2014 “Me­mo­ry of the World“ - ein Mu­se­ums­kof­fer­pro­jekt zum Welt­do­ku­men­te­n­er­be

Einleitung

Das UNESCO-Programm "Memory of the World" befasst sich mit dem vielfältigen Dokumentenerbe der Menschheit. Ausgehend von diesem thematischen Schwerpunkt sind 2014, in einem Museumskoffer-Seminar unter der Leitung von Dr. Nina Hinrichs, 11 Museumskoffer zum UNESCO-Weltdokumentenerbe von Studierenden der Universität Paderborn theoretisch konzipiert und künstlerisch-praktisch umgesetzt worden. Entstanden sind Museumskoffer zu Beiträgen des Weltdokumentenerbes aus Deutschland, Schweden, Kanada und Kasachstan.

Inhaltsbeschreibung

Im nachfolgenden Dossier finden Sie neben den Konzepten der entstandenen Museumskoffer auch eine Zusammenfassung über die Zielgruppen und Fächer, in denen die Museumskoffer eingesetzt werden können. Zudem werden weiterführende Informationen zu den einzelnen Beiträgen des Weltdokumentenerbes gegeben.

Dossier (deutsch/englisch) zum Download als pdf

Kof­fer­kon­zep­te Deut­sch­land

Lesley Ann Voigt

Im Jahr 2014 feiert Deutschland 25 Jahre Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung. Die Berliner Mauer hatte einen großen Einfluss auf das alltägliche Leben der Menschen in Ostdeutschland UND Westdeutschland. Von 1961 bis 1989 trennte die politische Vorgehensweise der Sowjets Ostdeutsch-land und Westdeutschland. Die Mauer trennte Familien und nahm ihnen besonders im Ostteil das Recht auf Freiheit und persönliche Entfaltung. Viele Menschen verließen vor und nach dem Bau der Berliner Mauer den Sowjetischen Sektor mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Unter dem Eintrag „Bau und Fall der Berliner Mauer und der Zwei-Plus-Vier-Vertrag“ sind im Verzeichnis des Weltdokumentenerbes mehrere Dokumente sowie Filme und Fotografien verzeichnet. Der Museumskoffer thematisiert die Entstehung der Berliner Mauer und befasst sich mit Geschehnissen, die letztendlich zu ihrem Fall führten. Die Berliner Mauer ist ein wichtiger Teil der deutschen Geschichte und hat bis heute Spuren in den Menschen hinterlassen. Der Koffer fokussiert sich im Besonderen auf das Thema „Flucht“. Was bewegte die Menschen dazu aus der DDR zu fliehen und wie setzten sie ihre Pläne in die Tat um? 

Der Koffer bietet verschiedene ästhetische Zugänge, die den SchülerInnen eine vielfältige und differenzierte Auseinandersetzung mit den Inhalten ermöglichen: Die vornehmliche Gestaltung in der Farbe Grau spiegelt die Tristesse des Lebens in DDR wider. Im Koffer ist eine „Miniatur-Mauer“ errichtet, um welche diverse Akteure aus der Geschichte platziert sind. Durch diese „Miniatur-Mauer“ ist auch der Koffer in Ost und West geteilt: Objekte und Gegenstände, die im Zusammenhang mit der DDR und dem Regime stehen, sind hinter der Mauer platziert. Dementgegen befindet sich alles, was im Zusammenhang mit dem Westen und dem Fall der Mauer steht, vor der „Miniatur-Mauer“. Im Kofferdeckel illustriert eine Collage die Schattenseiten der DDR. Ein Scherenschnitt zeigt den NVA-Soldaten Conrad Schumann, der flüchtend über einen Stacheldrahtzaun sprang und so zu einem Symbol für die Flucht aus der DDR geworden ist. In einem selbsterstellten Stop-Motion-Film werden die Stationen des Baus und Falls der Berliner Mauer audio-visuell dargestellt.

Der Museumskoffer ist für die Sekundarstufe I – für die Klassenstufen 7-9 - des Gymnasiums konzipiert. Ziel des Koffers ist es, den SchülerInnen mit Hilfe verschiedener ästhetischer Zugänge, diesen wichtigen Teil der deutschen Geschichte näher zu bringen und ihnen die geschichtlich-politischen Hintergründe UND auch Einzelschicksale aufzuzeigen.

Lena Eileen Josefine Griffiths

Der Museumskoffer thematisiert das Nibelungenlied und seine Bedeutung als sogenannter „Nationalepos der Deutschen“ und ist für alle Jahrgangsstufen der Sekundarstufen I und II für die Fächer Kunst und Deutsch konzipiert. Die Aufteilung des Koffers ist angelehnt an ein Triptychon. Diese Form verdeutlicht den Facettenreichtum und die Themenvielfalt im Zusammenhang mit dem Nibelungenstoff.

Das „Zentrum“ des Koffers thematisiert die Handlung des Nibelungenlieds, die mittelhochdeutsche Sprache und verschiedene Adaptionen des Nibelungenstoffs. Die SchülerInnen finden dort u.a. das zweibändige Werk mit Wörterbuch, eine kurze Audiodatei der ersten Strophen in mittelhochdeutscher Sprache, eine Landkarte zur geografischen Verortung der Handlung und ein Modell des Hermanns-Denkmals. Zusätzlich lassen sich eine alte Eintrittskarte zur Premiere W. Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ im Beyreuther Festspielhaus 1876 sowie Fotografien von Kulissen und Kostümen und eine Gesamtaufnahme des Opernzyklus finden.

Der rechte „Flügel“ des Museumskoffers wird von einem mittelalterlichen Skriptorium ausgefüllt. Die Arbeit in den Skriptorien der damaligen Klöster war ein enormer Schritt in der historischen literarischen Bewegung. Dort arbeiteten die Skriptoren, Kopisten, Rubrikatoren und Illustratoren Hand in Hand, um in mühevoller Kleinstarbeit eine oftmals lediglich für den Adel und Klerus erschwingliche Handschrift anzufertigen. Mit der Replik einer Originalhandschrift des Nibelungenlieds sowie mit Federkiel, Tinte, Pinsel, Farbpigmenten, Bindemitteln und Abbildungen einer Originalillustration, können die SchülerInnen diesem diffizilen Handwerk nachspüren. Im linken „Flügel“ des Museumskoffers wird das höfische Leben im Mittelalter thematisiert. Die mittelalterliche Esskultur und die alltäglichen Riten und Sitten werden für alle Sinne erfahrbar gemacht. In Reagenzgläsern sind verschiedene Küchen- und Alltagsgerüche des Mittelalters „konserviert“ und ermöglichen eine Vielfalt an Eindrücken und Erfahrungen für Nase und Zunge. Das höfische Leben wird durch die Sammlung verschiedener Materialien und Gegenstände illustriert: Golden gefasste stuckverzierte Rahmen, schwarze Scherenschnitte auf weißem Grund, eine kleine bronzene Plastik, eine vergoldete Bibel, glänzendes Fell, edles dunkles Holz, prächtige mit Perlen und Edelsteinen bestickte Stoffe und glitzernder Zierrat können von Augen und Fingern wahrgenommen werden und verhelfen zur Herleitung historischer Zusammenhänge und Bedeutungen. Da alle Bereiche des Koffers miteinander in Verbindung stehen und sich Schnittstellen bilden, befinden sich auch vor dem Koffer noch einige Gegenstände. So finden sich dort weitere Abbildungen und szenische Darstellungen, eine DVD zur aktuellen Forschung, ein inhaltsvermittelndes Spiel für den kindgerechten inhaltlichen Zugang sowie ein kleines leeres Schatzkästchen, das die Diskussion über die Frage nach dem, was ein wirklicher Schatz ist, eröffnen soll. Vor allem aber sollen ein Foto Hermann Görings, die Kopie des Völkischen Beobachters vom 2.11.43 kurz vor der Kapitulation vor Stalingrad, Feldpost aus Russland sowie ein Totenschädel für Diskussionspotenzial sorgen.

Stephanie Deiters

Der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) zeichnet sich vor allem durch seine Vielseitigkeit und seinen Einsatz für den globalen Austausch von Ideen und wissenschaftlichen Kenntnissen aus. Sein Nachlass ist in seltener Geschlossenheit überliefert und von einzigartiger Bedeutung  für die Geistes-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte Europas und der Welt. 

Leibniz hielt den Kontakt mit Gelehrten aber auch Personen aus allen sozialen Schichten aus weiten Teilen der Welt, was seine umfangreiche Korrespondenz mit insgesamt 1100 Briefpartnern in rund 15000 Briefen beweist. Durch seine weltumspannende Korrespondenz, machte er Hannover zu einem Mittelpunkt der wissenschaftlichen Gemeinschaft.

Ziel des Museumskoffers ist es, den SchülerInnen das beeindruckende Lebenswerk Wissenschaftlers und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz näher zu bringen. So werden die SchülerInnen zum Beispiel dazu angeregt sich auf Leibniz´ Spuren in Hannover zu begeben, indem sie Bauwerke, Denkmale und Beschilderungen „aufstöbern“. Im Koffer wird Leibniz als wissbegieriger, engagierter Universalgelehrter charakterisiert, der sich für die Vernetzung der Wissenschaften und die globale Kommunikation einsetzte. Seine Bemühungen um Harmonie, Kommunikation, Austausch und Vermittlung zwischen den Nationen, Kulturen und Religionen entspricht dem heutigen Grundgedanken der World Heritage Education und sollen für die SchülerInnen ein Vorbild für ein friedliches, respektvolles Miteinander sein.

Im Museumskoffer werden mathematische und philosophische Inhalte behandelt, weshalb sich der Koffer fächerübergreifend und interdisziplinär einsetzen lässt.

Anne Fabienne Jackisch

Der Museumskoffers behandelt die Brüder Grimm und ihre legendäre Märchensammlung: Die „Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm“. Über Generationen wurden die Geschichten mündlich weitergegeben und dienten zunächst nur zur Erwachsenenunterhaltung. Die Brüder Grimm fingen an, die verschiedenen Märchen zu sammeln und aufzuschreiben. Die Märchen spiegeln viel von den damaligen familiären Strukturen und gesellschaftlichen Verhältnissen wider, was sie zu Botschaftern der Vergangenheit macht.  Nachdem die Brüder Grimm 1815 ihren ersten Märchenband, den sie in den Folgejahren stetig überarbeiteten und weiterentwickelten, veröffentlichten, verbreiteten sich die Geschichten rasch. Heute wachsen Kinder auf der ganzen Welt mit den Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm auf. 

Die Auswahl der Themen und Inhalte des Museumskoffers orientiert sich am Kernlehrplan der Realschulen des Landes NRW für die 5. und 6. Jahrgangsstufe. Um den SchülerInnen die Themen rund um die Märchen besser vermitteln zu können, bietet der Museumskoffer verschiedene ästhetische Zugänge.

Der Koffer besteht aus zwei Teilen: Aus einem „Märchenhaus“ und einem „klassischen“ Koffer. Auf der Außenseite des „Märchenhauses“ sind bekannte Motive aufgemalt, die sofort mit bestimmten Märchen assoziiert werden und sich somit direkt Bezugspunkte zur Thematik ergeben. Sobald der Koffer geöffnet wird, finden die SchülerInnen weitere Gegenstände, die zur Vermittlung unterschiedlicher Märchen dienen. 

So animieren verschiedene liebevoll gestaltete Handpuppen, wie zum Beispiel eine Prinzessin, der gestiefelte Kater, Rumpelstilzchen oder der böse Zwerg aus Schneeweißchen und Rosenrot, zum szenischen Spielen der Märchen, wobei das aufgeklappte „Märchenhaus“ den Handlungsraum dazu bietet. Mit den Handpuppen und Malvorlagen, die weitergemalt werden können, wird den SchülerInnen die Möglichkeit gegeben, sich mit den Inhalten und Rollen/Charakteren in Märchen auseinanderzusetzen. Eine stark vereinfachte Version des Buchdrucks aus der Entstehungszeit der grimmschen Märchen lädt zum Ausprobieren dieses Verfahrens ein. Im Museumskoffer finden sich außerdem gemalte Bilder mit Märchenmotiven auf Leinwand und ein Experiment, durch die die SchülerInnen sich mit der Farbenlehre und verschiedenen Maltechniken vertraut machen können.

Armin Schultz

Märchen gehören zu den glücklichen Kindheitserinnerungen der meisten Menschen. Die meist lustigen und spannenden, vor allem wundervollen Märchen der Brüder Grimm sind ein bedeutendes Zeugnis des deutschen Kulturerbes. Dabei sind die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm auf der ganzen Welt bekannt. Trotz oder gerade wegen ihrer langen Tradierungsgeschichte, verzaubern die grimmschen Märchen noch heute Menschen jeden Alters. Neben dem hohen Unterhaltungswert sind die Märchen auch pädagogisch wertvoll – nicht umsonst sind die Märchen der Brüder Grimm in unterschiedlichen Variationen und Adaptionen in der heutigen Medienvielfalt vertreten.

Das Interesse für Märchen, ihre Entstehung sowie für die Autoren soll geweckt und intensiviert werden. Märchen sind einem ständigen Wandel und vielen Veränderungen unterworfen. Durch den Museumskoffer soll den SchülerInnen bewusst werden, dass Märchen in sich stetig verändernder Form wiedergegeben werden. Diese Transformationen passieren allerdings nicht erst durch den Einsatz der neuen Medien, sondern schon die Brüder Grimm veränderten die Märchen. Im Kontext dieser „Märchen-Transformation“ sollen sich die SchülerInnen kritisch mit den Märchen und ihrer Tradierung auseinandersetzen. Anhand von Gegenständen, die aus unterschiedlichen Märchen stammen, sollen die SchülerInnen Motive und Muster in Märchen erkennen und benennen können.

Die Märchen der Brüder Grimm sind schon seit langem wichtiger Bestandteil unserer Kultur - aber auch anderer Kulturen. Ziel des Museumskoffers ist, dass Kinder und Erwachsene weiterhin von den Märchen der Brüder Grimm verzaubert bleiben. Somit soll er einen Beitrag zur Erhaltung dieses Kulturguts leisten, indem er durch seine ästhetischen Zugänge und seine Materialität die grimmsche Märchentradition zurück ins Bewusstsein von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bringt

Selin Sevinc

Der Museumskoffer thematisiert den expressionistischen Science-Fiction Stummfilm des deutschen Regisseurs und Drehbuchautors Fritz Lang aus den Jahren 1925/26. Der Film, der als einer der einflussreichsten Filme des Science-Fiction-Genres gilt, zeigt einen Entwurf einer utopischen Stadtfantasie, in der die Klassenunterschiede zweier Welten aufeinandertreffen. Nach seiner Uraufführung wurde der Film wesentlich gekürzt. Danach galt die Originalverfassung als verschollen. Von 1999 bis 2000 wurde der Film mit, von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung aus der ganzen Welt zusammengetragenen, Filmmaterial restauriert. Ziel war es eine Szenenfolge anzufertigen, die der Originalversion sehr nahe kommt. Als im Juli 2008 in Argentinien eine Kopie mit der fast vollständigen Originalversion des Films gefunden worden ist, konnte die Rekonstruktion von 2001 überarbeitet werden. In der neuen Fassung von 2010 fehlen gegenüber der Premierenfassung von 1927 nur noch insgesamt acht Minuten Filmmaterial.

Der Museumskoffer ist für die Sekundarstufe II für das Fach Kunst konzipiert und hat das Ziel die SchülerInnen mit den Bereichen Film und Fotografie sowie der Performance vertraut zu machen. Dabei sollen Zusammenhänge bezüglich inhaltlicher und formaler Gestaltung von Fotografie und Film ihre Produktions- und Wirkungsweisen erarbeitet werden. Auch ermöglicht der Museumskoffer die Erprobung fotografischer und filmischer Mittel. Dazu bietet der Museumskoffer vielfältige ästhetische Zugänge. Im Koffer findet sich eine Plastik aus Ton, die einer Szene des Films nachempfunden ist. Mittels Filmstills können Kameratechniken der 30er Jahren analysiert und mit heutigen filmischen Mitteln verglichen werden. In produktionsorientierten Projekten sollen sich die SchülerInnen in verschiedenen künstlerischen Medien und mit unterschiedlichen Verfahren mit dem Film „Metropolis“ und seinem Inhalt auseinandersetzen. So können zum Beispiel expressionistische Bilder erstellt werden. Auch kann mittels Fotografie und digitaler Bildbearbeitung die Frage nach dem Verhältnis von Fotografie/Film und Wirklichkeit beantwortet werden. Mit dem Museumskoffer haben die SchülerInnen die Möglichkeit sich mit einem Film und dessen Inhalten auseinanderzusetzen, der mehr als ein dreiviertel Jahrhundert vor ihrer Geburt entstanden ist, jedoch immer noch Aktualität – besonders im Kontext weiterfortschreitender Technisierung und Klassenkämpfen – besitzt.

Gutenbergbibel

Regina Koop

Martin Luthers Worte – „Die hohen Wohltaten der Buchdruckerei sind mit Worten nicht auszusprechen. Durch sie wird die Heilige Schrift in allen Zungen und Sprachen eröffnet und ausgebreitet, durch sie werden alle Künste und Wissenschaften erhalten, gemehrt und auf unsere Nachkommen fortgepflanzt“ – sind ein Plädoyer für den hohen Wert von Johannes Gutenbergs Buchdruckerfindung.

Mit dem Museumskoffer sollen die SchülerInnen die Werkstatt Gutenbergs auf verschiedenen Ebenen kennen und verstehen lernen. Der Koffer vermittelt Wissen über die kulturgeschichtlichen Hintergründe des Buchdrucks und gibt Anreize zu sinnlich-produktiven Prozessen. Durch das gezielte Zusammenspiel von theoretischen und praktischen Aufgaben sowie durch ästhetische Zugänge, sollen die SchülerInnen dazu motiviert werden ihren Assoziationen, Fantasien, Spekulationen und Annäherungen im Kontext des Kofferthemas freien Lauf zu lassen und kreativ zu verarbeiten. Zum Beispiel eröffnet der Brief eines Mitarbeiters Gutenbergs einen Einblick in den Alltag der Mainzer Druckwerkstatt. Zudem leitet der Brief zur Entdeckung des Koffers an.

Ein gebundenes „Holz-Buch“, gefüllt verschiedenen Dokumenten sowie künstlerischen Arbeiten, stellt den Erschaffer der Druckpresse vor. Beispielsweise finden sich das „Helmaspergersche Notariatsinstrument“, eine Transkription des mittelhochdeutschen Textes und die moderne deutsche Übertragung. 

Auch kann mit Hilfe einer Anleitung eine „historische“ Schreibfeder hergestellt werden. Eine fertige Schreibfeder im Tuschefässchen dient dabei als Anschauungsmaterial. Durch die Anleitung und das Anschauungsmaterial können die SchülerInnen mit einem Skalpell und einer gefundenen Feder die Technik des Federschneidens ausprobieren. Die Feder wird dabei in ein Werkzeug für Kunst und Literatur transformiert. Ein weiterer ästhetischer Zugang im Kontext der mittelalterlichen Schreibkultur ist die Herstellung von Druckfarbe nach historischem Vorbild mit Mörser und verschiedenen (Farb-)Komponenten. Zudem können nach der Vorlage von Metall-Lettern eigene Holz-Lettern geschnitzt und zum Drucken in eine „Miniatur-Ausgabe“ der Gutenberg-Druckpresse eingesetzt werden. Mit einem Holzkreuz wird das Kulturgut „Bibel“ in den Fokus gerückt. Es gilt die Bedeutung der Gutenberg-Bibel als elementares Schriftstück zur Verbreitung von Religion, als auch der gutenberg´schen Drucktechnik zu verstehen. Des weiteren sollen einige Texte der Bibel die SchülerInnen dazu anregen, diese auf eigene Art und Weise mit unterschiedlichen künstlerischen Verfahren zu visualisieren. Gleichzeitig sollen durch die Materialien die SchülerInnen zum Staunen gebracht werden. Sie sollen die Gutenberg-Bibel als Ganzes betrachten und sich den Arbeitsaufwand vorstellen, der nötig gewesen ist, um die vielen Seiten der Bibel mit dem historischen Druckverfahren herzustellen. Durch den Koffer sollen die SchülerInnen den einzigartigen Wert und die weltumfassende Bedeutung der Gutenberg-Bibel begreifen und nachvollziehen können.

Kof­fer­kon­zep­te Schwe­den

Theresa Hildegard Josefa Buck

Astrid Lindgren und ihre Kinderbücher sind weltberühmt. Dabei gilt Astrid Lindgren als Botschafterin der Kinder in der Welt der Erwachsenen. So beschreiben ihre Werke einen toleranten, liebevollen, sowie freiheitlichen Lebensentwurf. Zu ihren Moralvorstellungen, welche sie in Ihren Werken zum Ausdruck bringt, zählt eine Erziehung, die zu friedlicher Konfliktlösung, Selbstständigkeit, Toleranz und Freundschaft führt. Mit ihren Geschichten animiert sie Kinder auf der ganzen Welt stark zu sein und mit Optimismus durchs Leben zu gehen.

Der Museumskoffer ist für SchülerInnen der 5. und 6. Jahrgangsstufe konzipiert und kann in Teilen fächerüber-greifend eingesetzt werden – zum Beispiel innerhalb einer Projektwoche. Der Museumskoffer soll den SchülerInnen einen Einblick in die fantastische Welt von Astrid Lindgren ihren Figuren eröffnen. Dabei stehen Aspekte wie ihre Biografie und ihre Moralvorstellungen, die Hintergründe zur Entstehung ihrer Bücher und Figuren im Vordergrund. Zusätzlich können die SchülerInnen Schweden, das Land in dem die Autorin aufgewachsen ist, die Bücher entstanden sind und ihre Geschichten spielen kennen lernen.

Dazu bietet der Museumskoffer verschiedene Materialien und ästhetische Zugänge. Die bekannteste Figur aus Lindgrens Werk – „Pippi Langstrumpf“ – führt als Handpuppe durch den Koffer. Eine von Pippi Langstrumpf „geschriebene“ Flaschenpost soll die SchülerInnen begrüßen sowie sie auf die Inhalte des Koffers und die Reise in die „Astrid-Lindgren-Welt“ einstimmen. Später ermöglichen die „Pippi-Handpuppe“ und weitere Handpuppen das szenische Spielen, das Erfinden eigener Geschichten und das Hineinversetzen in Lindgrens Charaktere. Im Koffer befinden sich Illustrationen einiger Szenen aus verschiedenen Geschichten, die die SchülerInnen zum Lesen der Geschichten und zur Diskussion darüber animieren sollen. Welche Geschichten kennen die Kinder? In welchen Geschichten und Abenteuern finden sie sich selbst wieder? Bei der Beantwortung dieser Fragen wird eine Verbindung zur eigenen Lebenswelt der Kinder eröffnet. Die Illustrationen und die Scherenschnitte, die die „Helden“ Lindgrens abbilden, sollen die SchülerInnen dazu anleiten selbst kreativ zu werden. Tagebucheinträge Lindgrens, eine Autobiographie, ein Porträt der Autorin und Fotografien aus ihrem Leben eröffnen einen Zugang in das Leben Lindgrens und in die Entstehung ihrer Werke. Die SchülerInnen werden aufgefordert sich mit der Person und der Autorin Astrid Lindgren und ihren Ideen und Moralvorstellungen auseinanderzusetzen. Eine Weltkarte mit Pinn- Nadeln veranschaulicht die weltumspannende Bekanntheit sowie die internationale Bedeutung von Lindgrens Werk. Mit dem Museumskoffer soll aber noch eine weitere Ebene eröffnet werden: Er stellt ebenso Fragen nach einer international verflochtenen Welt. Schwedische Kronen und alltägliche Dinge werden mit der schwedischen Kultur und Politik verknüpft. Hier eröffnet der Koffer die Möglichkeit mit den SchülerInnen den Demokratiebegriff zu erarbeiten oder sich mit dem Begriff „Geld“ auseinanderzusetzen.

Ricarda Thiele

Kof­fer­kon­zep­te Ka­na­da

Kübra Baysan

Der Museumskoffer stellt die Wichtigkeit und den besonderen Stellenwert von Norman McLarens Filmkunst für die Kunst und insbesondere für die Filmkunst heraus. Im Koffer werden die Biografie, Philosophie, Motivation und die Hintergründe seiner Arbeitsweise thematisiert. McLarens filmisches Werk wird durch eine große Bandbreite, eine experimentierende Herangehensweise und innovative Haltung charakterisiert.

Im Museumskoffer dienen seine Filme als Anschauungsmaterial und Inspiration zum Ausprobieren verschiedener Techniken des Stop-Motion-Films mit dem Ziel eigene Filme zu erschaffen. Dafür kann zum Beispiel die analoge und/oder digitale Fotografie das Material für die Erstellung eines eigenen Stop-Motion-Films liefern. Aber auch Filme, Malerei und Grafik sowie die digitale Bildbearbeitung können zur Animations- und Grafikfilmherstellung genutzt werden. Ein weiterer Bereich des Museumskoffers behandelt die Unterlegung von Filmen mit Musik und die damit verbundene Hervorhebung bestimmter Aspekte der Handlung oder Bilder. Zum Erstellen eines eigenen Stop-Motion-Films bietet der Koffer Anleitungen und Muster für eigene Storyboards. Der fertiggestellte, selbstproduzierte Stop-Motion-Film kann mittels eines digitalen Bilderrahmens, Laptops oder Smartphones abgespielt und so in der Klasse präsentiert werden.

Kof­fer­kon­zep­te Ka­sachs­tan

Yulia Reshetnikova

Der Museumskoffer beschäftigt sich mit dem zentralasiatischen Philosophen und der religiösen Persönlichkeit Ahmed KhodjaYasawi. Im 12. Jahrhundert war Yasawi ein bedeutender Vertreter des Sufismus, einer mystisch-asketischen Strömung im Islam im türkischsprachigen Raum sowie ein Poet, Philosoph und Prediger. Khodja Ahmed Yasawi widmete sein gesamtes Leben und seine spirituelle Kraft der Vereinigung von verwandten Völkern und der Bildung der geistigen Einheit verschiedener religiöser Strömungen. Der Legende nach verließ Yasawi im Alter von Prophet Muhammad – also mit 63 Jahren – "die Hektik des Alltags", um Gott zu dienen. Er ließ sich in der Nähe einer Moschee in der Stadt Iasi in einer unterirdischen Zelle nieder, in der den Rest seines Lebens verbrachte. Die bekannteste Schrift von Khodja Ahmed Yasawi ist sein Werk "Diuani Hikmet" – ein Weisheitsbuch, das in der mittelalterlichen Sprache „Chagatai“ geschrieben ist. Ende des 14. Jahrhunderts wurde unter der Anweisung des Mongolen-HerrschersTimur, der Yasawi verehrte, ein immenses Mausoleum über der Gruft des Philosophen errichtet, um die Erinnerung an seinen spirituellen Meister zu bewahren.

Der Museumskoffer ist für Museumsbesucher unterschiedlicher Altersstufen konzipiert. Mit dem Koffer soll ein Einblick in das Leben von Ahmed Khodja Yasawi gegeben werden. Mit Hilfe verschiedener Materialien sollen die BenutzerInnen auf einer weiteren Ebene zu einer Auseinandersetzung mit der zentralasiatischen Kultur und Religion aufgefordert werden. Mit den Techniken des Scherenschnitts oder des Mosaiklegens können zum Beispiel die Ornamente und Gestaltungstypen des Orients erforscht werden. Zudem kann in Auszügen das lyrische Werk Yasawis kennen gelernt werden. Der Museumskoffer soll zum Nachdenken über Verschiedenheit aber auch über Gemeinsamkeiten zwischen Kulturen und Religionen anregen. Somit leistet er einen Beitrag zur Völkerverständigung über geografische, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg.