Na­chricht aus den Kul­tur­wis­senschaften

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Uni­versität Pader­born trauert um em. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hart­mut Stei­necke

Die Universität Paderborn trauert um em. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hartmut Steinecke. Der Literaturwissenschaftler und Träger der Medaille der Hochschule verstarb am 25. Januar.

Steinecke war von 1974 bis 2005 Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft. Er prägte die Forschung und Lehre der Paderborner Germanistik seit ihrer Gründung über Jahrzehnte entscheidend mit. Vor rund 40 Jahren begründete er die bis heute fortbestehende Lesungsreihe „Deutsche Literatur der Gegenwart“ und die „Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller“, die er bis zu seiner Emeritierung 2005 leitete. Beide Reihen bringen nach wie vor Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur mit einem interessierten Publikum zusammen und sorgen für einen engen Austausch von Universität und Stadtgesellschaft.

Hartmut Steinecke erwarb sich große Verdienste um die Erinnerung an Jenny Aloni. Die gebürtige Paderbornerin, die 1939 vor den Nationalsozialisten flüchten musste und nach Palästina emigrierte, gilt als eine der wichtigsten deutsch-jüdischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Mit Ausgaben der Werke, Tagebücher und Briefe der Autorin trug Steinecke maßgeblich zu deren Wiederentdeckung in der jungen Bundesrepublik bei. 1992 gründete er an der Universität Paderborn das „Jenny-Aloni-Archiv“, das vier Jahre später den gesamten Nachlass der Schriftstellerin erhielt. Auf Steineckes Initiative hin wurden außerdem das Gästehaus der Universität und ein Weg im Paderquellgebiet nach Jenny Aloni benannt.

Ohne Hartmut Steinecke wäre außerdem die Fürstliche Bibliothek Corvey noch vergessen: Die wissenschaftliche Erschließung der Bibliothek, die Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Corvey ist, geht wesentlich auf seine Initiative und sein langjähriges Engagement zurück.

„Die Universität Paderborn verdankt Hartmut Steinecke unglaublich viel. Er hat maßgeblich zur nationalen und internationalen Sichtbarkeit, zum großen Erfolg und zum guten Ruf der Universität beigetragen: Seine Verdienste um die Erinnerung an die jüdische Dichterin Jenny Aloni und sein Engagement für die Fürstliche Bibliothek Corvey, die inzwischen Weltkulturerbe ist, sind einzigartig. Seine Arbeit und sein Engagement sind uns Vorbild und Ansporn zugleich. Die Universität Paderborn verliert eine weithin sichtbare und geschätzte Persönlichkeit, einen angesehenen und kreativen Kollegen, einen beliebten und humorvollen Menschen“, würdigt Prof. Dr. Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität Paderborn, Steineckes Verdienste.

Prof. Dr. Volker Peckhaus, Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften: „Mit Hartmut Steinecke verliert die Fakultät eine international renommierte Forscherpersönlichkeit. Er hat bis zuletzt die Arbeit am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft aktiv begleitet.“

Hartmut Steinecke unterhielt zahlreiche Gastprofessuren, unter anderem an der University of Michigan, der Eötvös Loránd-Universität Budapest, der Washington University, der Universität Graz und der Ohio State University. Der Literaturwissenschaftler wurde mehrfach ausgezeichnet. 2002 etwa wurde er „ordentliches Mitglied“ der „Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften“, 2002 und 2005 erhielt er die Ehrendoktorwürden der rumänischen Universität Timisoara und der österreichischen Universität Graz und 2018 verlieh ihm der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen das „Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse“. 2019 ehrte ihn die Universität Paderborn für seine langjährigen Verdienste mit der Medaille, einer der höchsten Auszeichnungen der Hochschule.

Simon Ratmann, Stabsstelle Presse und Kommunikation

Foto (Universität Paderborn): Prägte jahrzehntelang die Paderborner Germanistik und schuf Veranstaltungen und Einrichtungen, die noch heute existieren: em. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hartmut Steinecke (* 12. März 1940, † 25. Januar 2020).