über ein Heizungssystem verfügte, aufwendig über das Vorsetzen einer zweiten Außenmauer restauriert werden. Im Inneren wurden etwa 20% der Maschinen entfernt. Diese Eingriffe wurden von Seiten der Denkmalpflege kritisch betrachtet.
Das Neue Ruhrmuseum in der ehemaligen Kohlenwäsche der Zeche möchte sich in seiner Positionierung zum Industriedenkmal jedoch nicht als ein Industriemuseum im engen Sinne verstehen. Vielmehr hat es sich zum Ziel gesetzt, das Industriezeitalter in einen zivilisationsgeschichtlichen Kontext zu stellen und die Geschichte des Ruhrgebiets sowohl in seiner erdgeschichtlichen als auch hinsichtlich seiner kulturhistorischen Entwicklungen widerzuspiegeln. Das Ausstellungskonzept umfasst die Kategorien Gegenwart, Gedächtnis und Geschichte und geht vom heutigen Zeitpunkt zunächst in das 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung zurück, um von dort aus die historische Entwicklung des Ruhrgebietes nachvollziehbar zu machen. Die Dauerausstellung passt sich in ihrer räumlichen Abfolge ganz den vormals maschinellen Abläufen der ehemaligen Industrieanlage an. Dort verlief das sogenannte „Waschen der Kohle", d.h. die Trennung von Gestein und Kohle, über drei Ebenen nach unten. Diesem Prinzip folgt der Besucher auch heute, indem er über eine Rolltreppe auf eine in 24 Metern Höhe liegende Empfangsebene gebracht wird und von dort aus den Ausstellungsparcours nach unten läuft. Sehr beeindruckt waren die Exkursionsteilnehmer von der derzeitigen Sonderausstellung „Gold vor Schwarz". Hier wurde der Essener Domschatz vor teilweise noch vom Kohlestaub geschwärzten, fensterlosen und betonbekleideten Innenräumen der Kohlenwäsche eindrucksvoll und kontrastreich in Szene gesetzt. Zum Abschluss führte ein ehemaliger Mitarbeiter der lange Jahre als Elektroingenieur unter Tage gearbeitet hatte, durch die Anlage XII und veranschaulichte den Produktionsablauf der Kohle von ihrer Förderung über die Aufbereitung bis zur Verladung des "schwarzen Goldes" und erläutere die Funktionsweise der gigantischen Maschinen dieser einst größten Steinkohlenzeche.

Die intensive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen der Textilkunst bot einen interessanten Rahmen für eine viertägige Exkursion nach Halle an der Saale, an der 14 Paderborner Studierende der Fachbereiche Textil, Geschichte und Literaturwissenschaft vom 26.-29. Juni 2008 teilnahmen. Die Exkursion fand zur Vertiefung und Veranschaulichung des Lehrstoffs des Seminars Texturen. Textilkunst im 20 Jahrhundert, veranstaltet von Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Professur für Materielles und Immaterielles Kulturerbe UNESCO und Professor Dorothea Reese-Heim, Professorin für Textil, statt.
Einführende Einblicke in die unterschiedlichen traditionellen Techniken der Weberei bzw. Wirkerei erhielten die Studierenden bei der Besichtigung der Staatlichen Textil- und Gobelinmanufaktur Halle. Geschäftsführerin Jana Wolter führte durch den Betrieb und stellte die unterschiedlichen Arbeitsbereiche vor, die von der industriell ausgerichteten Jacquardweberei über die zeitintensive Handwirkerei an Hoch- und Schachtwebstühlen bis hin zur aufwendigen Applikationsstickerei reicht. Die Gobelinmanufaktur Halle versteht sich als ein Unternehmen mit traditionell ausgerichteten Arbeitsweisen, die eine notwendige Ergänzung zur industriellen Textilfertigung darstellen. Sie tritt als Bewahrerin historisch überlieferter Techniken auf und leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt immateriellen Kulturerbes. Laut Wolter treten häufig Museen an die Manufaktur heran, um Gobelins oder andere Textilien restaurieren oder rekonstruieren zu lassen, wie etwa das Bauhaus Dessau mit dem Auftrag zur Rekonstruktion von Originalbezügen der Marcel-Breuer-Bestuhlung seiner Aula zur Wiederherstellung der historischen Raumsituation.
Eine erweitere Perspektive auf die Textilkunst eröffnete der sehr persönliche Austausch mit Studierenden der Hochschule für Kunst & Design Burg Giebichenstein. Während eines mehrstündigen Besuchs der Textilklasse von Professor Ulrich Reimkasten stellten dessen Schüler ihre Arbeiten aus dem Bereich der Textilgestaltung vor und sorgten für rege Diskussionen. Professor Reimkasten erläuterte anhand von Bauplänen, die von ihm in Zusammenarbeit mit seinen Studierenden entwickelt wurden, sowohl geplante als auch durchgeführte Kunst am Bau-Projekte. Dazu gehörte unter anderem die künstlerische Gestaltung der Kinder- und Geburtenstation im Elisabethkrankenhaus Halle, die schließlich vor Ort in Augenschein genommen wurde. Während der Begehung der Stationen zeichnete er eindrücklich die durch die künstlerische Umgestaltung vollzogene Entwicklung von anonymen Krankenhausräumen hin zu positiv wahrgenommenen Raumwirkungen nach. Gerade die farbige Wandgestaltung, die den Räumen eine sehr intensive und gleichzeitig entspannende Atmosphäre verleiht, sichere, so Reimkasten, der Geburtenstation heute regen Zulauf aus der Region. Ein anfangs umstrittenes, da kostspieliges Vorhaben mit einem hohen sozialen Anspruch entwickelte sich zum Innovationsprojekt, das dem Krankenhaus heute Gewinne einbringt, den Studierenden von Professor Reimkasten wiederum wichtige Erfahrungen im Hinblick auf das eigene künstlerische Schaffen lieferte.
Einen kulturhistorischen Überblick im Bereich Textil sowie anderer angewandter Kunst vermittelte der Besuch des Grassimuseums in Leipzig. Babette Küster, Kustodin für Textil, führte die Studierenden durch die gerade im vergangenen Jahr neu eröffnete Dauerausstellung. Bereichert wurde die Exkursion durch das zeitgleich in Halle stattfindende Festival Theater der Welt. Beim Besuch zweier Abendveranstaltungen, einer modernen Faustinszenierung und Afrikanischem Tanz, fand der thematische Rahmen der Exkursion „Textilkunst“ ein weiteres Anwendungsgebiet und erfuhr eine entscheidende Erweiterung.

Die Dombaumeisterin Frau Prof. Dr. Barbara Schock-Werner führte persönlich am 18.01.2008 eine Gruppe Paderborner Studierender durch den Kölner Dom. Am Beispiel dieser UNESCO Weltkulturerbestätte sollten Fragen zur Denkmalpflege und zur Authentizität historischer Stätten, die im Rahmen des Seminars „Weltkulturerbe: Zentrale Fragen und Anforderungen“ unter der Leitung von Frau Professor Dr. Eva-Maria Seng theoretisch erarbeitet wurden, praxisnah veranschaulicht werden. Frau Schock-Werner erläuterte einleitend in kurzen Worten die Baugeschichte des Domes und ging danach auf unterschiedliche Problembereiche der Restaurierungspraxis ein, die bei einem Bauwerk solch enormen räumlichen Ausmaßes zum Tragen kommen. Ihre Ausführungen veranschaulichte sie stets anhand von Baudetails, so dass die sonst für den Betrachter kaum wahrnehmbaren Bauabschnitte sowie unterschiedliche Restaurierungspraktiken vergangener Epochen deutlich sichtbar und nachvollziehbar wurden. In einem Rundgang durch den Dom ging sie auf die bedeutendsten Kunstwerke des Domes ein, wobei sie der Gruppe den Zugang in den Chorraum ermöglichte, der normalerweise Besuchern vorenthalten bleibt. So konnten die Studierenden den Dreikönigsschrein, der zu den künstlerisch bedeutendsten Reliquiaren des Mittelalters zählt, sowie das Chorgestühl aus dem frühen 14. Jahrhundert mit großer Faszination aus nächster Nähe betrachten. Ein für die Restaurierung wichtiges Dokument stellt der in einer Seitenkapelle des Chorumgangs hinter einem Vorhang verborgene „Riss F“, der Aufriss der Westfassade aus dem Jahre 1280 dar. Lange Zeit verschollen, tauchte er erst im 19. Jahrhundert wieder auf und gilt bislang die einzige erhaltene historische Quelle. Nachdem der Kirchenraum auch mit seinen neuesten künstlerischen Errungenschaften, wie dem von Gerhard Richter entworfenen und 2007 eingeweihten Südfenster des Querhauses, abgeschritten war, wurden die Studierenden in ungeahnte Höhen geführt. Um in den Dachstuhl zu gelangen, mussten zunächst, auf über 40 Metern Höhe, schmale Außenstege, die normalerweise nur die Bauarbeiter benutzen, überwunden werden. Der Dachstuhl, eine Eisenkonstruktion aus dem 19. Jahrhundert, rief durch sein modernes Erscheinungsbild bei allen Beteiligten großes Staunen hervor, kontrastiert er doch sehr stark mit dem Bau in gotischem Stil. Der Blick vom Vierungsturm aus gab nicht nur Aufschluss über das Strebewerk, das Konstruktionssystem des Baus sondern auch eine atemberaubende Aussicht über Köln. Am Ende der Führung stand die Besichtigung der Modellkammer, die sich im Nordturm befindet und in der zahlreiche Vorlagen sowie alte, ausgetauschte Fassadenschmuckelemente aufbewahrt werden. Insgesamt gaben die Dombaumeisterin und ihre beiden Mitarbeiter sehr ausführlich und vor allen Dingen eindrücklich Einblicke in ihre tägliche Restaurierungspraxis dieser Weltkulturerbestätte.

Vom 13.-17.02.2007 fuhr eine Gruppe Paderborner Studenten nach Paris. Die Exkursion fand im Anschluss an das Seminar „Von Haussmann über Mitterrand bis zu den Banlieues“ unter der Leitung von Prof. Dr. Eva-Maria Seng statt und war der Pariser Städtebaupolitik mit Schwerpunkt auf den Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts gewidmet. Fragen der Modernisierung, der Repräsentation und auch der Lenkung sozialer Gruppen waren vormals Gegenstand der Diskussion im Seminar gewesen und konnten anschließend vor Ort in Paris anschaulich erkundet werden. Nach einer Begegnung im Modell mit dem im Stadtbild größtenteils verschwundenen mittelalterlichen Paris im Pariser Stadtmuseum, dem Hôtel Carnavalet, wurden die städtebaulichen Maßnahmen der großen französischen Könige, Henri IV und Louis XIV besichtigt. Das heutige Paris als verdichtete Großstadt ist allerdings insbesondere ein Ergebnis des im 19. Jahrhundert unter Napoléon III. von Baron Georges Eugène Haussmann durchgeführten Umbaus und lässt sich an den breiten Avenues und Boulevards, der einheitlichen Fassadengestaltung, dem sternförmigen Platzsystem, der Ringeisenbahn mit den Kopfbahnhöfen, aber auch an der Verdrängung und Umsiedlung der Arbeiter in der von der Stadtmitte entfernte Elendsviertel – in die heutigen Banlieues – ablesen. Spätere repräsentative Umbauten von Paris, wie etwa die Grands Projets François Mitterands oder auch das Centre Pompidou, schlossen an die radikale moderne Gestaltungskraft des 19. Jahrhunderts an und bewirkten eine analoge Vorrangstellung französischer Baukunst in der Gegenwart. Exklusives Pariser Wohnen im 20. Jahrhundert konnte an der Villa-la-Roche von Le Corbusier bestaunt werden, während die Sozialsiedlungen Ricardo Bofills, etwa an der Place de Catalogne, den umstrittenen Versuch dokumentieren, dem sozialen Wohnungsbau ein neues Gesicht zu geben.