10 Jahre Museumskoffer der Universität Paderborn

Eine Ausstellung zur Festveranstaltung des 40. Jubiläums der UNESCO Welterbekonvention

Am 21. Juli 2012 fand im Beisein von über 400 Gästen der Jubiläumsfestakt zur UNESCO Welterbekonvention im Theater Vorpommern in Stralsund statt. Die Ausstellung von vier ausgewählten Exponaten im Rahmen der Veranstaltung war eine besondere Ehre.
Auch das didaktische Konzept der Museumskoffer im Fach Kunst der Universität Paderborn feiert in diesem Jahr unter der Lehrenden und Initiatorin Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender sein 10-jähriges Jubiläum. Während des anschließenden Empfangs präsentierten Studierende des Faches Kunst der Universität Paderborn Museumskoffer zum UNESCO Welterbe und tauschten sich mit VertreterInnen verschiedener Institutions- und Welterbebereiche über das Konzept und weitere Kooperationsmöglichkeiten aus.

Kofferkonzepte

Sabrina Zimmermann (szimmermann6[at]gmx.de)
Der Museumskoffer bietet theoretisch und praktisch orientierte Zugänge zum Thema „Natur und Naturdarstellungen“. Texte bieten Einführungen in unterschiedliche Themenkomplexe:

  • 1. Renaissance und Albrecht Dürer
  • 2. Die Epoche der Romantik
  • 3. Literatur der Romantik

Des Weiteren eröffnet der Museumskoffer eine praktische künstlerisch-ästhetische Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen - wie Natur, Wald, Tiere und Pflanzen.
Anhand seiner Tier- und Pflanzenaquarelle kann sich exemplarisch mit dem Œuvre Albrecht Dürers auseinandergesetzt werden. Neben einer Einführung in die Technik der Aquarellmalerei, bietet der Museumskoffer eine Vielzahl von Tierpräparaten, Pflanzen und Pflanzenteilen, Baumrinden, Zähnen und Federn, die als Sujets für eigene Arbeiten nach dem Vorbild Dürers genutzt werden können und sollen.
Unter dem Überthema „Von der Naturdarstellung zur Seelenlandschaft´“ beleuchtet der Museumskoffer zudem die Epoche der Romantik. Ausgehend von der Betrachtung der Entstehung der Landschaftsmalerei im Allgemeinen, werden weiterführend verschiedene Künstler (Caspar David Friedrich, William Turner, John Constable, Eugène Delacroix u.a.) und deren Werk behandelt.
Mit ausgewählten literarischen Werken (von Novalis, Kleist, Goethe bis zu den Märchen der Gebrüder Grimm) eröffnet der Koffer eine weitere Ebene der Auseinandersetzung mit der Epoche der Romantik im Kontext der Naturdarstellung. 

Kerstin Albers- Büker (Kunst- albers[at]online.de)

Der Künstler Paul Klee gibt uns mit seinen Handpuppen, die er für seinen Sohn Felix geschaffen hat, Einblick in seine innere Gedankenwelt und erschließt uns die private Welt der Familie Klee, bis in die intimsten Bereiche. Die Puppen sind in den Jahren von 1916-1925 entstanden und spiegeln in ihrem Aussehen das Gedankengut ihrer Zeit. Die ersten Handpuppen 1916 erinnern an die klassischen Jahrmarktsfiguren, spätere Handpuppen sind freier und fantasievoller gestaltet. Das Puppentheater hat zu allen Zeiten die Zuschauer begeistert und die Fantasie der Menschen beflügelt. In der Bauhauszeit diente es Felix Klee als Medium, Geschichten und Begebenheiten aus seinem Umfeld einem großen Publikum zu zeigen und die Menschen zum Nachdenken und zum Lachen anzuregen. Der Museumskoffer enthält Material aus dem die Handpuppen bestanden und den Nachbau von fünf sehr fantasievollen Puppen Klees. Ein Nachbau seiner Bühne vervollständigt die Präsentation und lädt zum Nachspielen einiger Erzählungen Klees ein. 

Corinna Pott (rinna85[at]googlemail.com)


„Ist das nicht bloß eine öde Steinfigur auf einem Rathausplatz…?“
Auf gar keinem Fall! 2004 - 600 Jahre nach seiner Errichtung - wurde der Bremer Roland von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Grund dafür war und ist die große Bedeutung der Statue für die Unabhängigkeit der Stadt Bremen.

„Roland mit dat kruse Haar,
Wat he kickt so sunnerbar!
Roland mit dem Wappenrock
Steiht so stief as wi een Stock.
Roland mit de spitzen Knee:
Segg mal, deit di dat nich weh?“


Wer war die historische Person Roland und warum symbolisiert gerade sie Freiheit und Unabhängigkeit? Welcher Zusammenhang besteht zwischen ihr, der Stadt Bremen und ihren Bewohnern seit dem 15. Jahrhundert? Was macht die Rolandstatue in Bremen eigentlich aus und was macht sie besonders? 
Die „öde Steinfigur“ ist Träger von Geschichte und Geschichten, sie wirft Fragen auf. Die Kiste und sein Inhalt möchte eine Auseinandersetzung mit dem Bremer Wahrzeichen auf verschiedenen Erfahrungsebenen ermöglichen. Karten, Bilder, Bücher, alte Dokumente und Gegenstände erzählen u.a. Geschichten von Menschen aus vergangenen Zeiten, für die der Roland eine wichtige Rolle gespielt hat. Im Vordergrund stehen die Insignien der Rolandsfigur, die körperlich erfahren und nach ihren Bedeutungen befragt werden können bzw. sollen. 

Andreas Flemig (winger[at]hotmail.de)


Dieser Museumskoffer thematisiert die Welterbestätte der prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen, die im Jahr 2011 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde. 111 nun unter Schutz stehende Fundstellen zeugen von der frühzeitlichen Baukunst, die bis zum heutigen Tage eine bemerkenswerte Aktualität aufweist.
Der Inhalt des Koffers bezieht sich auf das einzig verbliebene, physische Material, welches die Existenz der Pfahlbauten noch heute bezeugt: das Holz. Der Koffer selbst unterteilt sich in sechs verschiedene Stoffsäckchen, deren Inhalte in beliebiger Reihenfolge erschlossen werden kann.
Im ersten Säckchen befinden sich 15 Holzstücke mit dreieckiger Grundform und ein einzelner Quader, welchen es zu ertasten gilt. Das zweite Beutelchen beinhaltet sogenannte „Handschmeichler“ aus verschiedenen Holzarten, die sich sehr angenehm anfühlen und mit den Händen genauer untersucht werden können. Das dritte Stoffsäckchen enthält sowohl hölzernes Material als auch einfache Werkzeuge, um die Eigenschaften und das Verhalten dieses Werkstoffes näher zu ergründen. Die Herausforderung besteht in der Konstruktion eines stabilen Turmes, der viermal so groß sein soll wie eine einzelne Holzleiste, ohne dabei jedoch auf Schrauben oder Klebstoff zurückzugreifen. Bohren, Schnitzen und Stecken werden erprobt. Die Herstellung von Druckstöcken aus Linoleum oder Holzplatten wird mit dem Material aus dem vierten Säckchen angestrebt. Mit Hilfe unterschiedlicher Druckfarben, einer Farbwalze und einem Handwischer können in kurzer Zeit handgemachte und ansprechende Druckarbeiten entstehen. Im fünften und letzten Stoffbeutel befindet sich Speckstein, ein Material, welches trotz seines mineralischen Ursprungs recht leicht mit der Hand verformt werden kann. Das Modellieren von Gefäßen und einfachen Werkzeugen, wie sie in der Stein- und Bronzezeit Verwendung fanden, könnte zur Vermittlung des Weltkulturerbes beitragen.
Der handwerklich und sinnlich motivierte Museumskoffer möchte ein breit gefächertes Publikum erreichen. Die daraus zu entwickelnden Großprojekte „Modellbau“ und „Möbel aus Wildholz“ können bereits mit jüngeren SchülerInnen durchgeführt werden und selbst in der Oberstufe eine anspruchsvolle Ausgestaltung finden.