"Wie oft kann man eigentlich mit den zurückgelegten Strecken aller Besuchenden der AnnenMayKantereit Sommertournee 2023 die Erde umrunden? – 1.196 Mal" (Quelle: ticket to ride Studie)
Mit dieser Frage startete die am 14. Januar stattgefundene Podiumsdiskussion „Popkultur und Nachhaltigkeit?“ im Rahmen der Ringveranstaltung „Ver:achtsamkeit – Ethik der Popkultur“. Zu Gast waren Rembert Stiewe (Orange Blossom Special Festival), Julian Burkert (C:POP-Mitglied, „NachhaltigkeitsKulturOWL“), Samantha Rein (C:POP-Mitglied, 1. stellv. Vorsitzende AStA) sowie Katharina Schmecht („NachhaltigkeitsKulturOWL“, C:POP-Mitglied). Prof.in Dr.in Beate Flath moderierte die Podiumsdiskussion.
Der Fokus lag auf den vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Popkultur und Nachhaltigkeit. Ein zentraler Diskussionspunkt war die Rolle der Kunst und Kultur in der nachhaltigen Transformation der Gesellschaft und die Frage, welchen Stellenwert die Kunstfreiheit dabei aufweist. Dabei wurde auch die Verantwortung der Kunst- und Kulturakteur:innen thematisiert, insbesondere im Hinblick auf die sozialen und ökologischen Auswirkungen des (eigenen) Verhaltens auf Festivals und bei Konzerten.
Die Gesprächspartner:innen beleuchteten auch, warum Nachhaltigkeit zunehmend zu einem politischen "Kampfbegriff" wird und welche Herausforderungen sich daraus nicht nur für die Popkultur sondern auch jede:n einzelne:n ergeben. Es wurde klar, dass der Weg zu einer nachhaltigen Kultur nicht nur von Bewusstsein und Engagement, sondern auch von konkretem Handeln geprägt sein muss. Der rege Austausch zwischen Podium und Publikum zeigte, dass das Thema viele unterschiedliche Perspektiven berührt – von der praktischen Umsetzung nachhaltiger Konzepte in der Veranstaltungsbranche bis hin zu philosophischen und ethischen Fragestellungen.
Am Ende waren sich alle Beteiligten einig, dass trotz der aktuellen Herausforderungen und der vielen politischen sowie wirtschaftlichen Widerstände der Dialog über Nachhaltigkeit und die Verantwortung der Popkultur essenziell sind. Weiterhin müsse man sowohl in Gesprächen als auch in konkreten Maßnahmen handeln – und dabei niemals die Liebe (zur Kultur) aus den Augen verlieren.
"Ökologische und soziale Nachhaltigkeit werden nicht dadurch weniger wichtig, dass in der momentanen gesellschaftlichen Diskussion versucht wird, sie als woken Zeitgeisttrend zu diskreditieren, gegen welchen man mit faktenarmem Geschrei angeht. Wir sollten uns alle bewusst machen, dass der Kampf gegen den Klimawandel und gegen gesellschaftliche Regression auch in der Verantwortung von Kulturschaffenden und Kulturvermittelnden liegt. Daher ist es unsere zivilisatorische und moralische Pflicht, Festivals und Konzerte möglichst nachhaltig durchzuführen – als gäbe es ein Morgen. Die Kulturbranche darf sich allerdings nicht in einsamen Kämpfen sowie in selbstreferentiellen und selbstausbeuterischen Prozessen verschleißen. Die Verantwortung für die Zukunft liegt nicht nur bei kulturellen Akteur:innen - auch Besucher:innen sollten sich in die Pflicht genommen fühlen, gemeinsam am Erhalt der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen zu arbeiten. Bildet Banden! Denn: there's no music on a dead planet!" – Rembert Stiewe