Vortragsreihe "Geschlecht, Sexualität und Macht"

Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Geschlecht, Sexualität und Macht? Inwiefern sind sie immer schon wechselseitig aufeinander bezogen und warum sind Geschlechterverhältnisse – und dies im Besonderen unter Einbeziehung der sexuellen Dimension – grundsätzlich auch Machtverhältnisse? Welchen Erklärungswert haben Männlichkeits- und Weiblichkeitsanforderungen für die Analyse dieses Zusammenhangs? Und welche Perspektive eröffnen diese Erkenntnisse in Bezug auf die Betrachtung sexualisierter Gewalt?

Solche und ähnliche Fragen werden im Rahmen der Vortragsreihe „Geschlecht, Sexualität und Macht“ im Vordergrund stehen, die im Wintersemester 2019/20 vom Zentrum für Geschlechterstudien/Gender Studies sowie der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten der Universität Paderborn in Kooperation mit dem AStA veranstaltet wird. Die Reihe steht in Verbindung mit weiteren Maßnahmen, die die Hochschule ergriffen hat, um sexualisierter Gewalt vorzubeugen. Dazu zählen insbesondere die Einrichtung einer regelmäßigen offenen, an der Hochschule stattfindenden Sprechstunde zu sexualisierter Diskriminierung und Gewalt durch die Beratungsstelle Lilith e. V. sowie Fortbildungen zum Thema sexualisierte Gewalt.

Zunächst widmet sich Prof. Dr. Antje Langer (Universität Paderborn) unter dem Titel „Komplexe Verhältnisse: Sexualität, Macht und Geschlecht“ am 5.11.2019 im Hörsaal G verschiedenen Dimensionen und Aspekten, die in dieser Verknüpfung enthalten sind, und untersucht bestehende Spannungsverhältnisse.

In seinem Vortrag „Männlichkeiten und sexualisierte Gewalt“ richtet Dr. Thomas Viola Rieske (Universität Flensburg) am 21.11.2019 in Hörsaal D2 den Blick auf den Zusammenhang zwischen Männlichkeit(en) und sexualisierter Gewalt. Im Fokus steht dabei der Beitrag von Männlichkeitstheorien zum Begreifen männlicher Täterschaft und männlicher Betroffenheit von sexualisierter Gewalt. Ebenso setzt er sich mit rassistischen Kulturalisierungen des Zusammenhangs von Männlichkeit und sexualisierter Gewalt auseinander.

Davon ausgehend, dass sexualisierte Gewalt auch im Hochschulkontext auftritt, endet die Vortragsreihe am 12.12.2019 mit dem Vortrag „Sexualisierte Gewaltbetroffenheit von Studentinnen und Studenten im Vergleich. Ergebnisse einer Hochschulbefragung“ von Dr. Kathrin List (TU Dortmund). Darin fragt sie nach sexualisierter Gewalt gegenüber Studentinnen und Studenten und stellt dazu die Ergebnisse eines europäischen Forschungsprojektes sowie einer Hochschulbefragung vor.

05.11.19 "Komplexe Verhältnisse: Sexualität, Macht und Geschlecht" Hörsaal G

Prof. Dr. Antje Langer, Universität Paderborn

Dass Sexualität und Geschlecht aufeinander bezogen werden, scheint naheliegend, unterscheiden wir doch beispielsweise Homo- und Heterosexualität. Ohne Vorstellungen von zwei Geschlechtern würde es diese Unterscheidung nicht geben. Doch wie gestaltet sich dieses Verhältnis, was impliziert es? Und was hat Sexualität darüber hinaus mit Macht zu tun – auch dann, wenn es nicht um sexuelle Gewalt geht? Der Vortrag setzt sich begrifflich und empirisch mit verschiedenen Dimensionen dieser Verhältnisse auseinander, um ihre Komplexität zugänglich zu machen.

21.11.19 "Männlichkeiten und sexualisierte Gewalt" Hörsaal D2

Dr. Thomas Viola Rieske, Europa-Universität Flensburg

Seit rund 40 Jahren arbeitet die kritische Männlichkeitsforschung zu den sozialen Praktiken von und mit Jungen und Männern sowie zu der Bedeutung von Männlichkeitskonstruktionen in Geschichte und Gegenwart. Sexualisierte Gewalt und Dominanz war dabei schon immer ein Thema, wobei zunächst darauf geblickt wurde, wie männliche Herrschaft durch sexualisierte Gewalt hergestellt wird. In der Folgezeit geriet jedoch stärker in den Blick, dass zum einen auch Jungen und Männer von sexualisierter Gewalt betroffen sein können. Zum anderen kann die Abgrenzung von einer sexuell gewaltvollen Männlichkeit auch eine Distinktionspraxis sein, die selbst eher der Reproduktion männlicher Herrschaft dient als deren Auflösung. Der Vortrag blickt auf die verschiedenen Bezüge zwischen Männlichkeiten und sexualisierter Gewalt und aktuelle Transformationen dieser Bezüge.

12.12.19 "Sexualisierte Gewaltbetroffenheit von Studentinnen und Studenten im Vergleich. Ergebnisse einer Hochschulbefragung." Hörsaal D2

Dr. Katrin List, Technische Universität Dortmund

Sind tatsächlich nur Studentinnen von sexualisierten Übergriffen betroffen? Oder auch Studenten? Erleben Studentinnen durch die gleiche Personengruppe Übergriffe wie Studenten? Wie reagieren betroffene Studentinnen auf das Erlebte, und wie Studenten? Der Vortrag führt ein in die Ergebnisse eines europäischen Forschungsprojektes zur sexualisierten Gewaltbetroffenheit von Studentinnen und setzt diese in Relation mit einer Hochschulbefragung unter Studenten zu ihren Erlebnissen mit Belästigung und sexueller Gewalt.