Vortrag "Den Schein werfen/wahren. Transdisziplinaritäten und Popkulturforschungen" von Prof.in Dr.in Beate Flath und Prof. Dr. Christoph Jacke mit Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke
Nachbericht von Maryam Momen Pour Tafreshi
Im Rahmen der Ringvorlesung „KW im Dialog - Eine Anstiftung zum transdisziplinären Gespräch“ des Graduiertenzentrums KW (GKW) diskutierten Prof. Dr. Christoph Jacke (Theorie, Ästhetik und Geschichte der Populären Musik), Prof. Dr. Beate Flath (Eventmanagement mit den Schwerpunkten Popmusikkulturen und digitale Medienkulturen) und Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke(Didaktik der Evangelischen Religionslehre mit Kirchengeschichte) unter dem Thema „Den Schein werfen/wahren. Transdisziplinaritäten und Popkulturforschungen“.
In einem Tandem trugen die drei Vortragenden insgesamt neun kurze Impulse vor. Besonders daran war, dass Texte unter den Redner*innen selbst nicht bekannt waren und die Reihenfolge per Los vom Publikum bestimmt wurde, was für interessante - und vor allem transdisziplinäre - Querverbindungen der Themen sorgte. Neben den zahlreichen popkulturellen und biblischen Referenzen, die später intensive Diskussionen anregten, war ein besonderes Highlight eine eingebettete Gesangseinlage von Schroeter-Wittke, der mit einer Imitation von „Et Homo Factus Est“ aus Beethovens „Missa Solemnis“ begeisterte.
Man merkte, dass die drei Vortragenden nicht zum ersten Mal zusammenarbeiteten, sondern inzwischen ein eingespieltes Team sind. Zuletzt sind alle drei Mitbegründer*innen und Vorstandsmitglieder der Forschungseinrichtung „C:POP. Transdisciplinary Research Center for Popular Music Cultures and Creative Economies“.
Geschrieben von Birk Fischer und Nicolas Thorwesten:
Im Sommer 2023 feiert der Studiengang „Populäre Musik und Medien“ an der Universität Paderborn nicht nur sein 20-jähriges Jubiläum, es wird auch das neue Forschungszentrum „C:POP – Transdisciplinary Research Center for Popular Music Cultures and Creative Economies“ eröffnet. Gefeiert wird dies nicht nur mit einer Jubiläumsparty am 30.06.2023, sondern auch mit zahlreichen weiteren Veranstaltungen im Vorfeld („Pop20“).
Eine dieser Veranstaltungen legte hierbei den Fokus auf die Transdisziplinarität. Unter dem Namen „Den Schein werfen – Den schein Wahren Transdisziplinarität von Popmusikforschung“ hielten die Professor*innen Dr. Beate Flath, Dr. Christoph Jacke und Dr. Harald Schroeter-Wittke einen Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „KW im Dialog – Eine Anstiftung zum transdisziplinären Gespräch“.
Prof. Dr. Beate Flath ist Professorin für Eventmanagement mit den Schwerpunkten Popmusikkulturen und digitale Medienkulturen und hat bereits öfter sowohl mit Prof. Dr. Christoph Jacke, welcher 2008 zum Professor für Theorie, Ästhetik und Geschichte der populären Musik ernannt wurde und seit 2011 den Studiengang „Populäre Musik und Medien“ an der Universität Paderborn leitet, als auch mit Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke, der seit 2003 Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der evangelischen Religionslehre mit dem Schwerpunkt Religionsdidaktik und Kirchengeschichte an der Universität Paderborn und darüber hinaus, ebenfalls seit 2003, Mitglied im Präsidium des deutschen evangelischen Kirchentags ist, zusammen gearbeitet.
In Ihren Vorträgen trugen die Professor*innen neun kurze Impulstexte vor, welche sie im Vorfeld erarbeitet hatten. Das Besondere: Die Texte der einzelnen Redner*innen waren den anderen vorher nicht bekannt und auch die Reihenfolge, in welcher die Texte vorgetragen wurden, ist erst in der Veranstaltung von den Zuhörenden gelost worden. Lediglich der erste Text, geschrieben von Prof. Dr. Schroeter-Wittke und der letzte Text, geschrieben von Prof. Dr. Beate Flath gaben einen Inhaltlichen Rahmen vor.
Gerade wegen der eben genannten Umstände, ergaben sich innerhalb des Vortrages immer wieder einige Querverbindungen zwischen den Texten der Vortragenden, welche die verschiedenen Sichtweisen, aber auch Überschneidungen, der verschiedenen Fachrichtungen zum Ausdruck brachten. Ein Zentraler Begriff welcher hierbei immer wieder aufgegriffen wurde, war der des „Fakes“. So wurde der Begriff des „Fakes“ von Text zu Text aufgefasst und neu bzw. weiter definiert, sodass sich ein Bild dieses Wortes zeigte, welches sich über die drei Themengebiete der Professor*innen hinaussetzte.
Prof. Dr. Beate Flath legte in Ihrem Text „Pop im Scheinwahrerlicht oder Pop und Fake“ die im heutigen Zeitgeschehen häufig negative Konnotation des Begriffs Fake dar. Wenn man heute den Begriff „Fake“ hört, begreift man ihn meist als etwas Negatives. Fakenews, die Täuschung anderer mit gezielten Falschinformationen zur Beeinflussung ihrer Meinung. Im Pop und Eventbereich hingegen werden Fakes als „Lustvolles Spiel mit der Wirklichkeit“ genutzt. Die Inszenierung von Künstler*innen auf der Bühne mit Licht-, Ton-, und Effekttechnik. Das Spiel mit Fälschungen und ihrer seien essenziell für das Gestalten und Erleben des aus dem Alltag gehobenen seins und der „Wiederverzauberung des Alltags“.
Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke beschäftigt sich in seinem Text „Fake – Wissenschaft ist Faktenbasiert, doch was sind Fakten?“ mit der Etymologie des Wortes Fakt. So leite sich der Begriff aus dem Lateinischen facere dt. tun, machen ab. Fakten sind also nicht wie Daten gegeben, sie werden von Menschen gemacht. So können auch Fakten als Fakes begriffen werden, sie leben vom Vertrauen, dass Menschen in sie setzten. Prof. Dr. Schroeter-Wittke sprach sich dafür aus, dass es eine Ethik der Wissenschaften bräuchte sowie Menschen, welche die gegeben Fakten infrage stellen.
Prof. Dr. Christoph Jacke schließt in seinem Text „Scheinbar oberflächlich – Pop und Paradigmatik“ an die Ausführungen von Prof. Dr. Beate Flath an und geht unter anderem auch auf die Inszenierung von Politikern und Politik im Allgemeinen ein. So hebt er in seinem Text unter anderem hervor, dass die Entwicklung hin zu sich selbst inszenierenden Politkern bereits vor mehr als 30 Jahren von Umberto Eco vorhergesehen wurde. Der vor kurzem verstorbene Silvio Berlusconi stelle hierbei einen der ersten Politiker dar, welcher sich zu Selbstinszenierungszwecken des Fakes bedient hat. Hierbei seien die Auswirkungen jedoch anders als im Pop real. So haben diese Politiker einen erheblichen Anteil an der negativen Konnotation des Wortes Fake.
Die Studierenden aus dem Seminar „Popmusikjournalismus: Zwischen Egotrip und Werbung“ von Prof. Dr. Christoph Jacke, die diese Veranstaltung im Rahmen Ihres Seminars gehört haben, durften parallelen erkennen, die Sie in Modellen verschiedener Autor*innen zuvor im Seminar behandelt haben. Gerade Texte aus der Kommunikationswissenschaft wie die von Prof. Dr. Klaus Merten (Wirkung der Medien) oder von Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt und Prof. Dr. Guido Zurstiege (Kommunikationswissenschaft – Systematik und Ziele), machten es einfacher, für die Studierenden, dem roten Faden durch die verschieden aufeinander folgenden Texte und ihre Formate zu folgen und einen gemeinsamen Nenner, den des „Fakes“, zu etablieren.
Durch diese verschiedenen Herangehensweisen und Blickwinkel ergab sich am Ende ein breitgefächertes Bild, welches in seiner Komplexität so nur durch den transdisziplinären Austausch entstehen kann. Das Gelingen dieses Konzepts hing davon ab, dass alle Professor*innen schon vorher zusammen gearbeitet hatten und Ihre Art des Ausdrucks voneinander kannten. Für die Hörenden führte es dazu, dass man verschiedenen wissenschaftlichen Ebenen folgen musste um dem Konsens aller Texte zu Verstehen.
Vor diesem Hintergrund machte die Veranstaltung deutlich, weshalb die Gründung des Forschungszentrums „C:POP. Transdisciplinary Research Center for Popular Music Cultures and Creative Economies“, in welchem sowohl Prof. Dr. Beate Flat als auch Prof. Dr. Christoph Jacke im Vorstand vertreten sein werden, nötig ist, um die Forschung im Bereich Kulturwissenschaften und Populärkultur weiter voranzutreiben.