Streamst du deine Lieblingssongs lieber auf Spotify oder hältst du an deiner jahrelang gepflegten CD oder Schallplatten-Sammlung fest?

Egal wie, im 21. Jahrhundert ist das Hören von Musik ohne irgendeine Art der Medienvermittlung und Vermarktung fast unvorstellbar. Selbst bei der Nutzung nicht musikspezifischer Medienangebote aus Film, Fernsehen oder Internet ist es inzwischen eher unwahrscheinlich, dass man dabei nicht zugleich Musik zu hören bekommt. Der Zusammenhang zwischen Popmusik und Medien setzt dabei noch viel tiefer an. Schon im 19. Jahrhundert, als sich die Gesellschaft radikal veränderte, begann die Technologisierung und Kommerzialisierung der (Musik-)Kultur. Damit wurde der Grundstein für eine Massenunterhaltungskultur gelegt. Neben sozialen und politischen Änderungen spielten technische Innovationen wie der Massendruck, die Speicherung und Wiedergabe von konkreten Klängen, aber auch die Funktechnik, Fotografie, der Film und später Computertechnologien und vor allem Digitalisierungen eine herausragende Rolle, indem sie die  Entwicklung der Massenmedien sowie die der sozialen Medien erst möglich machten – und damit auch die weltweite Verbreitung und Vermarktung von Musik revolutionierten.

Die Massenmedien haben die Musikkulturen von jeher massiv beeinflusst – und das in vielen verschiedenen Bereichen. Viele musikalische Innovationen des 20. und 21. Jahrhunderts wären ohne neue Technologien gar nicht möglich gewesen: Zum Beispiel das Crooning, bei dem Sänger:innen durch Mikrofone plötzlich viel leiser und intimer singen konnten, oder Techniken wie das Mehrspurverfahren, Remixing oder Scratching, die in der populären Musik heute nicht mehr wegzudenken sind.

Musik wurde und wird oft auch so gestaltet, dass sie sich optimal den Medien anpasst, durch die sie später verbreitet wird, siehe zum Beispiel virtuelle Stars wie die Gorillaz oderHatsune Miku. Schon im 19. Jahrhundert wurden Operetten so komponiert, dass man einzelne Stücke einfach herausnehmen und extra auf dem Notenmarkt verwerten konnte. Später sorgte die Einführung der Schallplatte (Long Player) und die Compact Disc (CD) mit ihrer längeren Spieldauer dafür, dass Künstler:innen begannen, Konzeptalben zu erschaffen und Musik wiederzuveröffentlichen. Gleichzeitig haben Medien wie Film, Radio und Fernsehen von Anfang an Musik genutzt, um ihre Inhalte emotional zu verstärken, wodurch sich ganz neue musikalische Stile und Konventionen entwickelt haben.

Ein hoch-aktuelles Beispiel, wie Massenmedien die Musikkultur beeinflussen, sind die Diskussionen rund um Be- und Verwertung, Streaming-Dienste, Plattformökonomien und die Viralität von Musik auf Plattformen wie TikTok. Songs werden nicht nur geschrieben, um gehört zu werden, sondern oft direkt für kurze, mitreißende Clips konzipiert, die sich perfekt für Trends und Challenges eignen. Das beeinflusst nicht nur, wie Musik produziert wird, sondern auch, wie schnell sie weltweit bekannt und kommerziell erfolgreich wird.

Die Technisierung und Ökonomisierung der Musikkultur hat nicht nur den Sound verändert – sie hat die gesamte Art und Weise, wie Musik gemacht, ausgestaltet und erlebt wird, revolutioniert. Heute gibt es kaum ein Live-Konzert, das ohne technische Unterstützung auskommt. Selbst kleine Garagenbands oder Bedroom Producer können dank günstiger und leicht bedienbarer Technik professionelle Aufnahmen in Eigenregie produzieren.

Noch deutlicher ist die Veränderung im Bereich des Musikhörens. Während die ersten Musikabspielgeräte im späten 19. Jahrhundert klobig, teuer und von schlechter Klangqualität waren, ist das Hören aufgezeichneter Musik mit gutem Sound heute ständig und überall für die meisten der Normalfall – solange der Strom fließt zumindest. Und das verursacht ständig steigende Ressourcen wie Stromverbrauch usw.. Früher waren solche Geräte nur etwas für einkommensstarke Technikbegeisterte oder als Jahrmarktsattraktion interessant. Zeitgenossen*innen des ausgehenden 19. Jahrhunderts beobachteten mit Staunen, dass Musik plötzlich festgehalten und unabhängig vom Moment und Ort ihrer Entstehung abgespielt werden konnte.

In den Jahren vor und nach der Jahrtausendwende kam im Zuge der Digitalisierung der nächste große Schritt: Musik wurde von physischen Tonträgern gelöst. Dank Kompressionsverfahren, größerer Speicherkapazitäten und immer hochleistigunsgstärker werdendem Internet tragen wir heute riesige Musikbibliotheken bzw. die Zugänge zu ihnen in der Hosentasche und haben jederzeit Zugriff auf endlose Musikarchive im Netz. Egal ob du in der Bahn sitzt oder im Park abhängst – die Musikwelt ist immer nur einen Klick entfernt. Ebenso sind präsente Live-Erlebnisse resonanzreich und beliebt.

Musik ist heute allgegenwärtig – egal, wo wir uns befinden. Dank technischer Entwicklungen und der ständigen Präsenz musikalischer Medien und medialisierter Musiken begleitet sie uns in nahezu jeder Alltagssituation. Ein Live-Rockkonzert im Autoradio, eine Sinfonie im Wohnzimmer, Disco-Remixe bei der Grillparty, Trap auf den Kopfhörern beim Joggen oder Bahnfahren oder sanftes Jazzpiano im Schlafzimmer: Hörsituationen, die vor 100 Jahren noch unvorstellbar waren, gehören heute zu unserem Alltag und fallen uns in ihrer Allgegenwärtigkeit kaum noch auf. Dabei ist es ein riesiger Unterschied, ob man eine Orgel von der Kirchenbank oder gemütlich vom Sofa aus hört oder ob der neueste Dance-Track im Club, beim Sport oder sogar während der Vorlesung läuft. Der Ort und das Medium beeinflussen, wie wir Musik wahrnehmen und welche Bedeutung sie für uns hat.

Populäre Musik und Medien sind so eng miteinander verbunden, dass man ihre kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung nur wirklich verstehen kann, wenn man immer auch den medialen und sozialen Kontext mit einbezieht, in dem Musik gemacht, gehört und erlebt wird.

Die wissenschaftliche Erforschung von Popkultur und ihre vielfältigen Aspekte undFacetten wurde im deutschsprachigen Raum lange Zeit vernachlässigt. Abgesehen von einigen engagierten Forscher*iInnen, die sich seit vielen Jahren um eine umfassende Erforschung des beschriebenen Zusammenhangs bemühen, fristete die deutsche Popmusikkulturforschung bis vor einiger Zeit ein eher noch wenig beachtetes Dasein. International gibt es schon seit Längerem umfassende Studien und sogar spezialisierte Studiengänge zu Popmusik und Medien, während in Deutschland eine solche Institutionalisierung derart konzentriert an der Universität Paderborn vor über 20 Jahren begonnen hat.

Studiengänge, die sich gezielt, übergreifend und systematisch mit Populärer Musik und Medien befassen, sind hierzulande immer noch eine Seltenheit, was die Paderborner Programme zur Ausnahme macht: Der 2002 gegründete Studiengang „Populäre Musik und Medien“ (BA/MA/Promotion) sowie seit dem Wintersemester 2022 der MA-Studiengang „PopMediaCulture – Deutsch-lateinamerikanische Kulturvermittlungen“ an der Universität Paderborn.

Diese einzigartigen Bachelor- sowie Masterstudiengänge sind genau darauf ausgelegt, dass die Studierenden die verschiedenen Facetten und Themenbereiche der Popularmusik aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven heraus umfassend verstehen - kurz: zu studieren. Ziel ist es nicht nur, die wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben, sondern auch die Studierenden optimal auf eine Karriere in der Musik- und Medienbranche vorzubereiten.

Durch eine Mischung aus kulturwissenschaftlichen, medienpraktischen und betriebswirtschaftlichen Inhalten lernen die Studierenden sowohl die kulturellen, medialen und sozialen Dimensionen der Popkultur kennen, als auch werden sie darauf vorbereitet, in der Branche wirtschaftlich erfolgreich und kulturell verantwortungsvoll zu handeln.

Die Idee zur Einrichtung eines solchen Studienganges wurde von Mitarbeitern des Fachs Musik der Universität Paderborn und des Musikwissenschaftlichen Seminars Detmold/Paderborn entwickelt. Erstmals angeboten wurde der disziplinenübergreifende Studiengang zum Wintersemester 2002/2003. Dabei wurden die Studienprogramme von Beginn an als Kooperationsprojekt zwischen verschiedenen Fachbereichen konzipiert, um die als für den Themenzusammenhang wichtig erachteten Bereiche gleichermaßen professionell bearbeiten zu können.

Die Leitung des Bachelor- wie auch des Masterprogramms "Populäre Musik und Medien" obliegt dem Fach Musik der Universität Paderborn. Zu den festen Kooperationspartnern des Fachs Musik gehören:

sowie je zur Universität Paderborn gehörig

Neben diesen institutionellen Kooperationspartnern engagiert das Fach Musik ständig renommierte Fachleute für Lehraufträge und Gastvorträge etwa aus Bereichen des Musikmanagements, des Musikjournalismus, des Musikrechts wie auch der künstlerischen Praxis.

Dies ermöglicht den Studierenden von Erfahrungen der Fachleute zu profitieren. Darüber hinaus gibt es vielfältige Gelegenheiten, sich aktiv in verschiedenen Feldern der Musik- und Medienpraxis zu erproben. Dafür wurde im Bachelorprogramm ein Praktikums- oder wahlweise Auslandssemester installiert. Zusätzlich werden regelmäßig Projekte und Exkursionen unter Anleitung der Dozierenden durchgeführt, in deren Rahmen sich Studierende entsprechend ihrer Interessen einbringen können, sei es im Bereich der Pressearbeit, Akquise, Organisation/ Management oder der künstlerischen Praxis. Erfolgreiche Beispiele dafür sind Seminare zum Artist Coaching, dem AStA-Sommerfestival und die Zwischenmiete-Reihe.
Darüber hinaus bieten verschiedene Einrichtungen Möglichkeiten, sich musik- und medienpraktische Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen. Hierzu zählen u.a. das universitätsinterne Informations- und Medienzentrum (IMT) mit einem umfangreichen Angebot medienpraktischer Kurse, das Campus-Radio L'Unico, ein hausinternes Tonstudio, verschiedene Ensembles und Bands, die Studiobühne oder auch das Zentrum für Sprachlehre mit regelmäßigen Kursangeboten. Auch die von den Fachschaften Populäre Musik und Medien und Musik-Lehramt organisierten Open Stages bieten Raum für musikalische Praxis.

Studierende des Masterprogramms haben ebenfalls regelmäßig Gelegenheit, sich in den verschiedenen popmusikkulturellen Anwendungsgebieten zu erproben. Neben den oben genannten Bereichen der Musik- und Medienpraxis wird hier ein besonderes Augenmerk auf die wissenschaftliche Praxis gelegt. So werden Masterstudierende an der Organisation und Durchführung von Gastvorträgen, Symposien, Forschungsprojekten sowie Exkursionen ins In- und Ausland beteiligt.

Innerhalb der bisherigen vier erfolgreich verlaufenen (Re-)Akkreditierungsverfahren des Bachelor- und Masterprogramms wurden seitens der Gutachten vor allem die gelungene Integration in das Universitätskonzept  („Universität der Informationsgesellschaft“) bei gleichzeitig herausragendem Profil, die starke Berufsfeldorientierung sowie die hohe Wertschätzung der Studiengänge durch die Studierenden betont. Dabei wurde seit 2008 den Studierenden des Bachelor- wie auch des Masterprogramms die Möglichkeit einer gezielten Profilschärfung, entweder mit wirtschafts- oder kulturwissenschaftlicher Ausrichtung, geboten.

Weiterführende Informationen zu den Studieninhalten und zu den Zugangsvoraussetzungen finden sich auf den Unterseiten dieser Rubrik.

20-jäh­ri­ges Ju­bi­lä­um

Mehr erfahren

Lernt uns ken­nen

Meet the Team

Stu­dien­gangs-Flyer Ba­che­lor

Offizielles Informationsblatt des Bachelorprogramms Populäre Musik und Medien

Mehr erfahren

Stu­dien­gangs-Flyer Mas­ter

Offizielles Informationsblatt des Masterprogramms Populäre Musik und Medien

Mehr erfahren

Mas­ter­stu­dien­gang Pop­Me­dia­Cul­ture

In unserem internationalen Masterstudiengang werden erstmals Popkultur und Kulturvermittlung in Deutschland und Lateinamerika forschungs- sowie praxisnah miteinander verknüpft.

Mehr erfahren