Ausstel­lungs­pro­jekt "Tau­send Jah­re Wis­sen - Die Re­kon­struk­ti­on der Bi­blio­thek der Reichs­ab­tei Cor­vey" un­ter­stützt von der LWL-Kul­tur­stif­tung

Tausend Jahre Wissen – Die Rekonstruktion der Bibliothek der Reichsabtei Corvey

Wanderausstellung: Juni 2011 bis August 2012
Flyer

Die Ausstellung

Die bundesweite Ausstellungstournee „1000 Jahre Wissen – die Rekonstruktion der Bibliothek der Reichsabtei Corvey" handelt vom immateriellen kulturellen Erbe der ehemaligen Reichsabtei Corvey. Die Bibliothek des Klosters wurde im Zuge der Säkularisation vor 200 Jahren zerstreut. Buchbestände aus der ehemaligen Klosterbibliothek Corvey befinden sich heute unter anderem in Marburg, Bonn, Münster, Wolfenbüttel und Berlin. Das größte Konvolut verwahrt jedoch die Erzbischöfliche Akademische Bibliothek in Paderborn. Erstmals werden in der Schau die Buchbestände wieder zusammengeführt.

Im Mittelpunkt stehen die mittelalterliche und die neuzeitliche Bibliothek des Klosters und damit die enormen und vielfältigen Wissensbestände, die die tausendjährige Bedeutung Corveys ausmachten.

Das Projekt

Voraussetzung der Rekonstruktion der Bibliothek war das Projekt „Kloster und Schloss Corvey als Orte abendländische Bildungs- und Mediengeschichte" am Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe UNESCO der Universität Paderborn, Prof. Dr. Eva-Maria Seng, in Kooperation mit der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn, Dr. Hermann-Josef Schmalor. Dabei wurden die Bestände erschlossen, katalogisiert und erforscht. Von den kostbarsten und für die weitere Erforschung wichtigsten Schriften und Büchern wurden hochwertige Digitalisate erstellt. Die Daten und Digitalisate wurden auf einer eigens entwickelten Internetplattform „Nova Corbeia – Die virtuelle Bibliothek Corvey" zusammengeführt und sind damit weltweit recherchierbar. Die ehemalige Bibliothek der Benediktiner wird so in innovativer Weise als Ganze an einem virtuellen Ort im ursprünglichen Zusammenhang wieder benutzbar.

Das Ausstellungskonzept

Diese Internetplattform ist ein Bestandteil der Ausstellung: Die Besucher können damit interaktiv in ausgewählten Büchern der ehemaligen Bibliothek der Benediktiner in Corvey „blättern". Darüber hinaus sind aber auch zahlreiche Originale wie kostbare illuminierte Handschriften, Inkunabeln und alte Drucke in der Ausstellung zu sehen. An jeder Station der Tournee wird die Schau zudem um die jeweils dort verwahrten Bestände aus Corvey erweitert. Die Bücher reisen zu den Büchern und werden damit wieder in ihren ursprünglichen Bibliothekskontext eingebettet. Zudem erhalten die Besucher einen Überblick über die Geschichte Corveys und die allgemeine Entwicklung von Schrift, Bild und Buch. Damit werden wesentliche Aspekte der abendländischen Mediengeschichte der letzten 1000 Jahre exemplarisch an den Exponaten verdeutlicht. Projekt und Ausstellung wurden durch das Land Nordrhein-Westfalen/Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung und die LWL-Kulturstiftung gefördert.

Die Wanderausstellung „1.000 Jahre Wissen – Die Rekonstruktion der Bibliothek der Reichsabtei Corvey" wird am 3. Juni 2011 im Museum Höxter-Corvey eröffnet.

Zur Geschichte der Corveyer Bibliotheken

Während der Klosterzeit existierten zwei Bibliotheken in Corvey. Die mittelalterliche Klosterbibliothek in Corvey, die seit der Gründung im 9. Jahrhundert entstand, wurde im Dreißigjährigen Krieg weitgehend zerstört. Eine fast gänzlich neue Bibliothek wurde im 17. und 18. Jahrhundert aufgebaut. Danach erhielt das Kloster eine Vielzahl von Handschriften aus dem Kloster Bursfelde. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde die Bibliothek des Klosters im Zuge der Säkularisation zerstreut.

Verschiedene Institutionen haben nach der Auflösung der Bibliothek in Corvey Bestandsteile erhalten. So befindet sich zum Beispiel das Corveyer Evangeliar aus dem 9. Jahrhundert in der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek in Paderborn. An die Universitätsbibliothek Marburg gingen zahlreiche Handschriften aus Corvey. An die Universitäts- und Landebibliothek Bonn wurden dagegen in erster Linie Druckschriften gegeben. Das Landesarchiv Nordrhein Westfalen in Münster besitzt neben Corveyer Handschriften und Büchern insbesondere auch Akten und Urkunden, die Aufschluss noch über die früheste Geschichte Corveys geben. Eine sehr alte Hieronymus-Handschrift bewahrt die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel auf. Berühmt ist der Cicerokodex in der Berliner Staatsbibliothek. Abt Wibald von Stablo ließ ihn im 12. Jahrhundert anfertigen, indem er alle für ihn greifbaren Cicerowerke abschreiben ließ, um sie in der Corveyer Bibliothek verfügbar zu haben. Handschriften berühmter antiker Schriftsteller spielten von Beginn an in der Corveyer Bibliothek eine wichtige Rolle. Die Bibliothek des Klosters Corvey wurde somit ein zentraler Ort des Wissenstransfers antiker Ideen.

Die heutige Fürstliche Bibliothek ist eine Neugründung des 19. Jahrhunderts. Sie trat am Ort die Nachfolge der benediktinischen an und entwickelte sich zu ebenfalls zu einer überaus reichen und kostbaren Sammlung belletristischer Literatur.