Jahresta­gung der Sek­tion Frauen- und Geschlechter­forschung in der Deutschen Gesell­schaft für Erziehung­swis­senschaft

 "Das unkaputtbare Patriarchat? Geschlechterhierarchie als Gegenstand erziehungswissenschaftlicher Frauen- und Geschlechterforschung" 

01.-03. März 2023 an der Universität Paderborn in Raum Q0.101

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Die Anmeldung zur Tagung ist eigentlich bereits geschlossen, bitte wenden Sie sich an cmahs[at]mail[dot]upb[dot]de

Dem Wandel unterworfene wie persistente Problemstellungen im Geschlechterverhältnis geben der Frauen- und Geschlechterforschung wiederholt die Frage nach der Gestalt eben dieses Verhältnisses, seiner Analyse und angemessenen Beschreibung auf. Geschlechterpolitische Maßnahmen (aber auch andere Veränderungen in Wirtschaft, Bildung und Berufswelt) haben die Egalität von Frau und Mann und die Vervielfältigung geschlechtlicher Identitäten vorangetrieben. Neben die öffentliche Kritik an Frauendiskriminierung ist der Einsatz gegen Trans-, Inter- und Queerfeindlichkeit getreten. Jedoch sind die Ungleichheits- und Gewaltphänomene keineswegs verschwunden, wie die Statistiken zur Vermögensverteilung, zu sexueller Gewalt und Femiziden zeigen (vgl. Glammeier 2022; Kampshoff 2022). Offen ist, ob sich die Utopie eines „Jenseits patriarchaler Leitbilder“ (Titel des ersten Symposiums der AG Frauenforschung in der DGfE 1982) realisieren konnte und was geeignete begriffliche und theoretische Konzepte zur Analyse von hierarchischen Geschlechterverhältnissen sein könnten.

Bezeichnet der Begriff Patriarchat für die zweite Frauenbewegung die Männerherrschaft in politischer, ökonomischer wie sexueller Hinsicht, so zeichnete sich bereits damals die Erosion eines solchen Geschlechterverhältnisses unter neoliberalen Bedingungen ab. Die Forschung zur Geschlechtergeschichte (Opitz-Belakhal 2010) und aus Perspektive des Black Feminism (Kelly 2018; Bergold-Caldwell 2020) und des Migrantischen Feminismus (Gutierrez Rodriguez/Tuzcu 2021) hatte jedoch schon früh gezeigt, dass eine männlich ausgerichtete Geschlechterhierarchie immer schon zeitlich und räumlich fragil war und ist.

In der Debatte seit der zweiten Frauenbewegung lassen sich unterschiedliche Deutungen des Geschlechterverhältnisses nachzeichnen: Sie drehen sich darum, ob es sich um eine patriarchale, androzentrische oder phallozentrische Ordnung handelt; ob von Männerherrschaft, männlicher Dominanz oder Hegemonie zu sprechen sei oder ob bereits der Ausgangspunkt der Analyse durch einen binären und heteronormativen Bias verzerrt sei (zur Diskussion s. bspw. Scott 2001; Casale/Rendtorff 2008; Rendtorff/Riegraf/Mahs 2014). Dem liegen verschiedene Annahmen über die Grundproblematik zugrunde und unterschiedliche Vorstellungen über die erkenntnistheoretischen Voraussetzungen. Zur Diskussion stehen die Verhältnisse u.a. von Macht und Herrschaft, von Subjektposition und Identität, von (cis-)Heterosexismus und Misogynie, von Diskurs und Geschichte, von Fortschritt und Persistenz.

Die Tagung greift die damit angesprochenen Fragestellungen, Desiderate und Entwürfe auf unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von feministischer Theoriebildung, Geschlechterforschung und Erziehungswissenschaft.

 

 

Pro­gramm Mit­twoch, 01.03.2023

Uhrzeit

Vortrag 

ab 12.30 Uhr Ankommen und Anmeldung (Raum Q0.101.)

13:15 Uhr 

Begrüßung
13:30 - 15:30 Uhr Workshop I: „Promovieren in der erziehungswissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung – Promovierende und Betreuende im Dialog“
15:30 - 16:00 Uhr  Pause
16:00 - 17:30 Uhr Workshop II: Forschung: Informationen zur DFG/Möglichkeiten von Kooperationen in der Sektion
18:00 - 19:00 Uhr Keynote: Susanne Maurer "(Ent-)Historisierungen des Patriarchalen? - Blicke in die Geschichte feministischer Versuche der Theoretisierung"
20:00 Uhr Abendessen 1 (Selbstzahler*in) im Restaurant Osteria im Kachelöfchen

 

Pro­gramm Don­ner­stag, 02.03.2023

Uhrzeit

Vortrag 

9:00 - 11:00 Uhr 

Feministische Gesellschaftskritik nach dem Patriarchat (Vorträge) (Raum Q0.101)

  • Katharina Lux: Patriarchat und Gesellschaft. Über die Herausforderung Gesellschaft feministisch zu denken
  • Anna Hartmann: Patriarchat, Postpatriarchat, Neopatriarchat? Über die Eignung des Patriarchatsbegriffs für die Analyse gegenwärtiger Geschlechterverhältnisse
11:00 - 11:30 Uhr Pause
11:30 - 13:00 Uhr 

Subjekte des Feminismus? (Vorträge) (Raum Q0.101)

  • Felicia Grieser: Stetig im Konflikt. Subjekttheoretische Perspektiven auf das weibliche Geschlecht
  • Fabienne André: Im Zeitalter des Postfeminismus? Feministische Kollektivierung zwischen Subversion, Neoliberalismus und Digitalisierung
13:00 - 14:00 Uhr Mittagessen
14:00 - 14:45 Uhr Bündelung/ Ausblick aus dem Vormittag (Raum Q0.101)
15:00 - 17:00 Uhr Parallele Workshops
 

Workshop 1: Geschlechterverhältnisse und -hierarchien im Rahmen der Entstehung außerfamiliärer Sorgekontexte (mit Arbeit am Material) (Raum Q1.203)

Nina Göddertz, Sandra Landhäuser, Stefanie Vochatzer, Astrid Zima 

 

Workshop 2: Begriff und Praxis des Androzentrismus erziehungswissenschaftlich gedacht (Raum Q0.101)

Barbara Rendtorff, Thomas Viola Rieske, Gabriele Sorgo, Anna Wehling, Jeannette Windheuser / AG Androzentrismus 

17.15 Uhr Mitgliederversammlung (Raum Q0.101)
19.45 Uhr  Abendessen 2 (Selbstzahler*in) im Restaurant La petite Galerie

Pro­gramm Freit­ag, 03.03.2023

Uhrzeit

Vortrag 

9:00 - 11:00 Uhr 

Parallele Vortragspanel

 

Panel 1: Familie, Elternschaft und Geschlechterungleichheit (Raum Q.101)

  • Julia Tietjen: Heteronormativität in gleichberechtigten Elternbeziehungen?!
  • Ljuba Meyer & Rabea Krollmann: Elterliche Geschlechterarrangements zwischen tradierten geschlechtstypischen Zuständigkeiten und geschlechterindifferenten Praxen
  • Michelle Buller: Zementierung patriarchaler Strukturen in den ambulanten Hilfen zur Erziehung!?
 

Panel 2: Bildungsinstitutionen als Orte der Bearbeitung von Geschlechterordnungen (Raum Q1.203)

  • María Cristina Osorio Vázquez & Hans Th.A. Bressers: Understanding social structures for the educational advancement of girls in rural Mexico
  • Nadja Damm (Karen Geipel & Susann Fegter): Prozesse der Studiengangswahl im MINT-Bereich: für immer und ewig vergeschlechtlicht?
  • Tamas Fütty & (Ayla Fedorchenko): Zwischen Dekonstruktion und Reifizierung heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit im Bereich Schulbildung
11:00 - 11:30 Uhr Pause
11:30 - 13:30 Uhr  Parallele Vortragspanel
 

Panel 3: Vergeschlechtlichte Partizipation an Wissen(schaft) (Raum Q0.101)

  • Susann Hofbauer: Einmal Matilda, immer Matilda? Zur Rezeption der ersten Erziehungswissenschaftlerin Mathilde Vaerting (1884-1977) seit den 1990er Jahren.
  • Katharina Vogel & Sebastian Engelmann: „Sie las daher alles was ihr geschmackloser Mann eben hatte“ – Wege zum Wissen des Patriarchats in autobiografischen Schriften von Frauen im 18. Jahrhundert
  • Hanna Haag & (Markus Gamper): Vergessene Männlichkeiten? – Ein Blick auf Caring fathers in der Wissenschaft
 

Panel 4: Ambivalenzen und Alternativen bei der Theoretisierung von Geschlechterhierarchien (Raum Q1.203)

  • Jürgen Budde & Thomas Viola Rieske: Geschlechterverhältnisse und deren Transformationen als Thema von Jungenforschung
  • Eleonora Wicki: Ungleichheit in der frühen Elternschaft: Körperliche Emotionen der Scham, Ängstlichkeit und Wut bei Müttern
13:30 - 14.15 Uhr Abschlussdiskussion und Verabschiedung (Raum Q0.101)

An­mel­dung und Ta­gungsbeiträge

Bitte melden Sie sich hier bis zum 10.02.2023 für die Tagung an.

Bitte überweisen Sie mit der Anmeldung den Betrag für die Verpflegung auf folgendes Konto der Sektion:

Konto Frauen- und Geschlechterforschung der DGfE
DE03 2605 0001 0056 0778 60
Sparkasse Göttingen
(Verwendungszweck: Jahrestagung 2023)

Tagungsbeiträge:

Professor*innen: 30 €;
Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen mit 100% Stelle: 20 €,
Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen mit 50% Stelle: 10 €;
Studierende und alle anderen: 5 €