Gastvortrag „Erfahrungen von Gewalt in Geschlechterverhältnissen“

Dr. Julia Ganterer (Leuphana Universität Lüneburg)

Am 9.12.2021, Online via Zoom

Geschlechtsspezifische Gewalt ist als Menschenrechtsverletzung anerkannt. Sie umfasst jede Gewalt einer Person, welcher mit der Geschlechtlichkeit des Opfers und des*der Täter*in zusammenhängt (vgl. Hagemann-White 1992). Die Gewalt in Geschlechterverhältnissen tritt in vielen verschiedenen Formen in Erscheinung, z.B. als sexualisierte, psychische, emotionale und/oder ökonomische Gewalt. Sekündlich findet (geschlechterbasierte) Gewalt in privaten Haushalten statt und in Situationen, die von
struktureller Machtungleichheit und finanzieller Abhängigkeit geprägt sind. In diesem Zusammenhang tritt immer wieder die Frage auf, warum Betroffene sich über Monate oder Jahr(zehnt)e misshandeln und am Ende gar töten lassen. Warum bleiben sie in der gewalttätigen Beziehung? Inwieweit tragen Opfer (Mit-)Verantwortung für die Gewalttaten und in welchem Zusammenhang stehen dabei die geschlechtsspezifischen Rollenbilder? Im Vortrag werden wir uns neben diesen Fragen auch mit dem Gewaltbegriff, verschiedenen Formen von Gewalt sowie aktuellen Zahlen zu Gewalt im sozialen Nahraum bzw. häuslicher Gewalt beschäftigen.

Online-Veranstaltung über Zoom
im Rahmen des Seminars „Gewaltvolle Geschlechterordnungen“
von Annalisa Mattei


Anmeldungen an annalisa.mattei[at]upb[dot]de

Workshop „Gewalt und Geschlechterforschung. Wie erforsche ich Gewalt in Geschlechter- und Generationenverhältnissen?“

Dr.in Julia Ganterer (Leuphana Universität Lüneburg) und Annalisa Mattei (Universität Paderborn)

12.11.2021, 9:00-16:15 Uhr

Online via Zoom

Mehr Informationen:

Zielgruppe:

Student*innen im Masterstudium der Sozial- und Geisteswissenschaften mit Bezug zur Thematik interpersoneller Gewalt in Geschlechter- und Generationenverhältnissen (z.B. Forschung zu häuslicher Gewalt, sexualisierter Gewalt, Geschwistergewalt)

Information: Dieser Workshop wird sich nicht nur an Student*innen richten, sondern auch an Promovend*innen und PostDocs.

Anmeldung für den Workshop: für die Übermittlung des Zoom Zugang-Code bitte eine Mail an Anmeldung bis zum 08.11.21 an annalisa.mattei[at]upb[dot]de

Hintergrundidee:

Im Zuge der Etablierung qualitativer Erhebungs- und Auswertungsmethoden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkte sich die Debatte um die Haltung der Forscher*innen zur Empirie. Sie entzündete sich um die paradigmatische Frage danach, inwieweit es gefordert, möglich, oder sinnvoll ist, sich entweder von dem zu Beforschenden zu distanzieren, sich diesem hin- und zu zuwenden, oder gar selbst Teil davon zu sein. Daran knüpfen Fragen an, wie weit wir Forschungspraxis als eine Alltagspraxis begreifen, sowie nach der Relation von Alltags- und Wissenschaftskompetenz, vor allem dann, wenn wir Wahrnehmungen immer als Verweise auf einen ihnen zugrundeliegenden Sinn verstehen und Realität als soziale Konstruktion begreifen. Das besondere an Gewaltforschung ist in diesem Zusammenhang, dass ihr Untersuchungsgegenstand und alle damit im Zusammenhang stehenden Phänomene tabuisiert werden, so wie auch belastend für Forscher*innen und an der Forschung Teilnehmer*innen sein kann.

Im Anschluss an dem am Vorabend stattfindenden Vortrag „Erfahrungen von Gewalt in Geschlechterverhältnissen“ werden wir uns in diesem Workshop mit Fragen zu Gewalt in Generationen- und Geschlechterverhältnissen aus einer feministisch-phänomenologischen sowie historisch-juristischen Perspektive auseinandersetzen.

In diesem Workshop wird die Grundidee vertreten, dass Wissenschaft und Praxis aus ethischen und methodologischen Gründen heraus Stellung beziehen sollte, sei es mit Blick auf die Transparenz normativer Haltungen, oder um die eigene Involviertheit als Qualität anzuerkennen und zu nutzen. Solche Auseinandersetzungen finden in universitären Seminaren und Vorlesungsstrukturen bislang jedoch wenig Raum. Aber gerade unsere eigene Haltung und Methode/Methodologie zu interpersonaler Gewalt ist hier von hoher Relevanz. Welche persönlichen Einstellungen, Wahrnehmungen und Interpretationen haben wir zu Gewalt und inwiefern beeinflussen uns diese in unserem Forschungsprozess? Gemeinsam soll darüber anhand von Präsentationen und Übungen diskutiert werden. Der Workshop soll einen Anstoß geben und uns darin unterstützen, uns selbst und unsere in der Regel nicht transparenten Ideen und Vorstellungen um und über Gewalt besser kennenzulernen. Damit kann das eigene Wissen gestärkt werden und uns neue Perspektiven für die Feldforschung und die Materialanalyse eröffnen.

Aufbau des Workshops:

Nach einer gemeinsamen Vorstellung aller Teilnehmer*innen erfolgt eine Einstiegsübung zum Phänomen Gewalt. Nach der Kaffeepause folgt  ein method(olog)ischer Input über Gewaltforschung und was das mit der forschenden Person selbst macht.
Am Nachmittag werden wir uns der Gewalt- und Geschlechterforschung aus einer historischen und rechtlichen Perspektive annähern. Eine Quelleübung gibt anschließend einen Einblick in die Methoden und Überlegungen bei Gewaltforschung, bevor eine Abschlussreflexion über den Workshop erfolgt.

Ziel des Workshops:

1. Reflexion über die gängigen Forschungsmethoden und deren Anwendung in der Gewalt- und Geschlechterforschung
2. Sensibilisierung für Eigentheorien über Gewalt in Geschlechterverhältnissen
3. Reflexion des Involviert-Seins durch die eigene Forschungsarbeit
4. Kommunikations- und Kooperationspartner*innen finden
5. Vernetzung und Erfahrungsaustausch