Das UN­ESCO-Wel­terbe Zollver­ein im Mu­seum­skof­fer 2008

Von der Kohleförderung zur industriellen Kulturlandschaft, vom Arbeitgeber der Region zur "Kathedrale des Fortschritts", die UNESCO-Welterbestätte Zollverein in Essen ist ein Ort voller Spuren gelebter Leben und zahlreicher Generationen. Mit dem vom Bundesministerium für Forschung und Bildung 2007 preisgekrönten Projekt "Welterbestätten im Koffer" haben es sich Kunststudierende der Universität Paderborn unter der Leitung von Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender zur Aufgabe gemacht, in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Zollverein die besondere Ästhetik und Faszination des UNESCO-Welterbes Zollverein in Museumskoffern einzufangen und zu vermitteln. Die entstandenen "Museen im Kleinen" enthalten eine Vielzahl selbst gestalteter und gesammelter Objekte und verfolgen unterschiedliche Fragestellungen und Sichtweisen zur Darstellung der Zeche. So finden sich in den Koffern beispielsweise Biografien zu Einwanderern, die in der Zeche gearbeitet haben, Anklänge an die Streikkultur der Arbeiter, Werkzeuge für die Arbeit unter Tage oder Fundstücke aus dem alltäglichen Leben in den Arbeitersiedlungen. Die Authentizität der im Koffer befindlichen Gegenstände und künstlerischen Objekte begeistern Jung und Alt und lassen Eintauchen in die vielschichtige Welt des Kohlebergbaus.

Kof­ferkonzepte

Kofferinhalt

I. Station

  • Modell der Zeche Zollverein
  • zwei Schriften: Titel und kurze Themenbeschreibung

II. Station

  • Der Roman: Das unsichtbare Siegel

III. Station

  • Ein Stück Steinkohle
  • Holzkohlestücke

IV. Station

  • Skulptur der heiligen Barbara und zwei Bergarbeitern (original / antik)
  • zwei Schriften: Gebet an die heilige Barbara und Attribute der heiligen Barbara
  • Seifenschnitzerei (Schlägel & Eisen, heilige Barbara)

V. Station

  • Eine rote Gespensterlampe & eine Wollsocke

VI. Station

  • Radierung / Darstellung einer Zechenarchitektur
  • Zeichnung einer Arbeitsszene Untertage (original / antik)
  • drei Linolplatten ( Zechenturm, Arbeitergesicht, Arbeiter Untertage) + 3 x 3 Linoldrucken

VII. Station

  • Gipsguss eines Bergarbeiterporträts

VIII. Station

  • Fotokarten


Didaktisches Konzept - Stationenlernen

Vorbereitung des Klassenraums und grundlegende Organisation

Umstellen der Tische im Klassenraum zu acht Gruppentischen. Auf jedem Gruppentisch wir eine Station aufgebaut. Die Schüler werden nach dem Alphabet in sieben Gruppen eingeteilt. Die Schülergruppen (A - G) rotieren nach der Absolvierung einer Station. 
Jede der Stationen wird von jeder Schülergruppe durchlaufen. Die achte Station wird am Ende der Unterrichtsreihe mit allen Schülern gemeinsam bearbeitet. Die Lehrperson übernimmt bei Diskussionen an den jeweiligen Stationen und im gesamten Klassenverband die Moderation und sammelt die Schülerbeiträge an der Tafel. 
Jeder Schüler bekommt ein Feedback zu seinem Beitrag. Das Resümee wird in Zusammenarbeit von der Lehrperson und den Schülern formuliert.

Didaktisches Konzept der Unterrichtsreihe

Bei dem didaktischen Aufbau dieser Unterrichtseinheit liegt der Schwerpunkt auf der Verknüpfung verschiedener Handlungs- und Problemlösungsmöglichkeiten, sowie dem fächerübergreifenden Lernen. 
Der kooperative Unterricht, welcher einen hohen Anteil an Gruppen und Teamarbeit beinhaltet, ist u.a. deswegen von hoher Qualität, weil zwischendurch immer wieder Zielabsprachen mit der Lehrperson stattfinden. Die Lehrperson behält dementsprechend den Überblick über das Lerngeschehen. Schlüsselprobleme und Grundprobleme, wie es in der kritisch - konstruktiven Didaktik heißt, treten an den einzelnen Stationen kombiniert auf und werden im Teamwork gelöst. 
An einigen Stationen wird sowohl theoretisches Wissen vermittelt, als auch praktisch gearbeitet. Es herrscht demnach ein ausbalanciertes Pensum an theoretischer und praktischer Arbeit. Die Sozialform der Gruppenarbeit macht den Schülern oftmals mehr Spaß, als der Frontalunterricht. Dementsprechend fällt es den Schülern leichter Wissen aufzunehmen und zu behalten. Allerdings ist das sinnstiftende Kommunizieren sowohl innerhalb der Schülergruppen, als auch zwischen den Schülern und der Lehrperson entscheidend für das Funktionieren dieser didaktischen Unterrichtskomposition. Nur wenn erarbeitete Ergebnisse von den Gruppen zusammengetragen werden und man innerhalb des Klassenverbandes eine Feedbackkultur pflegt, können die Ergebnisse für alle Schüler an der Tafel zusammengetragen werden.


Kontakt: steffiworms[at]t-online.de

Der Koffer hat den Titel „Akte Vergangenheit – ungelöst!“. 
Der Titel beschreibt das Vorhaben, das Leben der Bergarbeiter und ihrer Familien um 1900 den Schülern der Sekundarstufe I näher zu bringen. Im Besonderen soll die Geschichte der Zeche Zollverein in Essen behandelt werden. Der Koffer dient bei diesem Vorhaben als Medium, um die Schüler in die Thematik einzuführen und Lernstationen im Klassenraum aufzubauen. 
  
Zudem soll zu Beginn der Unterrichtsreihe eine Exkursion zu Zeche Zollverein vorgenommen werden. Die Unterrichtseinheit ist so aufgebaut, dass die Schüler sich auf die Spuren der Vergangenheit des Ruhrgebietes begeben. 
 
 

Ästhetik der Bergbaufahnen

Michaela Voss

Lieber Kofferreisender, 

Ich freue mich sehr, dass du dich für mich interessierst. Ich gehörte der Fahnenmacherin Gertrud Schörmann. Sie bewahrte in mir einen Teil ihrer Werkstatt auf und hat mit mir ihre Kundschaft bereist. Besonders gern und oft hat sie Fahnen für den Bergbau gestaltet, denn ihr Großvater hat selbst noch im Nachbarort, Messinghausen, in der Grube Johannes Eisenerz abgebaut und ihre Mutter und Großmutter haben für Bergmannsvereine und Kirchen Fahnen entworfen und gestaltet. Wenn du mich öffnest, siehst du eine besondere Fahne, die Gertrud für ihren Enkel Michel kurz vor ihrem Tod 1984 gemalt hat. Michel ist Mitglied im Knappschaftsverein Messinghausen und nimmt in der Bergmannsuniform an Festumzügen und Bergmannsparaden teil. Außerdem ist er aber ein großer Fan der Zeche Zollverein in Essen, die besonders wegen ihrer Industriearchitektur und ihrer modernen Funktionsweise im Fokus steht. Daher hat Gertrud die eine Seite der Fahne dem heimischen Knappschaftsverein, die andere Seite dem imposanten Förderturm der Zeche Zollverein gewidmet. 
Damit du weißt, was man alles mit mir machen kann, gebe ich dir nun ein paar Anregungen: 
In meinem Deckel befindet sich Michels Fahne. Du darfst sie gern aus dem Deckel nehmen, den beiliegenden Fahnenstock durch die Schlaufe führen und sie als Fahne schwingen und betrachten. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn man eine Fahne in einem Umzug mit sich trägt? Du darfst es gern ausprobieren. In mir befindet sich eine CD mir der Bergmannshymne „ Glück auf, der Steiger kommt!“, die du abspielen und dazu mit der Fahne marschieren kannst. 
In mir befindet sich eine kleine Tasche, in der Stoffproben zu finden sind. Fühl mal, wie schön sich Samt- und Seidenstoffe anfühlen. Wie können die Stoffe in Fahnen wohl am besten verarbeitet werden? 
Die Stoffproben dienten Gertrud als Muster, um den Kunden Materialvorschläge für eine Fahne zu machen und um ihnen einen ersten Eindruck von der Struktur der späteren Fahne zu vermitteln. Fahnen werden entweder bestickt oder bemalt. Heute gibt es zur Herstellung von Fahnen auch Maschinen und dann werden Fahnen am Computer entworfen und über eine Maschine gedruckt oder gewebt. Trotzdem ist eine handgemachte Fahne etwas ganz Besonderes, weil sie einzigartig ist. In dem goldenen Setzkasten befinden sich verschiedene Farbpigmente, die Gertrud zu Farben anrühren und aus ihnen alle gewünschten Farbnuancen mischen konnte. Mit diesen Farben bemalte sie dann den Fahnenstoff. In der Holzschachtel befinden sich Materialien, die Gertrud zum Sticken von Fahnen benutzte. Das Nadelkissen hat bereits ihrer Mutter gehört. 
In der Blechdose befinden sich persönliche Dinge von Gertrud. Sie nannte dieses Kästchen ihre „kleine Schatztruhe“ und bewahrte darin Fotos, Erinnerungen und wichtige persönliche Dinge auf. Weiter befinden sich in mir auch die Entwurfskarten der Fahnen, die Gertrud und ihre Vorfahren bereits angefertigt haben. Ein beliebtes Motiv auf Bergmannsfahnen sind zum Beispiel Schlägel und Eisen, sowie die Petroleumlampe oder der Frosch als Licht des Bergmanns. 
Als Patronin der Bergmänner ist auch häufig die heilige Barbara auf Fahnen dargestellt. Einige Symbole, die als Vorlage für Fahnen dienen sollten, sind ebenfalls in meiner Werkstatt zu finden. Das Hufeisen als Glücksbringer erinnert an den, auf vielen Fahnen auftauchenden, Bergmannsgruß „Glück auf!“, der dem Bergmann eine gesunde und glückliche Auffahrt von seiner Arbeitsstätte Untertage wünscht. Nun habe ich dir einen kleinen Einblick in mein Inneres gegeben und hoffe, du kannst viele Eindrücke und Anregungen durch mich bekommen. 
Dein Fahnenhannes


Der Koffer behandelt das Thema der „Bergmannsfahne“ in verschiedenen Facetten. Die Reihenfolge, in der die dargestellten Dinge betrachtet werden, ist beliebig. Jedes Kästchen bzw. Gegenstand stellt einen anderen Aspekt zum Thema dar. Die Fahne im Kofferdeckel kann herausgenommen und am Fahnenstock befestigt werden. Auf der linken Kofferseite geht es vor allem um den Aspekt der Fahnenherstellung. Dazu können die Materialien befühlt und sinnlich erfasst werden. 
  
Der Koffer soll als Impuls und Grundlage für weitere thematische Überlegungen und eine ästhetische Forschung genutzt werden. Er legt sich auf keine Altersstufe fest. Jeder Kofferbesucher kann sich mit dem Aspekt weiterbeschäftigen, der ihn besonders anspricht. Über die Gestaltung der Bergmannsfahnen kann in der Schule gut auf das Leben der Bergmänner und ihre Wertvorstellungen Bezug genommen werden. Was haben sich die dargestellten Vereine und Gruppen auf die „Fahne geschrieben“? Schüler können sich überlegen, was sie sich auf die Fahne schreiben würden. Über die auf den Fahnen dargestellten Symbole können so Erkenntnisse über das kulturelle Leben und die bestimmenden Werte bzw. Ängste im Leben einer Bergmanns gewonnen werden. Um sich zum Bergbau und zu Fahnen allgemein vertiefend zu informieren, steht Literatur und Material im Koffer zur Verfügung. 
 
Eine weitere Möglichkeit besteht in dem Vergleich zwischen dem modernen Bergbaubetrieb der Zeche Zollverein und dem Bergbau in dem sauerländischen Ort Messinghausen. Die Zeche hat so zum Beispiel keine direkt angeschlossenes Vereinswesen und somit auch keine Fahne. Wo liegen die Unterschiede im kulturellen Leben der Bergmänner, die in der Zeche Zollverein arbeiten und den Bergleuten des 19. Jahrhunderts als Blütezeit des Bergbaus. 
Im Unterricht können darüber hinaus auch ästhetische Erfahrungen aufgrund des Koffers gemacht werden. Die Schüler könnten so zum Beispiel eigene Fahnen auf Betttüchern oder Ähnlichem gestalten. Dabei können sie sticken, malen, drucken, eine Collage anfertigen o.Ä. Weiter könnten sie die Funktion und Verwendung von Fahnen und Flaggen allgemein zum Beispiel in der Kunstgeschichte betrachten (zu diesem Zweck habe ich dem Koffer eine CD mit Bildbespielen beigefügt). Was für ein Gefühl steht dahinter, als Gruppe eine Fahne, ein Banner mit sich zu tragen und wozu werden Fahnen und Flaggen heute benutzt? (Demonstrationen, Fußball, Nationalflaggen, Schützenfestkultur, Firmen…) Außerdem können Begriffe wie Fahnenflucht und Fahnenstolz näher betrachtet werden. 
Im Unterricht kann zum Thema Gemeinschaft und Individuum in einer Gemeinschaft zum Beispiel eine Patchworkfahne als Klassenfahne erstellt werden. Dazu bekommt jeder Schüler ein Stück Fahnenstoff, dass er als seine persönliche Fahne gestalten kann. Schließlich werden alle Stücke zu einer großen Fahne zusammengenäht. 

Über die im Koffer dargestellten Textilien, können Schüler Wissen über die unterschiedliche Beschaffenheit von Stoffen sammeln und es kann auch eine Brücke zum Thema Kleidung geschlagen werden. Bei Schülern spielt zum Beispiel der Markenkult eine große Rolle. Im Unterricht könnte die Frage gestellt werden, ob sich der Mensch nicht auch mit seiner Kleidung etwas auf die Fahne schreibt, sich einer Gruppe zugehörig fühlt bzw. anschließt. Im Unterricht können zum Beispiel auch Kleidungsstücke entworfen werden, die Auskunft über bestimmte, von ihrem Träger vertretene Werte geben. 
Zusammengefasst soll der Koffer also nicht direkt als Experimentierwerkstätte genutzt, sondern eher als Anregung und Impuls in verschiedene Richtungen genutzt werden. Dem Betrachter werden ganz verschiedene Orte geboten, an denen er mit seinen Interessen verweilen, Gedanken weiterführen, oder die er auch einfach wieder verlassen kann um andere Eindrücke aufzunehmen. Die verschiedenen Orte sind hauptsächlich in einzelnen Kästen aufbewahrt, sodass im Koffer selbst keine vorgegebene Reihenfolge der Betrachtung besteht.

Brüche - Fensterglasscherben

In dem Koffer befinden sich Scherben von unterschiedlichem Fensterglas, die SchülerInnen dazu anregen sollen, unvertraute Seherfahrungen zu machen. 
Didaktisch kann so vorgegangen werden, dass den SchülerInnen im Kunstunterricht die Aufgabe gestellt wird, ihre Umwelt durch verschiedene Glasscherben zu fotografieren oder zu zeichnen. Hierbei können sie für sich artikulieren, wie das jeweilige Glas die Sicht auf unsere Welt beeinflusst. 
Schauen sie zum Beispiel durch eine Scherbe von milchigem Drahtglas, wie das der Zechenfenster, haben sie eine trübe verschwommene Sicht. Diese sinnliche Erfahrung kann dazu beitragen, die Phantasie der SchülerInnen zu wecken und darüber ins Gespräch zu kommen, wie die Arbeitsatmosphäre in den Hallen der Zeche Zollverein gewesen sein muss, wenn Drahtglasfenster die Sicht nach Außen erschwerten. 
Die ungewohnte Vorstellung eröffnet eine veränderte Perspektive zu der eigenen alltäglichen Erfahrung „aus dem Fenster zu blicken“. Sie sensibilisiert SchülerInnen dafür, die Differenz zwischen Epochen und Kulturen wahrzunehmen und zu achten.

So wie die Drahtglasfenster der Zeche Zollverein keine klare Durchsicht ermöglichen, scheinen mehrere Themenbereiche rund um die Welterbestätte Zeche Zollverein äußerst komplex und in wechselbarem Licht. Dieser Vielschichtigkeit möchte der Koffer mit dem Titel „Brüche“ begegnen. Er zielt auf eine vertiefende Auseinandersetzung mit diesem nicht unkomplizierten Thema und eröffnet ein großes Diskussionspotential. Weil er sowohl inhaltlich als auch aus sprachlich einen gewissen Anspruch erhebt, ist er für den Einsatz in der Sekundarstufe II geeignet. 

Brüche - Alltagsgegenstände einer Bergarbeiterfamilie 

Eine Kiste mit Dokumenten, Fotos und einigen Alltagsgegenständen einer Bergarbeiterfamilie in Essen ermöglicht den Einblick in Lebensräume und Umstände einer anderen Zeit und Alltagskultur um 1942. 
Beim Betrachten dieser Dinge offenbaren sich für die SchülerInnen Krankheit und Leid, die häufig infolge der Arbeit Untertage eingetreten sind. Die Auseinandersetzung mit unbekannten Aspekten der eigenen Kultur, in diesem Fall mit der Arbeitswelt der Bergleute, hilft SchülerInnen die Differenz zwischen Epochen und Kulturen wahrzunehmen.

Brüche - Memorykarten

Bei einem Memory geht es um Erinnerung. Die Frage nach dem Bewahren ist sehr zentral, wenn es um das Weltkulturerbe Zeche Zollverein geht. In dem Koffer befinden sich Memorykarten, die sowohl die neue Nutzung der Zechengebäude als auch ihrer einstige Bestimmung aufzeigen. Es treffen sich Konzertsaal und Feinschmeckerlokal von heute mit dreckigen Arbeitsplätzen von damals. 
Dies scheint auf dem ersten Blick vielleicht unvereinbar, aber nur die neue Nutzung durch viele verschiedene Partner ermöglicht die Erhaltung der baulichen Substanz, damit der Weg der Kohle auch für künftige Generationen, die nicht mehr mit den Händen arbeiten, nacherlebbar bleiben kann. Das Memory bietet einen guten Einstieg für ein Gespräch darüber, ob und warum diese Erinnerungen heute noch wichtig sind und wie sie auch für die Gegenwart und Zukunft erhalten werden können.

 

Welche „Brüche“ der Koffer zur Zeche Zollverein aufzeigt, sei hier kurz aufgeführt: 

Die neue „Kathedrale der Arbeit“ zeugte für industriellen Aufschwung, doch dieser hatte gleichzeitig eine Verdrängung des Menschen durch die Maschine zur Folge. In gigantischen Industriebauten, die als Denkmal der Stadt Macht und Herrschaft repräsentierten, fand die härteste Arbeit Untertage statt. Eine große Anzahl Fenstergefache sind Gliederungselement der Zechengebäude, aber Einblick und Ausblick bieten sie nicht. Heute ist die Zeche mit ihren ehemals härtesten und dreckigsten Arbeitsplätzen ein Treffpunkt für Künstler und Geschäftsleute, ein Ort für Kongresse. Der Koffer ist in vier Bereiche aufgeteilt, die auf unterschiedliche Weise eine Auseinandersetzung mit den genannten Themenschwerpunkten darstellen.

 

Leporello

Ein Leporello mit Fotografien und Text eröffnet den Blick in die Bauweise der Industrieanlage Zeche Zollverein, die mit der neuen industriellen Vision der zwanziger Jahre in Zusammenhang steht. Hierbei ist der Blick vor allem auf die Fenster der Zechenanlage gerichtet. Sie sind nicht mehr, wie in der traditionellen Bauweise, Einschnitte in der Fassade, sondern schließen bündig mit der Wand ab. 
Ihre Materialität, das verwendete milchige Drahtglas, behindert den Blick nach Innen und Außen. Nur einige Fensterelemente, die für den Luftaustausch nach Außen gewendet werden, machen eine Nutzung der Bauten durch Menschen erahnbar. Diese Konstruktion der Fenster wird zu einem Beispiel für die „neue Kathedrale der Industrie“ und die Verdrängung des Menschen durch die Maschine. 
Die genannten Ausführungen vermitteln SchülerInnen grundlegendes Wissen über die Welterbestätte im Kontext der Industriegeschichte Europas: Zeche Zollverein als Beispiel für ein neues industrielles Bewusstsein.

Der Bergmann und die Taubenzucht
Eva-Christin Koch

Was kann man mit dem Koffer machen?

Zunächst kann man den Koffer zur Grundlage nehmen über die harte und schwere Arbeit der Bergarbeiter im Ruhrgebiet und in anderen Zechen der Geschichte zu sprechen und um die Taubenzucht als großes Hobby dieser Arbeiter zu betrachten. Wenn man nicht nur in diesem Themenbereich bleiben möchte bietet es sich an mit den Schülern über deren eigene Hobbys zu sprechen und das Leben der Bergarbeiter mit ihrem eigenen Leben zu vergleichen. 
 
Die Schüler könnten zu ihren eigenen Hobbys Dinge sammeln und mit diesen der Klasse ihr Hobby näher bringen. Im weiteren Verlauf sollen die Schüler dann mit einem Material ihrer Wahl ihr Hobby künstlerisch darstellen und gegebenenfalls mit dem Schulalltag oder einer ausgedachten Arbeit vergleichen. 
Falls ein Schüler sein Hobby nicht darstellen möchte oder kann, könnte auch auf ein anderes erdachtes Hobby zurückgegriffen werden. 
Die Idee liegt darin, dass die Schüler sich ihres eigenen Hobbys bewusst werden und dies künstlerisch ausdrücken können. Beim Miteinander Sprechen und Erzählen in der Klasse können außerdem noch soziale Kompetenzen ausgebildet werden. 
Ich denke diese Idee würde sich in Klassen, die sich untereinander noch nicht gut kennen sehr gut geeignet sein, da sich ja jeder Schüler auf eine ganz besondere Weise vorstellen kann. 
Gedacht ist dieses Konzept für Schüler in der Unterstufe, es kann aber auch durchaus auch in höheren Klassen verwendet werden. 
Man kann sich auch mehr mit den Urkunden im Koffer beschäftigen. Die Schüler könnten Urkunden selbst gestalten und sich gegebenenfalls gegenseitig für besondere Leistungen auszeichnen. Jeder Schüler schreibt für einen oder eine andere eine Urkunde für etwas das sie oder er besonders gut kann oder besonders gut gemacht hat. 
Sicherlich ist dies auch eine gute Möglichkeit ein gutes Klima in eine Lerngruppe herzustellen oder wieder herzustellen. Genauso können eigene Pokale und Trophäen entworfen und gestaltet werden. 
Das Thema Steinkohle bietet sich außerdem an, um einmal ein anderes Zeichenmaterial kennen zu lernen. Einige Gegenstände im Koffer bieten gute Modelle, die nur darauf warten gezeichnet zu werden. Im Koffer befinden sich einige Kohlestücke und Stifte, die zum Zeichnen benutzt werden können. Auch einfache Grillkohle eignet sich wunderbar zum zeichnen! 
Eine weitere Anregung könnte die Karte sein, die im Koffer ist. Man kann mit den Schülern Karten zu den verschiedensten Dingen erstellen. Die Schüler könnten mit Tusche eine Karte zu dem Land aus ihrer Lieblingsgeschichte malen, oder eine Karte die die Welt in der sie leben zeigt. 
Sicherlich können einem zu diesem Koffer noch viele andere Dinge einfallen. Es können immer Dinge zugefügt oder entfernt werden, so dass er individuell einsetzbar ist.

Inhalt des Koffers
Aus der Arbeitswelt

  • Verschiedene Fotos, welche die Arbeit unter Tage zeigen
  • Modell, dass einen ungefähren Aufbau eines Stollens zeigen soll
  • Bergmannsbuch
  • Ein Stück Steinkohle
  • Karte: Ausdehnung der Grubenfeldergrenzen

Aus der Freizeit

  • Bergmann für die Vitrine
  • Ein Förderkorb für die Vitrine
  • Zeichenkohle und Kohlestifte 

Tauben

  • Buch zur Taubenzucht
  • Verschiedene Futtersorten für Tauben
  • Nistschale mit Plastik-Eiern für Tauben
  • Urkunden
  • Pokal
  • Taubenringe und Registrierkarten
  • Preislisten von Taubenwettbewerben


Taubenzucht und Arbeitswelt - Die Geschichte

Die Arbeitswelt
Hans Heinemann, war ein real existierende Bergmann der nach seinem Bergmannsbuch sowohl als Schlepper als auch als Hauer unter tage gearbeitet hat. Viele Bergarbeiter hatten jedoch auch zu Hause Zeichen für ihre Arbeit. Besonders Bergarbeiter, die nicht mehr unter Tage tätig waren sammelten Bergarbeiterfiguren und andere Dinge, die an ihre ehemalige Arbeit erinnerten. Auf den Fotos sieht man wie Arbeiter unter Tage arbeiten mussten. Vielleicht kann man eine wage Vorstellung bekommen, wie hart diese Arbeit gewesen sein musste. Des weiteren habe ich noch ein Modell gebastelt, das ungefähr den Aufbau eines Stollens wiedergeben soll. Man erkennt die verschiedenen Erdschichten in denen einzelne Kohleflöze zu finden sind. In den angedeuteten Tunneln mussten die Bergmänner unter den schwersten Bedingungen die Kohle abbauen. Dieser Teil des Koffers dient lediglich dazu, eine vage Vorstellung von der Arbeit des Bergarbeiters zu bekommen. Das Hauptthema dieses Koffers ist die Taubenzucht.


Zur Geschichte
Beim Thema Taube sollte man nicht nur an die Stadttaube denken, wie sie jedem von uns schon einmal begegnet ist. Auf de Welt gibt es mehr als 300 verschiedene Arten, rund 500 Millionen Exemplare. 
„Die gemeinsame Geschichte von Taube und Mensch beginnt vor etwa 5000 Jahren. Zu dieser Zeit lebte die Taube in Felsen an den Küsten des Atlantischen und Pazifischen Ozeans. Doch dann fingen Menschen an, dort Häuser zu bauen und Getreide anzupflanzen – und die Felsentauben, angelockt von diesem körnigen Festmahl, suchten die Nähe des Menschen. Die Sumerer hielten die Tauben als Fleischlieferanten und Lockvögel, um Greifvögel zu fangen. Die alten Ägypter schätzten die Tauben vor allem wegen ihrer Exkremente, denn Taubenkot eignet sich gut zum Düngen. Die Römer hielten die Tiere in riesigen Taubenschlägen – um sie als Delikatessen zu verspeisen. 
Bald schon erkannte man auch die Qualität der Vögel als gefiederter Bote. Denn Tauben sind zum einen schnell – sie erreichen bis zu 160 Kilometer pro Stunde. Zum anderen haben sie eine hervorragende Orientierung und einen starken Trieb, in ihren Heimatschlag zurückzukehren. Die Araber waren im neunten Jahrhundert die ersten, die auf die Idee kamen, diese Fähigkeit der Tauben im großen Stil zu nutzen. Sie richteten eine professionelle Taubenpost ein, indem sie in allen Städten, die an das Postnetz angeschlossen werden sollten, große Schläge aufbauten. Während der Kreuzzüge konnten sich die arabischen Heere so auf ein gut funktionierendes Nachrichtensystem verlassen. “ 
„Etwa um 1906 entstehen im Ruhrgebiet (Dortmund) die ersten Schrebergärten zur Selbstversorgung armer und kinderreicher Familien. Schwer arbeitende Menschen suchen im Sommer mit ihren Familien Sonntags Erholung beim Ausflug zu den Naherholungsgebieten an den Stadträndern. Flanieren im Stadtpark, Kahnpartien auf Teichen und Seen, Wanderungen und Ausflugsfahrten gehören genauso dazu wie der Besuch von Gaststätten und Gartenlokalen als Ziel oder Rastplatz. Zur selben Zeit kam es im Ruhrgebiet auch zu einer explosionsartigen Zunahme an Taubenvereinen. Der Taubensport wird immer beliebter unter den Bergarbeitern. Die Tauben gelten als „Symbol für Frieden und Freiheit“. Auch heute noch kennen und benutzen wir das Symbol der Friedenstaube.“ 
Neben der Brieftaube gibt es natürlich auch die klassische Stadttaube, die in vielen Städten sehr verhasst ist. Teilweise werden Tauben als „Ratten der Lüfte“ bezeichnet. Da sie sehr viel Dreck machen, sind sie oft sehr unbeliebt. Oft sieht man Nägel über den Ladenschildern und Fenstersimsen in den Städten, die eigens dazu gedacht sind die lästigen Tauben abzuschrecken. 
In anderen Städten, wie zum Beispiel in Venedig sind Tauben zum Kult geworden. So kann man vor dem Marcusdom in Venedig zum Beispiel Futter kaufen und die Tiere füttern. Fast jeder Tourist lässt sich hinreißen und füttert die Tiere.
Es ist bekannt, dass gerade unter den Bergarbeitern die Taubenzucht ein sehr beliebtes Hobby war. Die Tauben wurden auch als „Rennpferde des kleinen Mannes“ bezeichnet. 
Für meinen Koffer habe ich behauptet, dass auch der Bergmann Hans Heinemann diesem Hobby nachging. Dabei hat er natürlich einige Urkunden und Pokale gewonnen, die man im Koffer vorfinden kann. 
 
Jeder Taubenzüchter besitzt zudem Nistschalen, die als „Nester“ zum Brüten der Jungtiere dienen. Ein solches Exemplar findet man ebenfalls in dem Koffer. In der Taubenzucht gibt es außerdem eine Art Geburtenkontrolle. Damit die Anzahl der Tiere nicht explodiert, werden den Tauben die eigenen Eier weggenommen und gegen Attrappen ausgetauscht. Diese Attrappen können aus Porzellan oder aus Plastik sein. Plastik-Eier werden noch zusätzlich durch einen Stein beschwert, damit die Eier nicht zu leicht sind und die Taube den Unterschied nicht bemerkt. 
Der Koffer beinhaltet zudem verschiedene Futtervarianten. Diese reichen von sehr feinkörnigem Futter, das speziell für junge Tauben geeignet ist über Hafer und Grid als Zusatzfutter oder gröbere Futtersorten, für die ausgewachsenen Tiere. Interessant sind auch die Ringe, die jede Zuchttaube am Bein trägt. Wenn man die Ringe genauer betrachtet, entdeckt man eine Nummer auf dem Ring. Ein Beispiel aus dem Koffer wäre zum Beispiel: 
06624 = Kennung des Vereins 
03 = Jahreszahl
77 = Individuelle Nummer
Dabei steht die erste Zahl für den Verein, in dem der Züchter der Taube Mitglied ist, die zweite Zahl steht für das Jahr. In meinem Beispiel kommt der Ring also aus dem Jahr 2003. 
Die letzte Zahl ist auf jedem Ring verschieden. Alle Ringe sind von 0 bis n durchnummeriert. 
Ein Züchter bekommt mehrere Ringe von beispielsweise 59 bis 79. Somit kann jede Taube eine bestimmte Nummer zugeordnet werden. Über diese Nummer können auch verlorene Tauben wiedergefunden werden oder die Tauben können bei Wettbewerben genau identifiziert werden. 
Zu jedem Ring bekommt der Züchter eine Registrierkarte, mit der er belegen kann, welche Tauben ihm gehören. Auf diesen Registrierkarten sind die gleichen Nummern wie auf den Ringen verzeichnet. In meinem Koffer habe ich leider keine zusammengehörenden Exemplare gefunden. 
Zuchttauben leben in der Regel in Taubenschlägen. Dort gibt es verschiedene Käfige. Jungtauben, Weibchen und Männchen verschiedener Altersgruppen leben getrennt voneinander in separaten Käfigen. Am Ausgang der Käfige gibt es heutzutage spezielle vorrichten die automatisch vermerken wann welche Taube den Schlag verlassen hat und wann welche Taube wieder hereingeflogen ist. Das war früher etwas anders. Damals gab es derartige Apparaturen nicht. Bei Preisflügen wurden daher spezielle verblombte Konstatiergeräte benutzt, an der der Taubenzüchter die angekommene Taube dann per Hand registrieren musste. Man kann also sagen, dass die Messungen heutzutage wesentlich genauer geworden sind. 
Bei normalen Preisflügen erhält das erste Drittel aller Teilnehmenden Tauben einen Preis. Somit kommt es vor, dass ein Züchter auf einer Urkunde gleich mehrere Preise bescheinigt bekommt. Durch die große Anzahl an Preisen gestalten sich auch die Preislisten besonders ausführlich. Wieder ließ sich keine wirklich alte Preisliste auftreiben, so dass im Koffer lediglich einige Preislisten aus den letzten Jahren zu finden sind. Diese sahen früher jedoch auch sehr ähnlich aus uns sollten zu Anschauung durchaus interessant sein. 
Aber wie funktioniert so ein Wettbewerb denn genau?
  
Schon in der Bibel sandte Noah eine Taube los, um nach Land Ausschau zu halten. Daher kommt auch die Vorstellung von Brieftauben wie sie Kinder oft haben. Auch Picasso hat sich mit dem Symbol der Friedenstaube ausgiebig beschäftigt. 
Als kleines Kind stellt man sich oft vor, das Brieftauben wie in dem Kinderlied „kommt ein Vöglein geflogen“ Nachrichten überbringen. In der Vorstellung sagt man der Taube zu wem ein Brief gebracht werden soll und die Taube liefert den Brief als eine Art kleiner Postbote aus. Dies klingt wirklich gut, funktioniert aber leider nicht so einfach. 
Die Tauben aus einer Region die an einem Wettbewerb teilnehmen werden alle zum Startort gebracht und gleichzeitig freigelassen. Dann fliegt jede Taube in ihren heimatlichen Taubenschlag zurück. Bei Wettbewerben wird darauf geachtet, dass jede Taube in etwa den gleichen Flugweg zu bewältigen hat. Für zusätzliche Kilometer wird dem Züchter später Zeit gutgeschrieben, sodass die schnellsten Tauben ermittelt werden können.

Einleitung

Ein Blick auf eine Zeche bedeutet immer auch ein Blick auf einen Förderturm. Der Förderturm als ein wichtiger Bestandteil des Zechensystems wird in meinem Koffer aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Mein Zechenkoffer lässt sich, wie im Schaubild ersichtlich, in fünf Bereiche gliedern, innerhalb derer wiederum eine Vielzahl von Aktivitäten, Diskussionen und Vertiefungsmöglichkeiten stecken. 
 
Ein möglicher Einstieg in das Thema „Zechen und ihre Fördertürme“ kann bereits mit dem geschlossenen Koffer geschehen. Der Bergmannsausweis am Griff des Koffers bietet die Möglichkeit, Vermutungen über den Inhalt des Koffers anzustellen oder die Schüler zunächst eine Geschichte in schriftlicher oder bildlicher Form über den Bergmann erfinden zu lassen. Vielfältige Diskussionsthemen stehen zur Verfügung:

  • Der Zechenbetrieb – Was wissen wir? Was möchten wir erfahren?
  • Zechen früher – Zechen heute
  • Energie

Das Bergmannsbuch ist ein kleines Detail, das die Phantasie anregt und Gedankengänge öffnet. Altersabhängig kann die Form der Auseinandersetzung mit dem Ausweis variiert werden. Aber auch das Bergmannswappen ist ein Gegenstand, der für einen Einstieg in das Thema geeignet ist. In einem nächsten Schritt findet man mit der Öffnung des Koffers Gegenstände und Postkarten vor, die Fördertürme in den Blick nehmen. Das Modell, die Postkarten der verschiedenen Förderturmarten, der Miniaturbergmann, die Baustoffe, das Wappen und der Wandteller sind zum einen Anschauungsmaterial und zum anderen erzählen sie Geschichten, so ist z.B. die Geschichte des Fortschritts in den Baustoffen Holz, Beton und Stahl enthalten. Während diese erste Ebene des Koffers zunächst einmal das Interesse der Schüler wecken soll, der Anschauung dient und zu näheren Diskussionen, wie z.B. Architektur und Größe, einleitet, widmet sich die zweite Ebene drei spezifischen Bereichen; Architektur, Fotografie und Modellbau.
  

Architektur & Zeichnung

Von der Architektur der Zechen und insbesondere den Konstruktionen der Fördertürme ausgehend kann z.B. die Baustilkunde in Europa ein Thema der Vertiefung darstellen. Fördertürme bieten sich an, um Konstruktionszeichnungen anzufertigen und somit die Zentralperspektive in den Blick zu nehmen. „Zeichnungen anfertigen“ ist ein weites Feld, das sich variieren lässt bzgl. der Materialverwendung (Kohle, Pastellkreide, Aquarellstifte,…), der zu zeichnenden Themen und der Einnahme der Perspektive. Inhaltlich ist es z.B. reizvoll, über Landschaftsveränderung mit Zunahme der Industrie zu sprechen. In diesem Zusammenhang verweise ich auf die Landkarte, auf der Fördertürme im Ruhrgebiet eingezeichnet sind. Allein die Veränderung des Ruhrgebiets mit Zunahme der Fördertürme ist gewaltig. So ist heute, in einer Zeit, in der immer mehr Zechen stillgelegt werden, u. a. ein Projekt mit dem Titel „Ruhrgebiet der Zukunft“ eine mögliche praktische Auseinandersetzung. Ein weiterer inhaltlicher Gedanke ist die Energie und der Vormarsch der regenerativen Energien. Vor einiger Zeit sprossen noch Fördertürme aus dem Boden, heute sind es Windräder und Biogasanlagen. Wichtige aktuelle Themen können in den Blick genommen werden und durch künstlerische Umsetzungen in das Bewusstsein der Schüler gelangen.

Fotografie & Veränderung

Fotografie spielt in unserer Zeit, in der der Mehrheit der Schüler entweder ein Fotohandy und/oder eine Digitalkamera zur Verfügung stehen, eine große Rolle. Die mit den neuen Medien verbundene Begeisterung für Fotografie kann genutzt werden, um die Schüler auf Bildthemen außerhalb ihrer Freizeitfotografie aufmerksam zu machen. Das Künstlerehepaar Becher ist Anknüpfungspunkt, um über Industriefotografie und die Möglichkeiten, Bauten in Szene zu setzen, zu sprechen. Vielfach kennen Schüler bereits die Möglichkeiten der digitalen Veränderung, so dass die Arbeit mit diesem Medium im Kunstunterricht eine Chance wäre, ihre Fähigkeiten auszubauen. Im Gegensatz hierzu, ist die Fotografie mit der Spiegelreflexkamera und die Fotoentwicklung wahrscheinlich eine unbekannte Variante. Die bewusste Nutzung von Perspektiven, Licht und Schatten, Kamerafunktionen, digitalen Veränderungen oder die Entdeckung der Möglichkeiten bei der Fotoentwicklung sind Aspekte, die einerseits ihrer selbst Willen faszinieren, wenn man sie erlernt, andererseits kann mit diesem Wissen ein Förderturm in unterschiedlichste Bildkomplexe verwandelt werden oder verschiedene Metamorphosen durchmachen. Fotografie ist ein Medium, um Landschaft und Wirtschaft, insbesondere Zechenlandschaften, auf verschiedenen Ebenen wahrzunehmen. Materialkunde & Modellbau Der Modellbau und die Arbeit mit unterschiedlichen Materialien bilden den dritten Bereich der unteren Kofferebene und gleichzeitig eine dritte Art der Visualisierung und der Auseinandersetzung mit dem Wahrzeichen der Zeche. Es ist möglich, angefertigte Zeichnungen des Bereichs Architektur oder Fotografien zum Anlass zu nehmen, diese in dreidimensionale Form umzusetzen. Des Weiteren wäre sinnvoll das Thema „Ruhrgebiet der Zukunft“ nochmals aufzugreifen und Modelle von Fördertürmen zu konstruieren, die auf Grund der Stilllegung zu anderen Zwecken verwendet werden, wie auch auf einer Fotografie im Koffer sichtbar ist. Unterschiedliche Materialien stehen zur Verfügung, um z.B. die Wirkung des Modells zu variieren. Inhaltlich können auch Diskussionen zum Denkmalschutz und Weltkulturerbe angeregt werden. Fragen wie

  • Wieso ist eine Steinkohlezeche Weltkulturerbe?
  • Ist Denkmalschutz überhaupt notwendig oder hängen wir zu sehr an Vergangenem?

zu diskutieren, ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit zu dem Thema „Zeche Zollverein“, der in meinem Koffer auch in dem Bereich, Bild und Text, bedacht wurde.

Bild & Text

In diesem nicht abgeschlossenen, sondern immer zu erweiternden Bereich befinden sich Texte rund um die Zeche Zollverein, den Denkmalschutz und technische Informationen zu Fördertürmen. Außerdem sind Bilder von verschiedenen Fördertürmen, von stillgelegten und umfunktionierten Fördertürmen und Fotografien von Fördertürmen von dem Künstlerpaar Becher enthalten. Eine Vielfalt an Informationen bildet die Grundlage, um zu einer intensiven Auseinandersetzung zu gelangen und verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Dieser Koffer wirft aus verschiedenen Perspektiven einen Blick auf Fördertürme, ihre Funktion, Geschichte und Zukunft. Der Inhalt des Koffers ist nicht auf Vollständigkeit ausgerichtet, sondern soll das Interesse für die eine oder andere Sparte anregen. Er bildet einen Komplex der erst funktioniert, wenn man ihn nicht nur anschaut, sondern aktiv wird. Ausgehend von den Fördertürmen ist es nicht zwingend notwendig bei ihnen stehen zu bleiben, es ist sogar erwünscht durch die Auseinandersetzung mit Fördertürmen andere bzw. verwandte Themen für sich zu entdecken.

Die Entstehung von Kohle (Kohlensack 1)

  • Modell zur Entstehung von Kohle. Querschnitt durch die Erdschichten
  • Vier Bodenproben mit Weiden- und Birkenzweigen, Torf, Braunkohle und Steinkohle
  • Fossil (Muschel und Muschelabdruck im Stein)
  • Aus Gips gegossenes Fossil in einer Pappschachtel
  • Zusätzlich: Gießformen zum Herstellen von Gipsfossilien

Im Ordner

Informationsmaterial zu den Themen „Entstehung von Kohle“ und Fossilien. Praktisch steht hier das Thema „Fossilien“ im Vordergrund. Fossilien befinden sich als Abdrücke in der Kohle oder in den Sedimentschichten. Die Kinder gießen aus Gips mit Hilfe der Formen eigene Fossilien und bauen sich ein Aufbewahrungskästchen aus Pappe. Zudem könnten die Erdschichten mit den Original-Materialien gemalt/geklebt werden.

 

Die Zeche (Kohlensack 2)

  • Modell/Querschnitt eines Steinkohle-Bergwerks
  • Plan der Zeche Zollverein
  • CD mit Originalgeräuschen „Unter Tage“
  • Bergarbeiterbüste
  • Rote Zipfelmütze
  • Zusätzlich: Bergarbeiterhelm

Im Ordner

  • Fotos der Zeche Zollverein
  • Fotos von Bergarbeitern und Unter Tage (RAG)
  • Plan der Zeche Zollverein
  • Geschichte „Ein Arbeitstag mit Willi“
  • Arbeitsschutz eines Bergarbeiters
  • Arbeitsblätter zum Arbeitsschutz
  • Lebenswelt der Bergarbeiter
  • Wie funktioniert ein Bergwerk?
  • Gefahren
  • Wie die Kohle im Ruhrgebiet entdeckt wurde – Kopiervorlage
  • Arbeitsblätter „Warum tragen Zwerge Zipfelmützen?“

Schwerpunkte sind der Aufbau einer Zeche und das Leben der Bergarbeiter. Eingeführt werden in das Thema kann durch die Originaltöne Unter Tage erfolgen. Die Schüler und Schülerinnen setzen sich im Dunkeln unter ihre Tische und empfinden das Gefühl Unter Tage nach. Zudem kann die Geschichte von Willi vorgelesen werden. Als praktischen Teil kann zur „Ehre“ der Bergarbeiter eine Büste erstellt werden. Aus Pappmachee, Gips oder Efa Plast. Auch könnte der Querschnitt eines Bergwerks mit Pflanzenfarben gemalt werden, auch bietet sich das Nähen einer Zwergenmütze an.

 

Verwendung und Nutzen von Kohle (Kohlensack 3)

  • Plastik - Ofen
  • Nägel
  • Straße aus Filz (Achtung! Teer ist nicht mehr zum Straßenbau erlaubt)
  • Steckdose
  • Playmobil-Figur mit Holzkohle-Grill
  • Zusätzlich: Steckdose aus Stoff

Im Ordner

  • Arbeitsblätter zum Thema „Wozu braucht man Kohle?“, Stromerzeugung mit Steinkohle
  • Quiz „Braucht dieses Gerät elektrischen Strom?“

Der Themenschwerpunkt liegt hier bei der Erzeugung und dem Nutzen von Strom. Die Kinder sollen sich bewusst machen, wozu man Strom braucht, bevor sie in die Vorstellung gehen, wie ein Leben, ein Tagesablauf ohne Strom aussehen könnte. Welche Dinge könnten alternativ genutzt werden? Dazu soll ein Comic gezeichnet werden; mein Tag ohne Strom oder ein Bild gemalt werden mit dem Kinderzimmer ohne Strom. Alle Materialien sind als Angebote zu verstehen und sollten auf die jeweilige Klassen-, Material- und Raumsituation angepasst werden. Die Angebote können und sollen frei erweitert werden. Methodisch ist der Koffer flexibel einsetzbar; die einzelnen Themenbereiche können zudem exemplarisch durchgenommen werden.

In vier Themenbereiche aufgeteilt, ist der Koffer flexibel für den Kunst- und Sachunterricht der dritten und vierten Klassen der Grundschule einsetzbar. Die Themenbereiche „Die Entstehung von Kohle“, „Die Zeche“, „Verwendung und Nutzen von Kohle“ und „Malwerkstatt“ sind zeitlich sukzessiv oder simultan im Unterricht zu behandeln. 
 
In der zeitlich sukzessiven Form werden die Teile mit der gesamten Klasse gemeinsam erlebt, bearbeitet und besprochen. In der simultanen Form bietet sich der Werkstattunterricht an. Die Themenbereiche können nacheinander von Gruppen gemeinsam erarbeitet werden – so entsteht kein „Stau“ an besonders beliebten Thementischen – oder die Schüler und Schülerinnen arbeiten mit einem individuellen Plan, bei dem eigenständig Schwerpunkte gesetzt werden sollen. Das selbstständige Arbeiten soll nicht nur hier im Vordergrund stehen. Inhalt und Kreativität sollen wechselseitig miteinander verknüpft werden; Fragen können durch Detektivarbeit aus dem beigefügten Informationsmaterial für die Schüler und Schülerinnen oder beispielsweise aus Internetrecherche beantwortet werden. Stets sollte eine Dokumentation der Schüler und Schülerinnen über ihre eigene Arbeit erfolgen. Hier bieten sich Arbeitsbücher oder Schnellhefter an, in welche zusätzlich die Arbeitsblätter oder Kopien aus dem diesen Koffer beigefügten Informations- und Arbeitsmaterial. Dies verschafft den Kindern einen Überblick über ihr eigenes Tun und erleichtert das gegenseitige Vorstellen von Zwischenbilanzen. 
  
Dem Koffer ist ein Ordner mit Kopiervorlagen, Anleitungen, Fotos und Informationsmaterial zu den einzelnen Themenbereichen beigefügt. Dieser Ordner sollte den Schüler und Schülerinnen während ihrer Arbeit zur Verfügung stehen und so das eigenständige Arbeiten zu bestimmten Fragestellungen erleichtern. Dem selben Zweck dienen die Sachbücher. 
Des Weiteren ist ein Hefter für die Lehrperson vorhanden, in welchem vorrangig Informationen zum praktischen Arbeiten zu finden sind. Die Objekte im Koffer eignen sich als Anschauungsmaterial. Der Koffer ist in zwei Ebenen aufgeteilt. Im Deckel „Über Tage“ befindet sich die „Malwerkstatt“, wo das Material Holzkohle eine Rolle spielt. Die Platte trennt den oberen Teil vom unteren Teil. Hier kann „Unter Tage“ abgetaucht werden. Dem entsprechend befinden sich hier die drei „Kohlensäcke“ mit den Themenschwerpunkten zur Steinkohle. 

Die Trennplatte

Die Trennplatte trennt den „Über Tage“-Bereich mit der Malwerkstatt vom „Unter Tage“- Bereich der Steinkohle-Themen. Hier sind alle vier Themenbereiche mit einem Bild repräsentiert. Zur Einführung des Koffers können die Klappen beispielsweise zu einer Inszenierung beitragen, zur Diskussion oder für ein Ratespiel benutzt werden. 
Werden die Themenbereiche nacheinander durchgenommen, kann nach Abschluss eines Bereichs ein Kläppchen hochgeklappt werden. Die herunter geklappten Teile erzeugen zudem Spannung.

Die Hausfrauen in der Zeit der Zeche
Franziska Rusch
Kontakt: Tikka[at]hotmail.de

Dieser Museumskoffer zeigt die Arbeit der Hausfrau in dieser Zeit und ihr Geschick „aus nichts etwas zumachen“. Der Tag einer Bergmannsfrau war geprägt von harter körperlicher Arbeit, wie Wäsche waschen, Nahrungsbeschaffung und Zubereitung, sowie die Erziehung der Kinder.
Andererseits sollte man nicht vergessen, dass diese Hausfrauen auch noch Frauen waren, die gerne Karten spielten, Decken bestickten und gerne schöne Dinge besaßen. 
„Früher war man froh, wenn man für die Männer etwas Fleisch hatte. Wir haben darauf verzichtet, nur damit die Männer etwas hatten. Die mussten doch arbeiten.“ 
(Bergmannsfrau, geb. 1910) 

   
Der Museumskoffer zum Thema „Hausfrauen in der Zeit der Zeche“, soll zum einen sehr anschaulich sein, da die Haushaltsgeräte und Gegenstände in dieser Zeit heute oft nicht mehr gebräuchlich sind. Dadurch können Kinder und Jugendlich „alte“ neue Dinge kennen lernen, bekommen einen Einblick in die Haushaltsarbeit der Großmütter und können mit diesem Koffer zu der Zeit arbeiten. Es ist möglich, Rezepte aus den Kochbüchern nachzukochen, oder mit den Geräten Gerichte zuzubereiten. 
Des Weiteren können die jungen Menschen angeregt werden, bei ihren Großmüttern zu forschen und nachzufragen. Zum anderen soll der Koffer die Generationen zusammenführen und verbinden. Senioren erkennen Gegenstände aus ihrem früheren Haushalt wieder und könnten selber die Funktionen der einzelnen Dinge erklären. Auf diese Weise bekommen die Erklärungen mehr Gehalt und wirken authentischer. Jugendliche lernen so generationsübergreifend und erleben die „alte“ Zeit haut nah. Die Dinge können angefasst werden, man kann ausprobieren und selber experimentieren. 
Mit dem Zusammenfrühren der Generationen ist die Zeit der 40er bis 60er Jahre leichter zu realisieren und zu begreifen. Wenn reale Personen über ihre Haushaltszeit und ihr Leben berichten, wird es für die junge Generation einfacher, sich in diesen Lebensalltag von früher hinein zu versetzen. 
  
Der Museumskoffer soll helfen, mit dem entsprechenden Zeitaufwand, den heutigen Haushalt mit dem damaligen zu verbinden und die Unterschiede deutlich zu machen. Wie wurde früher z.B. Wäsche gewaschen und wie wird es heute gemacht? Wie lange brauchte eine Hausfrau zum Waschen ihrer Wäsche? Wie wird heute die gewonnene Zeit genutzt? Mit sinnvollen Dingen? Wie und womit wurde gekocht und wie viel Zeit benötigte man zum Kochen der einzelnen Gerichte? Was wurde gegessen und wann? All diese Dinge kann man mit dem Koffer erarbeiten und je nach Aufgabenstellung sehr anschaulich aufzeigen und erarbeiten. 
Der Koffer gibt die Möglichkeit, selber Nachforschungen anzustellen und in der eigenen Familie den Alltag aus dieser Zeit nachzuvollziehen und kennen zu lernen. Aber er bietet auch für die Schule einige Möglichkeiten: In den geschichtlichen und hauswirtschaftlichen, sowie vielleicht auch in den politischen Fächern, kann man mit diesem Koffer anschaulich Unterrichtseinstiege gestalten.

Kontakt: brittanitz[at]gmx.de

Einleitung

Dieser Museumskoffer beschäftigt sich nicht direkt mit der Zeche Zollverein, sondern mit dem Raum, oder eher gesagt „Wohnraum“, um die Zeche herum. 
Da gerade der „Pott“ früher wie heute von Industrie gekennzeichnet war und ist, wollten viele Menschen sich wenigstens zu Hause ein heimeliges Plätzchen schaffen. So entstand eine Wohnkultur, deren Name heute nur noch abwertend gebraucht wird: der Gelsenkirchener Barock. Dass mit dieser Wohnkultur viele Menschen aufgewachsen sind, ist heute schon fast wieder vergessen. Bald wird diese Wohnkultur wohl ganz verschwinden – verdrängt von moderneren Trends. 
Dieser Koffer soll deshalb Erinnerungen auffrischen und Vergangenes bewahren. Der Museumskoffer ist sowohl für Ältere bestimmt, die lange Zeit mit den „Schätzken“ des Gelsenkirchener Barock gelebt haben, wie auch für Jüngere, die vielleicht noch gar nicht wissen, welche beispiellose Zeit sie nicht miterlebt haben. Dieser Koffer soll Erinnerungen und Interesse wecken. 
Er soll auf eine schöne Zeit aufmerksam machen, die schon fast in Vergessenheit geraten ist. Dabei ist der Inhalt des Koffers von ganz besonderer Bedeutung: kuriose Originale, dessen einigartige Nützlichkeit bis heute zumeist nicht überlebt hat. 
Der Umgang mit diesen Originalen soll die älteren Betrachter dazu ermuntern, in ihrem Gedächtnis und ihren Kellern zu suchen: Was war mir damals wichtig? Was hatte ich gern? Die Jüngeren Betrachter, welche die 50er Jahre nicht miterlebt haben, sollen an diese Zeit herangeführt werden – weg vom amerikanischen Idealbild mit Petticoat und Cadillac. Dieser Museumskoffer sollte eine Diskussion, eine Forschung und ein Interesse an den 50er Jahren erwecken – egal ob der Betrachter jung oder alt ist.

Didaktische Anleitung

Der Museumskoffer ist sowohl für Schüler der Sekundarstufe II, wie auch in der Erwachsenenbildung einsetzbar. Der Koffer enthält originale Gegenstände aus den 50er Jahren, Infokarten und ein Spiel, das Ereignisse aus den 50ern aufgreift. Anhand dieser Dinge soll bei Jüngeren das Interesse und bei Älteren die Erinnerung an die 50er Jahre geweckt werden.

Inhalt des Koffers

  • 2 Sammeltassen
  • Zuckerdose
  • Kaffeedose
  • Serviettenhalter
  • Serviettenschirm
  • Porzellan-Reh
  • Presentoire
  • 2 Bowlespießständer
  • Blume mit kleinen Gartenwerkzeugen
  • Hundelampe
  • Holzhirsch
  • Salzstangenanbieter
  • Infokarten
  • Spiel „Weißt Du noch…? Die 50er Jahre“ von Ravensburger
  • Buch „Alltagsdesign der 50er Jahre“
  • Tischdecke

Kindheit in der Zechensiedlung Anfang des 20.Jahrhunderts
Anja Stumpel

Kontakt:

Didaktische Anleitung

Der Koffer zum Thema „Kindheit in der Zechensiedlung Anfang des 20 Jahrhunderts“ ist fächerübergreifend einsetzbar. Er behandelt die Industrialisierung in Deutschland in der Herrschaftszeit von Kaiser Wilhelm II. 
 
Zu dieser Zeit ist die Montanindustrie führend in der deutschen Wirtschaft und die Zeche Zollverein entwickelt sich zur größten und erfolgreichsten Zeche des Ruhrgebiets. Die Collage im Kofferdeckel bietet einen Abriss über wichtige Ereignisse, Personen und Entwicklungen, die diese Zeit kennzeichnen. Die Karte des Stadtteils Katernberg stellt die Lebenswelt eines Kindes in einer Zechensiedlung der Zeche Zollverein dar. Die drei wichtigsten Orte seines Alltagslebens sind plastisch dargestellt.
Das erste Objekt, ein Bergarbeiterhaus, ist ein Zweifamilienhaus an dem zwei Ställe angrenzen. Diese Häuser waren Eigentum der Zeche und konnten von den Bergarbeitern günstig gemietet werden. In Zeiten von Wohnungsmangel durch die steigende Urbanisierung waren die Häuser sehr beliebt. In den großzügigen Gärten, konnte ein Schwein und Kleinvieh gehalten und Obst und Gemüse zum Eigenverbrauch kultiviert werden. Die Häuser dienten der Zeche aber auch als Druckmittel, um ihre Arbeiter an die Zeche zu binden, denn eine Entlassung bei der Zeche bedeutete gleichzeitig eine Kündigung des Mietvertrags. 
Die Straße vor dem Haus war für die Kinder ein Platz zum Spielen. Das Spielzeug ist meist selbstgebaut, denn gekauftes Spielzeug ist für die Arbeiterklasse oft unerschwinglich und aus Materialien, die in dieser Zeit zur Verfügung standen, wie Dosen, Seile, Bänder, Kohlesäcke und natürliche Materialien, wie Holz. Diese Spielzeuge sollen den Schülerinnen und Schülern den Kontrast zwischen dem heutigen industriell gefertigten Spielzeug und dem Spielzeug von vor 100 Jahren verdeutlichen. Das Überangebot an industriell gefertigtem Spielzeug und der erhöhte Einfluss der Medien haben zu einem Verlust der klassischen Kinderspiele, wie Plumpsack, Himmel und Hölle, Murmelspiele (Knicker) usw. beigetragen. Die Spielekartei, die von den Kindern beliebig erweitert werden kann, bietet besonders jüngeren Kindern die Möglichkeit solche Spiele wieder kennen zu lernen und zu entdecken. Bei den Spielen werden wichtige Kompetenzen wie das Einhalten von Regeln, soziale Fähigkeiten und Kondition und motorische Fertigkeiten gefördert. 
Das zweite Objekt stellt eine Schule in einer Zechensiedlung um die Jahrhundertwende dar. Die Schule ist für die Kinder eine zentrale Einrichtung, in der sie auf das Berufsleben vorbereitet werden. Die Materialien in der Schule, wie die Schultafel, sind heute von anderen Materialien abgelöst worden. Das Buch dagegen hat die letzten 100 Jahre als zentrales Lehrmittel trotz des Siegeszuges der Neuen Medien überstanden.
Das dritte Objekt ist der Förderturm 1, der 1851 mit der Kohleförderung begann. Das gesamte Stadtgebiet Katernberg ist stark von der Zeche Zollverein geprägt und hat damit auch Auswirkungen auf das Leben der Kinder genommen. Damals war es aber auch üblich, dass die Kinder den Vätern in der Mittagspause einen Henkelmann oder Butterbote als Mittagsmahlzeit brachten, denn eine Kantine gab es noch nicht. Die Mittagsverpflegung dem Vater vorbeizubringen zählte zu den Aufgaben der Kinder. Die Petroleumlampe (früher Sturmlaterne) steht für die technische Ausstattung der Häuser vor 100 Jahren. Fließendes Wasser und asphaltierte Straßen waren noch nicht vorhanden und der Anschluss von privaten Haushalten an das Stromnetz befand sich noch in Aufbau. Eine Pumpe versorgte jeweils zwei Häuser mit Frischwasser. Straßenlaternen gab es noch nicht. Die Menschen benutzten Petroleumlampen und Kerzen gegen die Dunkelheit.
Das Alltagsleben von Bergarbeiterfamilien Anfang des 20. Jahrhunderts und die Kindheit in den Zechenvierteln wird darüber hinaus in einer Sammlung von Gedichten, Gebeten und Liedern verdeutlicht. Sie spiegeln das Leben unter und über Tage wieder. Besonders die Ängste bei den Bergarbeitern, ihren Frauen und ihren Kindern ausgelöst durch die riskante Arbeit unter Tage werden thematisiert. Das Bildmaterial von Künstlern dieser Zeit, wie Munch und Menzel, zeigen unterschiedliche Facetten der Industrialisierung. Hinzukommen Bilder über spielende Kinder aus dieser Zeit, die im Unterricht eingebunden werden können. 
Der Koffer bietet Fragmente, die eine offene Gestaltung für unterschiedliche Themen, Fächer und Altersgruppen bieten. Er bietet Anschauungsobjekte und Materialien für den Unterricht. Im Kunstunterricht wird der Koffer auf einer anderen Ebene eingesetzt. Der Koffer stellt hier ein exemplarisches Beispiel dar, für die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt. Die Objekte im Koffer sind hier als eine künstlerische Auseinandersetzung mit der eigenen Person zu verstehen. Die Schülerinnen und Schüler können zum Beispiel eine eigene Karte zu ihrer Lebenswelt anfertigen und wichtige Standpunkte hervorheben und künstlerisch umsetzen. Die Karte von Katernberg ist mit Kohle gezeichnet, weil die Kohle das Leben des Kindes und die Region stark geprägt hat. 
Die Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert eine eigene Karte zu gestalten, die in einem Bezug zu ihren Leben steht. Die Collage zeigt Bilder und Zitate aus der Zeit der Jahrhundertwende. Eine Collage für die heutige Zeit oder für die Zukunft zu erstellen, sind weiter Projekte, die sich daraus ableiten lassen. Objekte, welche die individuelle Lebenswelt repräsentieren, können wie im Koffer eingebunden werden. Die Gestaltungsformen sind nur Beispiele und sollen in erster Line zu eigenen Gestaltungsideen anregen. Dadurch, dass der Koffer das Leben eines Kindes vor 100 Jahren darstellt, ist er in besonderer Weise zur Inspiration geeignet. Der Betrachter wird feststellen, welche Veränderungen stattgefunden haben und erhält gleichzeitig Ideen für die eigene Gestaltung.

 

Inhalt des Koffers

  • Collage Anfang 20 Jh.
  • Karte Katernberg
  • Bergmannshaus
  • Schule
  • Förderturm
  • Schultafel
  • Buch
  • Butterbrotsdose
  • Kleiner Henkelmann
  • Knicker
  • Dosentelefon
  • Schnur
  • Pfeife
  • Teddy
  • Kohlesack
  • Sichel
  • Kartei Kinderspiele
  • Kartei Künstlerbilder
  • Kartei Lieder, Gebete, Karten, weitere Materialien

Tina-Marie Aldenhoff

 

Koffer eines Bergarbeiters der 50er Jahre 
Natalie Ehlen
Kontakt: Nataliele[at]web.de


Einleitung

Die 50er Jahre stellen eine Zeit des Umbruchs dar. Im Bergbau verbessern sich die Sicherheitsbestimmungen zu dieser Zeit drastisch. Der Bergmann wird nicht mehr als bloße Arbeitskraft gesehen, sondern als Individuum. In Deutschland findet 1955 die erste „documenta“ statt. Nach der Zeit des Nationalsozialismus sollte die deutsche Öffentlichkeit endlich wieder internationale moderne Kunst zu sehen bekommen. 
  
In England und Amerika wird die Pop-Art zu dieser Zeit geboren und wendet sich an die neue Konsumgesellschaft.
Die 50er Jahre bieten sich auch deshalb als Unterrichtsthema an, weil sich aus dieser Zeit noch viele Zeitzeugen finden und die Schüler somit viele Details aus der Zeit (etwa die Lebensbedingungen, Kleidung oder die Arbeit betreffend) direkt im Gespräch erfahren können.

Einbindung der Gegenstände in den Unterricht einer Oberstufe oder 10. Klasse

Download des Konzeptes zur Einbindung des Koffers in den Unterricht.

  • Rapport
  • Gesangbuch
  • Fotoalbum
  • Tagebuch
  • Farbe in Einmachgläsern
  • Babysöckchen
  • Hosentasche
  • Seife
  • Bearbeitete Fotos zur Zeche
  • Darstellung der Heiligen Barbara
  • Kohle
  • Flachmann
  • Grubenlampe
  • Gegenstände unter Tage in Säckchen

Kohle- und Erzbergbau, Wismut und Sozialistischer Realismus
Andreas Flemig

Kontakt:  

Dieser Museumskoffer entstand vorrangig aus persönlichen Motiven.
Er ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte und der Kindheit in der DDR. Beiden Großväter des Studenten sind seit der Nachkriegszeit im Erzgebirge in Sachsen unter Tage tätig gewesen und haben dort bis zum Ausscheiden aus dem Beruf sowohl nach Kohle, als auch nach Silber- und Uranerz gegraben. Die zahlreichen Geschichten über die eigene Familie, die Gemeinschaft unter den Kumpeln, den Grubenalltag und die Unglücke waren eine lebhafte Anleitung bei der Gestaltung des Koffers. 
Dieser Museumskoffer ist vorrangig für den Einsatz in der Abiturstufe gedacht, da sich im Umgang mit dem Sozialistischen Realismus weitere Fragestellungen bezüglich der Deutschen Demokratische Republik, dem Arbeiter und Bauernstaat, der Sowjetunion und dem Sozialismus, dem Kommunismus, sowie Stalin und Lenin aufwerfen. Durch die „Politisierung der Kunst“ in den sozialistischen Ländern des 20. Jahrhunderts ist ein fachübergreifender Unterrichtseinsatz in den Fächern Politische Weltkunde oder Geschichte möglich. Die Praktische Anwendung des Koffers bezieht sich auf die Wandmalereien, die in der ehemaligen DDR an zahlreichen öffentlichen Gebäuden anzutreffen waren. Darauf abgebildet waren zumeist die Helden der Arbeiterklasse: Ingenieure, Handwerker, Bauern und auch Bergmänner meist in Gemeinschaft mit anderen Arbeitern.
Die Zentrale Fragestellung könnte daher lauten: Was verbindet die Kumpel? Was schweißt sie zusammen? - Was verbindet uns heute noch? Wo sind wir heute noch in einer echten Gemeinschaft? In der Klasse, im Sportverein, oder im Internet? Die Schüler könnten nun ein gemeinsames Klassen-Wandbild erstellen, an dessen Gestaltung jeder Schüler beiträgt und man somit gemeinsam der Frage „Wo sind wir heute noch in einer echten Gemeinschaft?“ auf den Grund geht.

 

Sagenkoffer
Jonas Bliesner

Spiele

Das Schattenspiel
Die Schüler wählen sich eine Figur aus einer besprochenen Sage, oder aus einer von ihnen vorher ausgewählten und zeichnen einen Umriss auf Pappe oder Karton. Dies können sie entweder frei aus dem Kopf oder nach Vorlage machen. Dieser Umriss wird ausgeschnitten und an einem dünnen Rundholz befestigt. Nach Wunsch können auch bewegbare Elemente (wie Arme z.B.) angebracht werden. Die Figuren für das Spiel sind dann fertig, es sei denn, es besteht der Wunsch, diese zu bemalen. Als Hintergrund können entweder Bilder eingescannt oder aus dem Internet geladen werden und auf Folie gedruckt. Schöner noch sind von den Schülern selbst angefertigte Hintergründe, die dann gescannt und auf Folie gedruckt werden. Benötigt werden außerdem eine Leinwand und ein Projektor. Die Schüler lernen in der Vorbesprechung einige Bergbausagen kennen, aus denen sie sich ein neues Bild von Zwergen und anderen Geistergestalten bekommen. Dadurch erweitern sie ihre Vorstellungen im Bereich der Sagen und Mythen, besonders hinsichtlich des historischen und regionalen Bezugs. Im Spiel vertiefen sie ihre Kenntnisse, indem sie in der Rolle ihres Berggeistes eine Geschichte spielen. Zusätzlich werden Vorstellungsvermögen und Interaktion gefördert.

Das Schatzsucherspiel
Bei diesem Spiel lernen die Schüler mittels Frage- und Aktionskarten die verschiedenen Bergbausagen, deren Geisterwesen und ihr Verhalten, bzw. das richtige Verhalten bei einer Begegnung mit solchen kennen. Zusätzlich erlernen sie mittels der Fragekärtchen Basiswissen bezüglich des Bergbaus. Die Spielanleitung befindet sich im Koffer.

 

Schülerprojekte

Schabtechnik
Auf einem Schabbrettchen wird mit einer Nadel die schwarze Beschichtung weggekratzt, sodass die weiße Grundierung freigelegt wird. Die besondere Herausforderung liegt darin, dass ins Negativ hinein gearbeitet wird, d.h. die eigentlich gekratzten Stellen heben sich hell hervor. So ist es nicht möglich, wie gewöhnlich zu schattieren, sondern es muss konzentriert über Akzentuierung nachgedacht werden. Ebenfalls ist man gezwungen, Schattierungen mittels Schraffuren vorzunehmen. So lernen und üben Schüler nicht nur die Schraffurtechnik, sondern überdies hinaus eine Zeichnung (bzw. künstlerische Arbeit) genau zu planen und auszuführen, wobei sie gleichzeitig spontan reagieren müssen, da nicht radiert werden kann.

Das Puppenspiel
Die Schüler stellen selbst Puppen her und erarbeiten ein kleines Stück, in dem die angefertigten Puppen auftreten sollen. Die Puppenköpfe werden hierbei mit Papiermachè um eine Kugelform o.ä. herum geformt. Das Material eignet sich hierzu besonders, da es günstig und leicht formbar ist, Korrekturen leicht vorgenommen werden können und es nach dem Aushärten relativ Stoßfest und unkompliziert zu bemalen ist. Zusätzliche Details wie Behaarung, Schmuck und Kleidungsstücke werden nach dem Aushärten und der Bemalung angebracht. Der Körper der Handpuppe kann aus Stoffresten zusammengenäht werden, um dann an der Kopfunterseite befestigt werden. Die Schüler vertiefen sich durch die kreative Ausarbeitung ihrer Puppe in die besprochenen Sagen und deren Gestalten. Zusätzlich werden sie in der planerischen Methodik des künstlerischen Prozesses geschult, von der Inspiration zur Forschung und Ausarbeitung eines Konzepts. Dieser Punkt wird durch die selbst ausgedachte Geschichte, die erzählt werden soll, vertieft. Außerdem erlernen/üben die Schüler dem Umgang mit Papiermachè und schulen durch das Modellieren des Puppenkopfes ihre Wahrnehmung und ihr Empfinden hinsichtlich Form und Schatten. Weiterhin erlernen/üben sie gegebenenfalls, wenn diese Arbeit nicht von der Lehrperson oder einer außen stehenden Person vorgenommen wird, den Umgang mit Nadel und Faden.

Sütterlinschrift
Die Schüler üben durch das Arbeiten mit der Sütterlinschrift nicht nur den Umgang mit Feder und Tusche, auf den spätere Projekte aufgebaut werden können, sondern ebenfalls eine alte Schriftform, was ihr Interesse für Geschichte stärken kann. Zusätzlich werden mit dem Projekt verbundene Inhalte erlernt, etwa die verschiedenen Sagen, die als Inspiration für den kreativen Schreibprozess dienen.

 

Kontakt: j.bliesner[at]gmx.de  

Zwerge kennt fast jedermann. Sie begegnen einem in Filmen, Büchern, Computerspielen, Postern, in Form von Gartenzwergen und als Erinnerung aus Kinderbüchern. Doch meist bleibt der Kontext ihres Daseins unergründet. Die Zwerge haben sich von ihren Wurzeln entfremdet, oder sind diesen entfremdet worden. Denkt die jüngere Generation an Zwerge, so haben sie meist das Bild eines Axtschwingenden, kurz gewachsenen Kriegers mit langem Bart und schwerer Rüstung. Sie wissen, dass sie gegen Drachen kämpfen und gute Schmiede sind. Und das sie in Bergen wohnen. Doch hier endet meist die Einsicht. 
Nichtsdestotrotz liegt bei letztgenannten die bestbekannte Heimat der Zwerge, die Berge, bzw. Höhlen und Stollen. Es soll auch frühe Zwerge geben, die in Erdlöchern gehaust haben, doch ist diese Zeit längst vorbei. Zwerge, so erfährt man, leben tief im Berg, entweder in verlassenen und aufgegebenen Stollen, oder sie graben sich ihre Behausungen selbst. 
Aber warum Berge. Und was sind Zwerge denn nun genau. Nun, Zwerge sind nur ein Teil von einer Vielzahl an Sagengestalten, die dem Bergbau zugeordnet werden. Neben Zwergen kommen hier unter anderen auch Bergmännchen, Bergteufelchen und eine andere Geisterwesen vor. Sie können sowohl böse als auch gut sein, dem Bergmann ins Verderben führen oder ihn mit unglaublichen Reichtum belohnen. 
Zwerge werden aber auch schon vor den bekannten Bergbausagen oder diversen Märchen, unter anderen einigen der Gebrüder Grimm, genannt. Einer der ältesten Texte, der Zwerge erwähnt ist beispielsweise die Edda. Doch gibt es auch historische Beispiele aus der realen Welt. So waren Bergleute im Mittelalter mit ähnlichen Mützen bekleidet wie sie von Heinzelmännchen und Gartenzwergen wohl bekannt sind. 
Die starke Bindung der Zwerge zum Bergbau wird aber nicht nur durch besagte Bergbausagen oder Anlehnungen aus dem Mittelalter deutlich, noch heute zeigt sich diese Herkunft in Gartenzwergen, oder besser, den Original-Gartenzwergen, die es aus Ton gebrannt schon seit dem Barock manch Garten schmücken und tragen dem Bergmann typische Gegenstände wie Lampe und Spitzhacke. 
In diesem Koffer finden sich mehrere Utensilien, die dazu genutzt werden können, um Schülern, vorzugsweise aus der Grundschule oder den ersten Jahren der Unterstufe, nicht nur die Geschichte der Zwerge und Bergbausagen näher zu bringen, sondern liefert er für die Schüler auch ein Beispiel für Facettenreichtum, dafür, dass schon bekannte Dinge vielerlei Hintergründe haben können.

 

Streikkoffer
Nele Kahrig
Kontakt: nelekahrig[at]yahoo.de

Einleitung

Der Museumskoffer beschäftigt sich mit der Thematik des Bergarbeiterstreiks in Deutschland ab 1889. Teilhabung an Gewinnsteigerungen der Unternehmer, Forderung nach achtstündiger Arbeitszeit und Lohnerhöhung waren nur einige der Momente des Ausstandes in den Revieren der Bergarbeiter. 
  
Dadurch, dass der Ausstand am 1.5.1889 nach Bochum in Essen erfolgte und auch die Bildung des ersten zentralen Streikkomitees im Revier zur Folge hatte, wird der Themenbezug des Koffers zur Zeche Zollverein deutlich.
Literatur wie der „Sozialkatechismus“ aus dem Jahr 1948 oder die „Zentrale Arbeitsschutzinstruktion / Grubenverkehrsordnung“ aus dem Jahr 1976 weisen als theoretischer Hintergrund im Original auf die Erfolge des Bergarbeiterstreiks in der jeweiligen Gegenwart hin. Eine Diasammlung mit Begleitheft trägt zur Verbildlichung der Streikumstände im Revier um 1889 bei. Die „Bildgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ verdeutlicht in Wort und Bild die Entwicklung von Streik, -bewegungen, -komitees und –gewerkschaften und schafft einen Überblick bis in die 80er Jahre. 
Die Zeitschrift „Der Spiegel“ aus dem Jahr 1974 stellt mit dem Titel „Streik?“ weiterführende Literatur zum Thema Streik im öffentlichen Dienst dar und bietet somit ebenso wie die Symbol- / Bild- / Gedicht- und Liedersammlung in handlicher Karteikartenform im aufklappbaren Flözmodell und deren vergrößerten Ansichten in der Büchse Ansichten zum Streik, die reflektierend und anregend über den Bergarbeiterstreik hinausgehen. Dadurch, dass die kleinen Karteikarten für den Betrachter auf den ersten Blick verborgen im Flöz liegen, wird der geschichtliche Bezug zu den Anfängen des Streiks hergestellt – vor der Bildung des ersten zentralen Streikkomitees gab es nur lose Ausstände, die zu Beginn nur im Geheimen bestanden. Des Weiteren dient eine für die Klassen acht bis zehn konzipierte Unterrichtsreihe, die thematisch den Metallarbeiterstreik behandelt, als didaktische Fundgrube für Unterrichtsansätze speziell in der Sek І.
   

Zielgruppe

Aufgrund des Schwierigkeitsgrades der Materialien des Koffers – etwa der Richtlinien zum Arbeitsschutz oder der Unterrichtsmaterialien für die berufsbildende Schule – ist der Koffer für die Arbeit an Schulen in Sek ІІ geeignet. Für die Arbeit mit Schülern der Sek I müssten von der Lehrkraft teilweise Texte (z. B. Teile der Richtlinien zum Arbeitsschutz) vereinfacht / beziehungsweise gezielt Materialien des Koffers zur Arbeit ausgewählt werden.
Der Koffer kann fächerübergreifend im Kunst-, Werk-, Deutsch-, Erdkunde-, Politik- und Geschichtsunterricht verwendet werden, da er sich vom Bergarbeiterstreik ausgehend allgemein mit dem Streik als brisantem und aktuellem Thema unserer Gegenwart beschäftigt.
Außerdem ist der Museumskoffer als Medium für Erwachsene geeignet, die aus dem Bereich Bergbau / oder anderen Unternehmen kommen – da sie Streikbewegungen auch in anderen Berufszweigen durchlebt, erlebt und erlitten haben können und sich demnach ebenso in die Kofferthematik einfühlen können.

Untergang der Zeche
Davina Pieper-Mai

Aufbau des Koffers

Davina Pieper-Mai

Der Inhalt des Koffers wird präsentiert durch die Handpuppe eines Bergarbeiters, die den Untergang aus ihrer Sicht schildert. Das Innere des Koffers ist den Stollengängen in der Zeche nachempfunden. 

Vor dem Untergang: Arbeiten Untertage

Zu Beginn der Unterrichtsreihe sollen die Schülerinnen und Schüler ein Gespür bekommen für die Arbeitsverhältnisse, in denen die Bergarbeiter sich befanden. Die Einleitung geschieht durch die Handpuppe Fritz. In den Blick rückt vor allem die Raumempfindung (Enge, Hitze, Dunkelheit). Die Atmosphäre in den engen Gängen kann nachempfunden werden durch Buden bauen (mit jüngeren Schülern) und der Abdunklung des Raumes. Die Schülerinnen und Schüler sollten ihre Gefühle schriftlich festhalten, zum Beispiel in einer Mindmap oder kleinen Tagebucheinträgen. Spannend kann auch eine Exkursion in Form einer Höhlenerkundung sein. In Nordrhein-Westfalen gibt es allein schon neun so genannte Schauhöhlen. 

In den meisten Fällen findet die Betreuung der Höhlen durch höhlenkundliche Vereine statt. Sie bieten viel-fältige Möglichkeiten zur Erforschung der jeweiligen Höhle an. Meist gibt es be-sondere Führungen für Schulklassen. 

Zur Raumerfahrung in dunklen feuchten Höhlen gehört auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Licht und Beleuchtung. Die Schülerinnen und Schüler können als Einstieg die Bergarbeiterlampe im Koffer in ihrer Funktion untersuchen. Anschließend sollen sie eine eigene Lampe bauen (vgl. Bastelanleitung im ersten Karton des Koffers) und mit deren Hilfe die Bedeutung des Lichtes in der Dunkelheit Untertage nachvollziehen. Ergebnisse sollen wieder in schriftlicher Form gesammelt werden. Nachdem alle Empfindungen ausführlich dargestellt worden sind, kann zum Thema Gefahren übergeleitet werden; am besten erzählerisch mit Hilfe der Puppe. Sie kann berichten, wie plötzlich ein schrecklicher Lärm ertönt. Die Arbeiter sind verwundert; einige flüchten. Es geht weiter mit Karton II.

Während des Unterganges

Nachdem mit Hilfe der Handpuppe Spannung aufgebaut wurde, kann der Film „das Wunder von Lengede“ in kurzen Ausschnitten gezeigt und analysiert werden.

  • Was passiert, wenn der knappe Raum noch kleiner wird?
  • Wie wirkt der Raum sich auf die Personen aus?
  • Welche Ängste haben die Arbeiter Untertage und wie werden diese von den Schauspielern dargestellt?
  • Was genau geschieht Übertage?

Die Betrachtung der Filmszenen dient als Vorbereitung für die weitere Arbeit. Wichtig ist, dass das Ende des Films noch offen gelassen wird, denn die Schüler sollen im Folgenden eigene Endszenarien entwickeln. 

Dazu dient die Szenario-Technik, die eigentlich im sozialwissen-schaftlichen Unterricht zum Einsatz kommt. Hier bietet sich also gut fächerübergreifender Unterricht an. Im Zentrum steht die Frage: Hat die Geschichte einen guten oder einen schlechten Ausgang? Ausführliche Informationen zur Szenario-Technik finden sich im Kasten II. In Kleingruppen lässt sich diese Aufgabe am besten lösen. Um die Ergebnisse der Schülerarbeiten festzuhalten, kann zum Beispiel eine Wandzeitung entworfen werden. Möglich ist außerdem eine performative Umsetzung der verschiedenen Enden des Unglücks. Eine weitere Idee zur Umsetzung des Themas sind schnelle Skizzen, die die Filmausschnitte reflektieren. Hier geht es nicht um ausgefeilte Zeichnungen bis ins Detail, sondern um das Erfassen der Emotionen. 

Utopien: Leben Untertage

Im letzten Themenfeld des Koffers entfernen wir uns etwas von der Zeche als Arbeitsbereich und beschäftigen uns mit utopischen Welten. Wieder kann die Handpuppe Fritz eine Einleitung geben, indem sie berichtet, wie die eingeschlossenen Bergarbeiter sich einen Lebens-raum Untertage schaffen. Hierbei stehen fantastische Elemente im Vordergrund, die sich anlehnen an berühmte Vorlagen, wie Atlantis oder auch Geschichten von Jules Verne (vgl. dazu Literatur in Karton III und Literaturliste unten). Die Schülerinnen und Schüler sollen eigene Unterwasserlandschaften entwerfen. Dazu gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Im Koffer befinden sich als Beispiel ein kleines Diorama und ein Leporello mit Fotografien. Die Schüler können ebenfalls Schaukästen, Dioramen und Ähnliches bauen. Dabei sollten sie sich selbstständig passendes Material zur Umsetzung ihrer individuellen Ideen suchen. Die Ästhetik verschiedener Materialien gerät dadurch in besonderer Weise in den Fokus der Betrachtung. Das Zeichnen von Grundrissen kann die dreidimensionale Arbeit ergänzen und kann den Schülern Einblicke in den Themenbereich Stadtplanung geben. Auch zweidimensionales Arbeiten bietet spannende Umsetzungs-möglichkeiten. So kann mit unterschiedlichen fotografischen Mitteln experimentiert werden. Zusätzlich kann sich an digitaler Bildbearbeitung versucht werden, wodurch auch neue Medien in sinnvoller Weise Einzug in den Unterricht finden. Wer mag, kann aber auch eine klassische Collage entwerfen. Impulse für die Ideenfindung geben neben der Literatur bekannte Künstler. Zum Beispiel hat sich Leon Krier intensiv mit dem Thema Atlantis auseinandergesetzt. Utopische Welten bieten über die künstlerische Gestaltung hinaus Verknüpfungsmöglichkeiten mit anderen Fächern. Die Entstehung gesellschaftlicher Strukturen ist sowohl im Politikunterricht als auch in Geschichte gut vermittelbar.

Fazit

Der vorgestellte Koffer hat einen Fokus auf das Thema Raumerfahrung. Er bietet darüber hinaus vielfältige Anknüpfungspunkte an weitere Themenbereiche, die – vielleicht auch in Zusammenarbeit mit den SchülerInnen – noch entwickelt werden können. Das Konzept ist je nach Schwerpunktsetzung in verschiedenen Schulstufen einsetzbar.

Konzept des Museumskoffers

Die Zeche Zollverein ist ein sehr wandlungsfähiger Komplex. Wurde hier früher Kohle abgebaut, wird das Gelände und die Gebäude darauf heute vielfältig genutzt: Es finden sich Ausstellungsräume für Kunst, das Designmuseum, Cafés, Restaurants, ein Schwimmbad, ein Riesenrad und im Winter sogar eine Eisbahn. 
Im Zuge der technischen Entwicklung musste die Zeche Zollverein flexibel sein, um auf Dauer bestehen zu können. Der Museumskoffer zum Untergang der Zeche Zollverein nimmt zu Beginn die Arbeit Untertage in den Blick; dabei geht es vor allem um das Raumempfinden in den dunklen engen Gängen. Die Gefühle der Bergarbeiter rücken noch stärker in den Vordergrund, wenn das Szenario des Untergangs betrachtet wird. Was passiert genau, wenn der knappe (Lebens)-Raum unter der Erde weiter schwindet? Wie verhalten sich die Kumpels? Welche möglichen Endungen dieses Dramas könnten sich ergeben? 
 
Die Schülerinnen und Schüler sollen Empathie entwickeln; sich in die Situation der Arbeiter begeben und sich die Gefahren, die der Bergbau birgt, bewusst machen. Den Abschluss bildet die Frage, wie genau der Raum Zeche Zollverein durch den Untergang beeinflusst wird. Dabei wird an bekannte utopische Entwürfe angeknüpft. 
Als Beispiel können Platons „Atlantis“ und Thomas Morus’ „Utopia“ dienen. Die Wandlung der Zeche Zollverein vom Arbeits- hin zum Lebensraum wird aus der Sicht eines Bergarbeiters (Handpuppe) nachvollzogen, um den Schülerinnen und Schülern einen persönlichen Zugang zum Thema zu ermöglichen.

Wo kommst du her, wo gehst du hin 
Andrea de Groot 

Einleitung

Im Allgemeinen wird die Integration der Ruhrpolen oft als „geglückte Eingliederung“ (OENNING, 1991, S.1) einer Migrantengruppe in die deutsche Gesellschaft gesehen, denn in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zog das damals wachsende Ruhrgebiet viele Arbeitsmigranten an – ein Großteil kam hierbei aus den preußischen Ostgebieten. Aus populärwissenschaftlicher Sicht und im Hinblick auf eine Simplifizierung der Geschichte mag es den Anschein haben, dass die Ruhrpolen erfolgreich „verdaut“ (ebd.) wurden. [Mit dieser Begrifflichkeit wird deutlich, dass die Tatsache, dass es sich um Menschen handelt teilweise außer Acht gelassen wird bzw. wurde. Allein die Arbeitskraft zählt(e) und das „unauffällige“ Verhalten!] Es bleiben aber die Fragen offen, wie viel Anpassung der polnischen Migranten-gruppe abverlangt wurde und wie der Assimilationsprozess konkret vonstatten ging. Welche kulturellen Eigenarten wurden z.B. aufgegeben, welche wurden von der aufnehmenden Gesellschaft geduldet bzw. akzeptiert? Welche Arten von Gemeinsamkeiten gab es und wo lagen die Unterschiede? 
Diesen Fragen soll aus wissenschaftlicher Sicht nachgegangen werden. Es sollen aber auch Möglichkeiten aufgezeigt werden sich kunstdidaktisch dieser Thematik zu nähern und zwar in einer exemplarischen Herangehensweise mit starkem Bezug zur Schüler/-innenwelt. Es bieten sich auch fächerübergreifende Ausarbeitungen an, so z.B. für die Fächer Politik/ Gesellschaftslehre oder Geographie. 
Unsere heutige Gesellschaft ist geprägt von multikulturellen Aspekten. Die Fragen, die sich hierbei abzeichnen, ranken sich um den Begriff „Heimat“. „Wo kommst Du her? Wo gehst Du hin?“ trägt als Titel meines Museumskoffers der Globalisierung und der ständigen Wanderungsbewegungen auf unserem Planeten Rechnung. Hierbei sind sowohl freiwillige als auch unfreiwillige Wanderungen sowie charakteristische Probleme nationaler Minderheiten zu beachten. Die Situation von Minderheiten wird vom gesellschaftlichen Zustand des Gastlandes bestimmt und hierbei vor allem vom Grad der Emanzipation und Toleranz der aufnehmenden Bevölkerung (vgl. KLESSMANN, 1978,S.13). Der Prozess der sozialen Einbindung geht hierbei oft einher mit der Aufgabe der eigenen Nationalität, sprich der Sprache und Traditionen, mit dem Resultat eines steigenden Anpassungsdrucks. 
Aus Schülersicht betrachtet bietet die Thematik meines Museumskoffers mehrere Anknüpfungspunkte:

  • Es können Wanderungsbewegungen in der eigenen Familie untersucht werden (Ursachen- und Motivationsanalyse)
  • Die Frage nach der Zukunft („Wo gehst Du hin oder wo gehe ich hin?“) weist deutliche Aspekte zur heutigen erforderlichen Mobilität auf – besonders bezogen auf den Arbeitssektor (Bedeutung der Arbeit früher und heute)
  • Die Bedeutung der Sprache als bindendes Glied zwischen verschiedenen Kulturen. Wie sieht es mit der Verständigung in einem fremden Land, mit einer fremden Kultur aus? (Aspekt der interkulturellen Kommunikation)
  • Vergleich der Wohnverhältnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen oder Altersgruppen. Welche Bedeutung hat das „Zuhause“ oder das Wohnen in einer fremden Umgebung?
  • Die Rolle der Schule im Integrationsprozess – z.B. Untersuchung der eigenen Klassenstruktur, Austausch von Erinnerungen: der erste Schultag, neue Schule/ Schulwechsel [Bezogen auf den Schulbereich liegt im Einsatz des Museumskoffers für mich eine ganz persönliche Motivation: Seit 1999 organisiere ich am Wilhelm-Normann-Berufskolleg in Herford den Schüler/ -innenaustausch mit unserer polnischen Partnerschule aus Pabianice. Innerhalb der Austauschprojekte zeigen sich immer wieder Vorurteilsstrukturen, denen auch mit Hilfe dieses Unterrichtsmediums auf den Grund gegangen werden kann. Denkbar sind Ansätze sich über das „ganz normale Leben“ in beiden Ländern auszutauschen: was beschäftigt die Schüler/-innen, wann würden sie ihr Land verlassen, könnten sie sich ein Leben im jeweils anderen Land vorstellen etc. ?]


Als Lehrerin stelle ich zum letzten Punkt die These auf, dass die Bildung und das daraus resultierende Wissen auch heute einen hohen Stellenwert innerhalb des Eingliederungsprozesses haben. Am Beispiel der Ruhrpolen mag man sehen, dass sich die Rolle der Schule eher marginal zeigte, aber heutzutage wird durch den Zugang zu Bildung im hohen Maße der Lebensweg vorherbestimmt und die Aufgabe der Schule zeigt sich auch in einem „Aufbrechen“ von Vorurteilsstrukturen, damit ein Miteinander möglich ist und sich keine Parallelgesellschaften bilden, die den Frieden gefährden.


Geschichte


In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigte die boomende Schwerindustrie im Ruhrgebiet einen hohen Bedarf an Arbeitskräften. Diese Entwicklung verlief zeitgleich mit denen in den preußischen Ostgebieten stattfindenden Agrarreformen und einer allgemeinen ländlichen Überbevölkerung, die Arbeitskräfte freisetzten (vgl. OENNING, 1991,S.13). Durch professionell agierende Zechenagenten verschiedener Bergwerks-gesellschaften wurden Arbeitskräfte zur Arbeit im Ruhrgebiet angeworben. Dieses zeigte sich durch „Lockmittel“ wie Zigarren, Bier, Schnaps, Geld und angekündigten Tanzveranstaltungen. In den Anwerbetexten wurden die Vorzüge der Zeche beschrieben und die genauen Wohnverhältnisse. Es wurden Angaben zum Lohn gemacht und die Formalitäten zur Umsiedlung geklärt sowie das Versprechen gegeben, dass man „unter sich“ bleibt. Mit dem Ergebnis, dass die angeworbenen Polen sich dort niederließen, wo schon polnische Enklaven aus der entfernten Heimat bestanden. 
Unterstützt wurden diese Migrationsbewegungen durch weitere Faktoren, die das Verlassen der Heimat erleichterten; hierzu zählten z.B. Ausführungen von Bekannten und Freunden, die bereits in Westfalen gearbeitet hatten sowie eine verbesserte Infrastruktur. Fanden seit 1860 nur vereinzelte Migrationen statt, so gab es bereits 20 Jahre später ca. 40 000 Polen im Ruhrgebiet. Schätzungen gehen von einem Anstieg dieser Migrationsgruppe wie folgt aus: um 1900 ca. 120 000 und 1914 von ca. 450 000 – 500 000 Polen (vgl. OENNING, 1991, S.13). 
Diese Erwerbsmigration hatte eine enorme Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Ruhrgebiets. Zu sehen ist dieses an der Belegschaftsquote. Vereinzelt gab es sogenannte „Polenzechen“, in denen über 50% der Belegschaft Polen waren. Die Polen arbeiteten hauptsächlich in Zechen, die nicht über einen festen, einheimischen und überschaubaren Arbeiterstamm verfügten, sondern über eine ethnisch bunt zusammengewürfelte Riesengesellschaft. Zunächst wurden um 1870 oberschlesische Bergleute angeworben. Hierbei gab es kaum einen Unterschied zwischen den deutschen und den polnischen Arbeitern. Später waren es vor allem west- und ostpreußische ungelernte Landarbeiter, die in den Zechen arbeiteten. Diese wiesen keine traditionellen Bindungen zum Bergbau auf und hatten auch kein „bergmännisches Standesbewusstsein“ mehr (Müller, 1983,S.76). Dieses erwies sich als eine ideale Voraussetzung für eine rücksichtslose Ausbeutung der Arbeiter im Bergbau. „Die polnischen Arbeitsmigranten versuchten, unerfahren und fremd in ihrer neuen Lebenswelt, auftretende soziale Anpassungs-schwierigkeiten (Sprache, großes Konsumangebot, Kulturdifferenz etc.) durch vermehrte Leistungsbereitschaft im Produktionsprozess zu kompensieren“ (KLESSMANN, 1978,S.51). Aus Unerfahrenheit erhielten sie oft niedrigere Löhne und wurden so aus sozialen Ängsten heraus zu erklärten Gegnern der deutschen Bergarbeiter! 
Die Einrichtung ethnischer Ghettos zu dieser Zeit in Form von zur Verfügung gestellten Zechenwohnungen verursachte eine vollständige Isolierung der polnischen Arbeitsmigranten und schürte unter der deutschen Bevölkerung die Bildung von Vorurteilen und Diskriminierungen . Als weiterer Aspekt zeigte sich die Begünstigung der Ausbildung einer polnischen Subkultur, die das „Wir-Gefühl“ unter den Polen stärkte. Die polnische Subkultur war weder polnisch, noch deutsch, sondern etwas eigenes Drittes. Aus Arbeitgebersicht konnte sich durch die räumliche Isolation keine Solidarität zwischen der arbeitenden polnischen und der deutschen Bevölkerung herausbilden, so dass die Funktion der Polen auch lange darin bestand, die Löhne möglichst niedrig zu halten. 
Die polnischen Arbeiter, die sich in die fremde Umgebung eingliedern mussten, waren oft aufgrund ihrer Sprachschwierigkeiten dankbar für Führung und Anleitung im Arbeitsalltag. Ihre strikte Folgsamkeit ließ sie die herablassende Verachtung der eingesessenen deutschen Bevölkerung spüren. Für die polnischen Bergarbeiter, die zu großen Teilen aus dem landwirtschaftlichen Sektor rekrutiert wurden, waren die neuen Arbeitsverhältnisse oft unbekannt in ihrer strukturellen Ausrichtung: Arbeiten im Akkord, ausgeprägte Leistungsorientierung und absolute Disziplin (vgl. KLESSMANN, 1978,S.50f). 
Die geographische und psychische Mobilität ging einher mit der Lockerung der traditionellen Bindungen an die polnische Heimat. Die polnische Subkultur prägte sich vor allem durch den „Wiarus Polski“ (übersetzt: polnischer „Haudegen“), dem ersten polnischen Presseorgan. Diese Zeitung diente zur Aufklärung der polnischen Bevölkerung über die deutsche Bürokratie (z.B. beim Abschluss von Versicherungen) und gab vor allem organisatorische Impulse für die Entwicklung eines zusammenhängenden Vereinsnetzes. Als „Medium des nationalen Bewusstseins“ (KLESSMANN, 1978, S.107) trug es stark zur Politisierung der Polen bei. Das Aufkommen kirchlich-sozialer Zeitschriften „Przewodnik Katolicki“ (übersetzt: katholischer Führer) verhinderte, dass die Verbindungen zur Heimat und insbesondere zur heimatlichen Kirche abrissen. Die im Ruhrgebiet vorhandenen katholischen Kirchengemeinden dienten somit als soziales Auffangbecken. „Die Konfession wurde damit zu einem Element der Überbrückung sprachlicher und ethnischer Unterschiede und Gegensätze“ (a.a.O., S.57). Von deutscher Seite her galt allerdings die „Germanisierung als oberstes Ziel preußischer Polenpolitik“ (a.a.O., S.63). Beispielhaft seien an dieser Stelle die Einführung folgender Gesetze erwähnt:
  • 1899 Bergpolizeiverordnung
  • „Fremdsprachige Arbeiter dürfen beim Betrieb von Bergwerken (...) nur beschäftigt werden, wenn sie genügend deutsch verstehen,...“ (ebd.). Eine noch schärfere Eingrenzung galt für die fremdsprachigen Aufseher und Maschinenführer, die neben dem Sprachgebrauch auch noch die Lesekompetenz nachweisen mussten. Es zeigt sich an diesem Beispiel, dass die Sprachbeherrschung als ein wichtiger Faktor der Integration eine reelle Chance zum beruflichen Aufstieg bot. Hierbei kann man zur heutigen Situation der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund deutliche Parallelen ziehen.
  • 1904 Ansiedlungsgesetz
  • Dieses Gesetz bezieht sich auf die Bebauung und Parzellierung von Grundstücken in den Ostprovinzen. Oft kamen die Polen mit der Vision ins Ruhrgebiet, für einige Zeit hier im Bergbau zu arbeiten um danach mit dem verdienten Geld in der alten Heimat ein Stück Land anzukaufen. Mit dem Ansiedlungsgesetz wurde dieses Vorhaben fast unmöglich und so wuchs der Druck im Ruhrgebiet zu bleiben!
  • 1908 Reichsvereinsgesetz
  • Dieses Gesetz bot die Möglichkeit polnische Versammlungen jederzeit aufzulösen

Auch in der Schulpolitik zeigte sich der Germanisierungsgedanke als vorherrschende Ideologie gegenüber den polnischen Kindern. Zwar gab es zunächst nur einen geringen Anteil polnischer Kinder in den Schulen, aber diese stellten ein großes Problem in der Schulpraxis dar (vgl. KLESSMANN, 1978,S.66). Es durfte ausschließlich deutsche Schulen geben; Anträge auf Zulassung polnischer Schulen wurden abgelehnt. Polnischer Privatunterricht wurde sogar polizeilich verfolgt. Diese „konsequent deutsch ausgerichtete Schulpraxis“ (ebd.) wurde zum Problem, als im Laufe der Jahre die Zahl der polnischen Schulkinder anstieg. Die Folge waren Klassenteilungen. „Polnische Kinder sollten (...) separat und pädagogisch besonders intensiv in einer am leichtesten beeinflussbaren Entwicklungsphase germanisiert werden“(ebd.) 
Als sicherster Indikator einer gelungenen Integration galten bzw. gelten polnische und deutsche Mischehen und Änderungen bzw. Eindeutschungen polnischer Familiennamen. Diese Anpassung an die deutsche Umgebung galt als Versuch gewisse Barrieren aus dem Weg zu räumen . Es gab z.B. die Anpassung polnischer Namen an die „falsche deutsche Aussprache“ (KLESSMANN, 1978,S.74): Balcerewicz wurde zu Balzerewitz oder Frydecki zu Friedetzki. Oder es kam zu Umformungen nach ähnlichem Klang (Dombrowski – Dombrück, Wachowiak – Wachner) bzw. willkürliche Neubildungen, z.B. Gruschka wurde zu Wollmann oder Zinkowski zu Sander. Bei der Betrachtung der Telefonbücher von Städten aus dem Ruhrgebiet lässt sich aber auch feststellen, dass mehr als 600 000 Menschen einen polnischen Familiennamen besitzen (vgl. hierzu DAHLMANN u.a., 2005,S.278). In Orten mit hohen polnischen Bevölkerungsanteilen schien eine Anpassung durch einen Antrag auf Namensänderung weniger nötig, da die slawische Herkunft hier weniger anstößig erschien (ebd.).

Didaktische Möglichkeiten

 

Mein Museumskoffer mit dem Motto „Wo kommst Du her? Wo gehst Du hin?“ soll exemplarisch für einen Reisekoffer eines Polen stehen, der sich entschlossen hat die polnische Heimat zu verlassen, um im Ruhrgebiet als Bergmann zu arbeiten. Die Dinge, die sich in dem Koffer befinden sind subjektiv ausgesucht. Einerseits aus der Überlegung heraus, dem Polen eine gewisse Identität zu geben und andererseits daraus resultierend, was man selbst beim Verlassen der Heimat mitnehmen würde. 
Der Museumskoffer ist demnach „zweigeteilt“: Einerseits enthält er Gegenstände zum Anfassen und Be-greifen, andererseits ist auch didaktisches Material enthalten, um eventuell eine Reise mit Schüler/-innen nach Polen vorzubereiten oder sich aus anderen Motivationsaspekten mit Polen im Unterricht zu beschäftigen. 

Die Gegenstände könnten wie folgt im Unterricht eingesetzt werden:

Der Roman „Meine Jugend“ von Hans Marchwitza erzählt sehr authentisch die Geschichte eines jungen Bergarbeiters aus Oberschlesien, der in der Hoffnung auf Verbesserung seiner elenden Situation dem verlockenden Angebot der Agenten nach Westfalen gefolgt war. 
Hier bietet sich der Einstieg in die Arbeit mit dem Museumskoffer. Einschlägige, gekennzeichnete Textstellen lassen eine Sensibilisierung der Schüler/-innen für die Situation des jungen Hans Marchwitza zu und eine Identifikation mit der Romanfigur ist möglich. Hans beschreibt die Enge innerhalb des Familienlebens in Oberschlesien, die Beziehung seiner Eltern zueinander, den Tod der Mutter und auch seine Freundschaften und unterschwellig die Werte, die ein Jugendlicher zu jener Zeit verfolgte. 
Der Einstieg zum Thema „Identität/Sozialisation“ kann mit folgenden Leitfragen eingeleitet werden: 
Welche Rolle spielt die Familie? 
Welche Werte werden vermittelt? 
Welche Traditionen und Sitten gibt es in der eigenen Familie? 
Was wurde bereits „weitergegeben“? 
Welche Rolle spielen Freunde im Sozialisationsprozess? 
In welchen Lebensphasen sind welche Personen am wichtigsten? 
Dieser fächerübergreifende Ansatz kann z.B. mit den Fächern Deutsch, Gesellschaftslehre oder auch Geschichte realisiert werden. Eine künstlerische Annäherung kann z.B. über das im Museumskoffer befindliche Fotoalbum und die im Kofferdeckel ersichtliche Europakarte erfolgen. Die Schüler/-innen könnten im Sinne des forschend-entdeckenden Lernens die Fotoalben ihrer Großeltern bzw. Eltern analysieren, entsprechende Personen interviewen und daraus resultierend eine chronologische künstlerische Gestaltung ihres Familienlebens erstellen. Denkbar sind hier die Methoden der Collage aber auch Bild-Text-Gestaltungen in Form eines eigenen Fotoalbums oder das Erstellen eines Familienarchivs für eine subjektiv wichtige Person (z.B. die Großmutter).
Die auf Pappe gezogene Europakarte bietet zusammen mit „Nadel und Faden“ die Möglichkeit Stationen des Lebens aufzuzeigen. Fotokopien dieser Karte auf Folie können Gemeinsamkeiten und Unterschiede innerhalb der Schulklasse aufzeigen. 
Sind die Schüler/-innen sensibilisiert für die Situation des imaginären Bergarbeiters bieten sich weitere Gegenstände aus dem Koffer an, um sich der Frage zu nähern, was man mitnimmt, wenn man seine Heimat verlässt bzw. verlassen müsste. Hierbei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Motivationen für momentane Wanderungs- und auch Flüchtlingsbewegungen sehr unterschiedlich sind. Das Fach Politik/ Gesellschaftslehre könnte hier unterstützend einwirken. In dem Museumskoffer befinden sich neben persönlichen Erinnerungsgegenständen (Fotos, Schmuck, Liebesbriefe) auch noch Alltagsgegenstände. Welche symbolisieren hierbei mehr oder weniger die Heimat bzw. das Zuhause? 
In Polen spielt die Religion z.B. eine viel größere Rolle als bei uns. Der polnische Bergarbeiter nimmt also auch religiöse Gegenstände mit. Welche Rolle spielt die Religion bei den Schüler/-innen? Gibt es Unterschiede innerhalb der Klasse? Gibt es Unterschiede zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen? Wie sollte eine Religion aussehen, die Jugendliche und Kinder als Zielgruppen im Auge hat? Kann man Kirche „vermarkten“? Künstlerisch-gestalterisch könnte hierbei mit einer Kirchengemeinde vor Ort zusammengearbeitet werden, indem die Schüler/-innen z.B. das Bühnenbild für eine Kinderveranstaltung entwerfen oder Plakate gestalten, die auf besondere Aktionen in der Kirche aufmerksam machen. 
Bezogen auf den bereits an mehreren Stellen erwähnten Schüler/-innenaustausch, den ich organisiere und jährlich durchführe, ist der Einsatz meines Museumskoffers ganz offensichtlich. Der Inhalt des Koffers „erzählt“ vom Verlassen der Heimat und der Ankunft in einer fremden Umgebung. Diese Erfahrung machen meine Schüler/ -innen auch. Neben künstlerischen Projekten, die ich bereits während eines solchen Austausches durchgeführt habe , können die Schüler/-innen selbst kleine Kisten oder Kartons mit Gegenständen gestalten, die ihnen wichtig sind, die sie mit auf die Reise nehmen würden und die sie an ihre Heimat erinnern. 
Das Glas mit der Heimaterde wird zum Gegenstand des Unterrichts, wenn es um die Frage geht eine Erinnerung an das Zuhause zu schaffen. Die Gestaltung von „Erinnerungsräumen“ trägt der oft heterogenen Schülerschaft mit ganz unterschiedlichen Migrationserfahrungen Rechnung. Hierbei muss unterschieden werden zwischen einer „Reise“ und z.B. einer „Flucht“. Welche Dinge sind wirklich von Bedeutung und warum? Mit der Erde, dem Getreide und der polnischen Kernseife wird zudem der Geruchssinn angesprochen, denn auch Gerüche können stark mit heimatlichen Orten in Verbindung gebracht werden. 
Konkret bietet sich während eines Schüler/-innenaustausches die Möglichkeit, dass die Schüler/-innen über den Zeitraum des Austausches Reisetagebücher verfassen. In dem Bildband „Unterwegs! Reisetagebücher aus fünf Jahrhunderten“ von Farid Abdelouahab werden verschiedene Reisetagebücher vorgestellt. Einleiten könnte man die Gestaltung mit der Frage: „Woran denke ich, wenn ich an Polen (bzw. Deutschland) denke?“ Hierbei könnten die Schüler/-innen ihre subjektiven Eindrücke von der zunächst fremden Umgebung festhalten. Wie fühle ich mich, wenn ich mein Zuhause verlasse? Freue ich mich, bin ich neugierig oder traurig? Nach dem Austausch sollten die Schüler/-innen die zuvor aufgestellten Thesen analysieren. Kann ich mir nach dem Aufenthalt im Gastland ein Leben dort vorstellen? Diese Methode bietet z.B. die Möglichkeit Vorurteilsstrukturen aufzuzeigen und im besten Falle zu relativieren. Diese Methode kann auch angewandt werden in Vorbereitung einer Studienfahrt oder es kann, unter dem Motto „Fremder in der eigenen Stadt“, ein Stadtporträt des eigenen Ortes erstellt werden. Kunstpädagogische Methode könnte hierbei die Handyfotografie sein („Mein besonderer Ort“) 
Was erwartet mich in meiner neuen Heimat? 
Muss ich ein wenig „Wärme“ (als Symbol die Wärmflasche) mitnehmen? 
Welche Erwartungen habe ich an das neue Leben? 
Aber welche Erwartungen werden auch an mich geknüpft? 
Beherrsche ich die andere Sprache oder benötige ich einen Sprachführer? 
Die Gegenstände in meinem Museumskoffer lassen viele Zugänge zu, sich mit der polnischen Kultur sowohl sozialpolitisch als auch künstlerisch zu beschäftigen. In Vorbereitung einer Studienfahrt nach Polen könnte die oft von den Schüler/-innen als „überlegener“ wahrgenommene deutsche Gesellschaft und ihrer Kultur thematisiert werden. Wie entstehen Vorurteile? Was macht die „Angst vor dem Unbekannten“? 
Abschließende Betrachtung
Die Betrachtung der Geschichte der Ruhrpolen zeigt Möglichkeiten und Grenzen der Integration von Minderheiten in unserer Gesellschaft auf. Die Frage zu Parallelen der heutigen „Gastarbeiter- bzw. Ausländerproblematik“ hat mich während der Bearbeitung der Thematik die ganze Zeit beschäftigt. Gerade aus der heutigen Diskussion heraus, dass Deutschland eine „Überfremdung“ droht, kann man Übereinstimmungen zu damaligen Diskriminierungen finden. 
Mein Museumskoffer soll einen Beitrag für mehr aktive Toleranz bieten und das Verständnis für die Dimensionen des anderen. Die Makroebene wird anhand von konkret beschriebenen Herangehensweisen mit der Mikroebene, sprich der Lebenswelt der Schüler/-innen innerhalb einer Klasse oder Studiengruppe, verknüpft. Jeder hat bereits die Situation einer Integration und sei es nur innerhalb einer neuen Schulklasse erfahren. Bezogen auf die Integration ganzer Bevölkerungsgruppen erscheint dieser Prozess nicht einfach und schon gar nicht von heute auf morgen zu leisten. Gelungene Integration ist ein langwieriger Prozess, bei dem sich Vorurteile, meiner Meinung nach, zu großen Teilen nur durch persönlichen Kontakt abbauen lassen. Unwissenheit über den Anderen, seine Kultur und Lebensweisen schürt Misstrauen und damit einhergehend Unsicherheit und Angst. 
Die zentrale Fragestellung „Wo kommst Du her?“ bietet die Möglichkeit zu einem aktiven Austausch innerhalb einer Lerngruppe über die familiäre Vergangenheit und die damit verbundenen Ängste, Erwartungen, Hoffnungen. Die weitergehende Frage „Wo gehst Du hin?“ lässt Zukunftsszenarien zum eigenen Leben entstehen, die in der heutigen Zeit viel mit der beruflichen Perspektive verknüpft werden. Die Bedeutung meines Museumskoffers ist in Bezug auf das deutsch-polnische Verhältnis immens. Die geschichtliche Betrachtung der politischen Beziehungen bieten Raum für die Entwicklung zukünftige Verhaltensweisen im Umgang miteinander. Ein sinnvoller Einsatz meines Museumskoffers bietet sich in einem fächerübergreifenden Projekt aus politischer und künstlerisch-gestalterischer Sicht an, da vielfältige Ebenen miteinander verknüpft werden können.


Kontakt: andreadegroot[at]yahoo.de

Küchengegenstände und Kinderspiele geben eine Einführung in das Alltagsleben der Bergarbeiterfrauen und ihrer Kinder. 

Interkulturelles Miteinander in der Arbeitswelt der Werkstatt
Jascha Fickenscher

Dieses Projekt behandelt die Technik der Zeche und rückt die Arbeit in den Werkstätten in den Mittelpunkt. Dadurch erklärt sich auch die äußere Aufmachung als verrosteter Werkzeugkoffer der 60er Jahre. Im Inneren finden sich unter anderem verschiedene ausgewählte Werkzeuge und Maschinenteile, welche in ihrer Authentizität den Zeitgeist widerspiegeln und damit ein Grundinteresse wecken. Im thematischen Kontext der Metallverarbeitung und des Maschinenbaus sind kleine, einfach durchzuführende Arbeiten mit bebilderten Anleitungen vorbereitet. Schülerinnen und Schüler sind eingeladen, einmal selbst Werkzeuge in die Hand zu nehmen und ihre handwerklichen Kompetenzen zu erfahren. 
  
Ein weiteres Ziel des Projektes soll sein, Schülerinnen und Schülern eine praktische Handreichung zum Thema „Integration“ zu geben. Insbesondere Arbeiter polnischer und türkischer Herkunft stehen dabei im Mittelpunkt, die Begleitschrift ist mehrsprachig. Wesentliche Kernaussage des Projektes ist, dass gerade die Handhabung von Werkzeugen eine internationale Verständigung impliziert. In jedem Land der Welt erschließt sich etwa der Gebrauch eines Hammers durch dessen Form-Funktionsgesetz auf die gleiche Weise. 

Perspektive Zeche Zollverein 
Johanna Tewes

Das Modell der Zeche Zollverein in Essen und das rund herum befindliche Fotografie-Equipment sind als Kulisse aufgebaut. Somit ist das didaktische Konzept dieses Koffers auf experimentelles Lernen durch Fotografieren am Modell hin angelegt und zum direkten Gebrauch bestimmt. Die SchülerInnen sollen mit diesem Koffer die Gelegenheit erhalten, sich verschiedene Tricks und Techniken zum Thema Fotografie, Perspektive und Beleuchtung, durch Ausprobieren selbst aneignen zu können. 
 
Inhaltlich wird dieser Ansatz durch die Fragestellung ergänzt, wie bestimmte Interessengruppen (z. B. Architekt, Arbeiter, Eventmanager) die Zeche Zollverein wahrnehmen würden bzw. welchen Aspekt der Zeche man fotografisch so herausarbeiten müsste, dass eine ganz bestimmte Sichtweise auf die Zeche deutlich wird. Dabei soll als künstlerisches Beispiel für die Dokumentation industrieller Bauten auch auf den fotografischen Blick Bernd und Hilla Bechers verwiesen werden, deren Fotografien eine ganz besondere Industrieästhetik vermitteln, die in diesem Zusammenhang diskussionswürdig sind. Konzipiert ist der Koffer zum Einsatz an Gymnasien, die Klassenstufe (primär für Mittel- und Oberstufe), ist je nach Verwendungs- und Themenschwerpunkt variierbar.