Museumskoffer Völklinger Hütte 2008 

Die Museumskoffer, die in der Völklinger Hütte ausgestellt wurden, waren größtenteils auch schon in der Ausstellung in der Zeche Zollverein 2007/2008 zu sehen. 
Katalog zur Ausstellung in der Völklinger Hütte (PDF -Download)

Kof­fer­kon­zep­te

Das System, in dem ich stecke 
Ariane Temme

Welche Rolle spielen der einzelne Mensch und seine Arbeitskraft im ganzen System einer Industrieanlage? Wovon ist er abhängig und was beeinflusst er selbst? 
Diese Fragen lassen sich ohne weiteres auf die Position des Menschen in der heutigen Gesellschaft übertragen. Wo steht der Mensch in der heutigen Gesellschaft? Der Koffer als Instrument zur Bewusstmachung der eigenen Position in der Welt. 
Bitte treten Sie ein, hinterlassen Sie ihre Gedanken auf einer Karte und befestigen Sie diese an einer Klammer. Vielen Dank.

Anna Teichrieb

Das Nähkästchen stellt die wenigen Habseligkeiten einer Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion dar, welche im Völklinger Werk, dem größten saarländischen Industriebetrieb, während des Zweiten Weltkrieges zur Arbeit gezwungen wurde. Während des Krieges erreichte die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte knapp 6000 (davon ca. 1300 Kriegsgefangene) bei 14000 – 15000 Beschäftigten, wobei die größte Gruppe der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus der Sowjetunion und aus Frankreich stammt. Das Nähkästchen mit den wenigen persönlichen Gegenständen soll zum Nachdenken anregen:
Welche Gegenstände würde ich mitnehmen, wenn ich in ein fremdes Land übersiedeln muss? An was will ich mich in der Ferne erinnern? Welche Gegenstände kann ich überhaupt mitnehmen? In der Schule können zu diesem Thema Schülerinnen und Schüler der Oberstufe Erinnerungskisten herstellen, die diese Fragen aufgreifen und die wichtigsten Gegenstände jeden einzelnen Schülers beinhalten. 

Unter der Erde - Erde, Sand und Steine
Anna Teichrieb

Das Thema: Erde, Sand und Steine eröffnet Schülerinnen und Schüler bis zur 10. Klasse die Möglichkeit, im Zeitalter der Mediatisierung Naturmaterialien neu kennen zu lernen und haptische Erfahrungen zu sammeln. Die im Koffer enthaltenen Materialien können dazu genutzt werden, den Fragen der Materialität, Merkmale, Entstehung usw. von Erde, Sand und Steinen nachzugehen und diese für die künstlerische Umsetzung zu nutzen. So können im Kunstunterricht Malereien mit Erd- und Sandfarben zum Thema Bergbau oder Stahlerzeugung hergestellt werden. Künstler wie Andy Goldsworthy oder Anselm Kiefer, die mit den Naturmaterialien selber arbeiten, dienen als Inspiration für eigene Projekte im Freien. 

Im Schweiße Deines Angesichts -
Blutdiamanten in Sierra Leone
Alexander Hildebrand

Das Thema ist äußerst aktuell und schockierend, auch wenn ihm in den letzten Jahren weniger Aufmerksamkeit durch die Medien zuteil wurde. Zehntausende von Menschen wurden mutwillig und auf brutalste Weise verstümmelt, verschleppt oder vertrieben, zur Arbeit gezwungen oder umgebracht! Diamanten sind in den Augen vieler Menschen anscheinend doch mehr wert als Menschenleben und Schicksale ... oder wie können wir uns sonst unsere Gleichgültigkeit diesbezüglich erklären? 
Ein Brief schildert den Konflikt und wirft Fragen auf, die dem Leser als Ansätze für eigene Recherchen dienen können. Nicht jede Person ist emotional in der Lage sich ganz auf ein Thema solch grausamer Natur einzulassen. Daher wäre es fahrlässig, wenn nicht sogar brutal, keine Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen! Der an eine dritte, unbekannte Person adressierte Brief schafft Ebenen unterschiedlicher Intensität, die es dem Betrachter erlauben selbst zu entscheiden, wie nah er die Inhalte an sich heran lässt. 
 
Die Objekte und Fotos regen dazu an, die eigene Sicherheitszone zu verlassen und sich für das Thema zu öffnen, zwingen sich aber nicht auf. 
Der Koffer soll in erster Linie zum eigenständigen Nachforschen anregen, indem die Gegenstände im Zusammenhang mit dem vorgelesenen Brief Assoziationsketten im Betrachter initiieren, die dann in eigenverantwortlicher Arbeit fortgesetzt werden können.

Interkulturelles Miteinander in der Arbeitswelt der Werkstatt
Jascha Fickenscher

Dieses Projekt behandelt die Technik der Zeche und rückt die Arbeit in den Werkstätten in den Mittelpunkt. Dadurch erklärt sich auch die äußere Aufmachung als verrosteter Werkzeugkoffer der 60er Jahre. Im Inneren finden sich unter anderem verschiedene ausgewählte Werkzeuge und Maschinenteile, welche in ihrer Authentizität den Zeitgeist widerspiegeln und damit ein Grundinteresse wecken. Im thematischen Kontext der Metallverarbeitung und des Maschinenbaus sind kleine, einfach durchzuführende Arbeiten mit bebilderten Anleitungen vorbereitet. Schülerinnen und Schüler sind eingeladen, einmal selbst Werkzeuge in die Hand zu nehmen und ihre handwerklichen Kompetenzen zu erfahren. 
 
Ein weiteres Ziel des Projektes soll sein, Schülerinnen und Schülern eine praktische Handreichung zum Thema „Integration“ zu geben. Insbesondere Arbeiter polnischer und türkischer Herkunft stehen dabei im Mittelpunkt, die Begleitschrift ist mehrsprachig. Wesentliche Kernaussage des Projektes ist, dass gerade die Handhabung von Werkzeugen eine internationale Verständigung impliziert. In jedem Land der Welt erschließt sich etwa der Gebrauch eines Hammers durch dessen Form-Funktionsgesetz auf die gleiche Weise. 

Die Geschichte der Eisen- und Stahlindustrie
Franziska Rusch

»Kohle und Eisen beherrschen die Welt. Die Geschichte des Eisens ist die Geschichte unserer gewerblichen Entwicklung. Eisen vermittelt den Verkehr über Land und Meer, trägt des Menschen Wort blitzschnell in die weiteste Ferne, spinnt und webt das schützende Kleid, beackert die fruchtbare Erde, schneidet und mahlt das gereifte Korn, hebt und verarbeitet die unterirdischen Schätze, wird leider auch zur grausamsten Waffe, die in kürzester Zeit das zerstört, was rastloser Fleiß geschaffen.«
(Gemeinfassliche Darstellung des Eisenhüttenwesens, Hrg. Verein Deutscher Hüttenleute, 14. Auflg., 1937) (Buch liegt im Koffer bei.) 
Dieser Museumskoffer zeigt, die Geschichte der Völklinger Hütte und deren Roheisenproduktion. Dieser Koffer ist für den Schulunterricht in Klasse 5-13 einsetzbar. Durch verschiedene Spiele und authentische Materialien soll der Zugang für junge Menschen erleichtert werden. Der Koffer kann unterrichtsübergreifend verwendet werden, z.B. Geschichte, 10. Klasse, zum Thema Industrialisierung, oder Physik, Einführung in Rohstoffkunde.

Das Schicksal der ZwangsarbeiterInnen in der Völklinger Hütte
Christoph Paetzold

Kontakt: pchristo[at]mail.uni-paderborn.de

Der Museumskoffer „Das Schicksal der ZwangsarbeiterInnen in der Völklinger Hütte“ versucht das Leben von ZwangsarbeiterInnen in der Völklinger Hütte während des so genannten „Dritten Reichs“ plastisch vor Augen zu führen und dadurch ein Stück weit in Erinnerung zu rufen.

Dabei bietet der Koffer drei unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema, die je nach Zielgruppe und zur Verfügung stehender Zeit durchgeführt werden können: einen spontan-assoziativen, einen biographischen und einen auf den Entwurf eines Kunstwerks abzielenden Ansatz.1

Der Koffer ist in unterschiedlichen Altersgruppen einsetzbar;2 bei jüngeren Gruppen sollte allerdings aufgrund der Härte des Themas mit dem nötigen Fingerspitzengefühl vorgegangen werden. 
 

1. Zur Einführung:

Der Begriff „Erbe“ wird zunächst oft positiv assoziiert: Ein Erbe kann mit einem unverhofften Geldsegen oder einem neuen Besitz verbunden sein. Auch der Begriff „Welterbe“ steht zumeist in einem positiven Zusammenhang: Ein Kultur- oder Naturdenkmal wird als so herausragend angesehen, dass es in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wird.3 Dass aber mit einem Erbe Negatives verbunden sein kann, ja bei einer Welterbestätte auch die Schattenseiten der Geschichte zum Tragen kommen können, findet unter der glanzvollen Bezeichnung „Welterbe“ oft nur wenig Beachtung. Umso mehr war es mir ein Anliegen, bei einer Welterbestätte einmal die oft wenig bekannte negative Seite hervorzuheben, um damit in erster Linie eine meiner Ansicht nach beim Erben wichtige Eigenschaft herauszustellen: Erben hat mit der Übernahme von Verantwortung zu tun – den Generationen vor uns, unserer eigenen Generation, insbesondere aber auch den Generationen nach uns gegenüber!4

Dass meine Wahl auf das UNESCO-Welterbe Völklinger Hütte im Saarland fiel, hängt mit einer dortigen Ausstellung von Museumskoffern von Kunststudierenden der Universität Paderborn im Juni und Juli 2008 zusammen. Sie führte zu einer näheren Beschäftigung mit der Geschichte der Hütte und lenkte meinen Blick auf die Existenz von Zwangsarbeitern während des „Dritten Reichs“. Ihr Schicksal, das bisher nur wenig Beachtung fand, wie auch anhand der äußerst dünnen Quellenlage5 und dem Fehlen einer in irgendeiner Form gearteten Gedenkstätte deutlich wird,6 in Erinnerung zu rufen und SchülerInnen als „Erben“ dieses Weltkulturerbes anschaulich zu vermitteln, dazu möchte dieser Museumskoffer beitragen.

Grundsätzlich möchte ich noch anmerken, dass mir die Auseinandersetzung mit diesem Thema nicht leicht gefallen ist. Dabei spielten auf der einen Seite Überlegungen eine Rolle, inwieweit dieser Museumskoffer auch für untere Jahrgangsstufen der Sekundarstufe I oder Klassen in der Grundschule „zumutbar“ ist. Jede Lehrerin/jeder Lehrer, bei der/dem dieser Koffer im Unterricht zum Einsatz kommt, möge hier bitte selbst entscheiden und den Koffer dementsprechend einsetzen.

Kopfzerbrechen machte mir auf der anderen Seite jedoch auch, das Leben und Schicksal der ZwangsarbeiterInnen quasi dreidimensional zu übersetzen und plastisch erfahrbar zu machen. Mir stellte sich die Frage, inwieweit die Würde ehemaliger ZwangsarbeiterInnen verletzt wird, wenn ich Gegenstände im Koffer zum Beispiel als die ihrigen ausgebe. Ich tendiere in diesem Fall7 dahin, die Gegenstände nicht als Originale „zu verkaufen“, sondern nur als Repliken bzw. nicht aus Völklingen stammende Gegenstände,8 die auf das erlittene Schicksal der Zwangsarbeiter allenfalls verweisen, es jedoch niemals darstellen können. Der Betroffenheit der SchülerInnen wird dies keinen Abbruch tun, zumal sich darüber hinaus die Frage stellt, inwieweit überhaupt durch eine Täuschung eine Betroffenheit der SchülerInnen erreicht werden darf. Auf Dauer wird sich solch eine „Initiierung“ eher als schädlich erweisen – spätestens dann, wenn herauskommen sollte, dass es sich nicht um Originalgegenstände aus Völklingen handelt!

Des Weiteren empfand ich es als schwierig, Dinge aus dem Leben von ZwangsarbeiterInnen einfach nachzustellen.9 Ich habe versucht, hier behutsam vorzugehen. Die zeigt sich u. a. anhand des folgendes Beispiels: Bei der Darstellung der aufgrund der Materialknappheit mit Draht statt mit Garn geflickten Kleidung verwendete ich keine vollständige Kleidung, sondern nur Stoffresten, um das Flicken der Kleidung anzudeuten und allenfalls „nachvollziehbar“ zu machen, nicht aber „eins zu eins“ nachzuahmen. Einige mögen dieses Vorgehen als übertrieben abtun. Ich halte es trotz alledem für wichtig, sich hierüber Gedanken zu machen, um sich dieses Problems zumindest bewusst zu werden und den SchülerInnen bei Nachfrage Rede und Antwort stehen zu können.

2. Das methodische Vorgehen:

Der Museumskoffer bietet drei unterschiedliche Herangehensweisen, wie sich dem Thema der ZwangsarbeiterInnen auf der Völklinger Hütte genähert werden kann: einen spontan-assoziativen für einen Einstieg in das Thema, einen biographischen, der insbesondere auf das persönliche Schicksal der ZwangsarbeiterInnen aufmerksam machen soll, und einen künstlerisch-kreativen Ansatz, der auf eine eigene künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema abzielt.10

Im Folgenden möchte ich alle drei Herangehensweisen kurz vorstellen. Anzumerken bleibt jedoch, dass die drei Ansätze sowohl für sich als auch nacheinander erfolgen können. Die zweite dieser beiden Varianten bietet zweifelsohne den Vorteil, dass die einzelnen Herangehensweisen aufeinander aufbauen und so nach einem ersten assoziativen und einem vertiefend-biographischen Ansatz nach und nach eine Vertiefung in das Thema erfolgt, die schließlich bei der dritten und letzten Herangehensweise in einer eigenen künstlerischen Auseinandersetzung mündet.

Voraussetzung ist aber bei allen drei Ansätzen, dass nötige Hintergrundinformationen zur Völklinger Hütte, zum „Dritten Reich“ und zum Verlauf des Zweiten Weltkriegs wie auch zu den ZwangsarbeiterInnen gegeben werden. Dies macht deutlich: Der Koffer ist zwar ein „Handwerkszeug“, das im Unterricht eingesetzt, diesen aber nicht komplett ersetzen, sondern allenfalls Anregungen dazu bieten kann!

2.1 Der spontan-assoziative Ansatz:

Koffer haben die Eigenschaft, dass sie Gegenstände in sich bergen, die von außen nicht gesehen werden können. Das weckt Neugier, insbesondere wenn eine Lehrerin/ein Lehrer mit einem großen Koffer den Klassenraum betritt.11 Durch diese erzeugte Spannung werden die SchülerInnen dazu motiviert, den Inhalt des Koffers zu entdecken. Sie werden dabei auf eine Fülle von Gegenständen stoßen, die Fragen aufwerfen: Warum befinden sich Heu und so viele rostige Gegenstände im Koffer? Was hat es mit dem Holzpferd auf sich? Und welche Bedeutung hat das gelb-lila-farbene Abzeichen mit dem Buchstaben „P“? Diese und andere Frage können einen Leitfaden für das weitere Unterrichtsgeschehen bilden. Das Positive an dieser Methode ist es, dass es sich um die eigenen Fragen der SchülerInnen handelt, die sie selbst zum Weiterforschen animieren.

2.2 Der biographische Ansatz:

In einem der weißen Leinensäckchen finden sich Aufzeichnungen von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen über ihre Erlebnisse im Saarland. Mit Hilfe dieser Texte ist es den SchülerInnen möglich, „aus erster Hand“ über das Leben von ZwangsarbeiterInnen zu erfahren. Beigefügte Fotos können daraufhin näher erläutert und Zeitungsartikel sowie Bekanntmachungen aus damaliger Zeit kritisch hinterfragt und als Propaganda entlarvt werden.

Vor allem aber hauchen die Erlebnisberichte den Gegenständen im Koffer Leben ein: Es wird deutlich, mit welcher Bedeutung sie verbunden sind. Umgekehrt gewinnen durch die Gegenstände wiederum die Aufzeichnungen der ZwangsarbeiterInnen an „Plastizität“: Sie werden quasi greifbar bzw. haptisch erfahrbar und führen das Schicksal der einzelnen ArbeiterInnen lebendig vor Augen.

2.3 Der künstlerisch-kreative Ansatz:

Die Beschäftigung mit dem Leben der ZwangsarbeiterInnen soll in einer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema münden. Dabei muss nicht unbedingt auf die ZwangsarbeiterInnen in der Völklinger Hütte Bezug genommen werden. Vorstellbar wäre zum Beispiel auch eine künstlerische Arbeit über das Schicksal von ZwangsarbeiterInnen vor Ort in der eigenen Region.

Auch die künstlerische Form soll nicht näher bestimmt werden, um dem eigenen kreativen Prozess nicht einzuschränken. Ob nun Malerei, Fotografie, Film, Performance, Collage, Plastik usw., wichtig erscheint mir, die SchülerInnen in erster Linie auf ihrer Suche nach einem adäquaten künstlerischen Ausdrucksmittel zu unterstützen.12

3. Literaturangaben:

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3.1 Literatur über die ZwangsarbeiterInnen im Saarland:

  • Hans-Henning Krämer/Inge Plettenberg, Feind schafft mit. Ausländische Arbeitskräfte im Saarland während des Zweiten Weltkrieges, Ottweiler 1992.

  • Inge Plettenberg, „Freitod durch Sturz von einer Fichte“. Vom Leben und Sterben ausländischer Zwangsarbeiter in der Kriegswirtschaft, in: Klaus-Michael Mallmann/Gerhard Paul u. a. (Hrsg.), Richtig daheim waren wir nie. Entdeckungsreisen ins Saarrevier 1815-1955, Bonn 1995, 208-213.

  • Fabian Lemmes, Zwangsarbeit bei Röchling. Das Arbeitserziehungslager Etzenhofen, in: Saarbrücker Hefte 86 (2001), 24-31.

  • Hans-Henning Krämer, Fremdarbeiter im Saarland. Die Arbeits- und Lebensbedingungen ausländischer Arbeitskräfte während des Zweiten Weltkriegs, Diplomarbeit am Otto-Suhr-Institut des Fachbereichs Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin.

3.2 Literatur über die ZwangsarbeiterInnen in Westfalen:14

  • Franz-Josef Jakobi/Alfons Kenkmann (Hrsg.), Zwangsarbeit in Münster und Umgebung. 1939 bis 1945. Wahrnehmungen – Begegnungen – Verhaltensweisen, Münster 2003.

  • Christa Mertens, Zwangsarbeit in Paderborn. 1939 bis 1945, Paderborn 2005.

Anmerkungen

 

1Ich möchte anfügen, dass viele weitere Ansätze vorstellbar sind. Für diesbezügliche Anregungen bin ich sehr dankbar.

2Dass ich im nachfolgenden Text in Zusammenhang mit der Zielgruppe von SchülerInnen spreche, soll nicht den Eindruck erwecken, der vorliegende Koffer wäre nicht auch für Erwachsene von Interesse. Da ich selbst später jedoch als Lehrer tätig sein werde, wurde der Koffer in erster Linie für die Schule konzipiert.

3Die von der UNECO geführte Liste des Welterbes umfasst insgesamt 878 Denkmäler in 145 Ländern. Dabei handelt es sich um 679 Kultur- und 174 Naturdenkmäler. Weitere 25 Denkmäler gehören sowohl dem Kultur- als auch dem Naturerbe an. Diese Informationen sind der Internetseite der Deutschen UNESCO-Kommission unter „http://www.unesco.de/liste-welterbe.html“ entnommen.

4Dabei möchte ich den Bergriff Verantwortung nicht in Zusammenhang mit einer übertragenen Schuld verstanden wissen. Diese existiert meiner Ansicht nach nicht. Trotz alledem stehen wir in der Verantwortung sowohl den positiven als auch den negativen Taten der Generationen vor uns gegenüber. Diese Verantwortung lässt sich meiner Ansicht nach nicht leugnen, befinden wir uns ja nicht in einem „luftleeren Raum“, sondern müssen auch wir, ob wir nun wollen oder nicht, die Konsequenzen aus den Taten vorheriger Generationen ziehen.

5So stellen die Autoren des bisher einzigen Buches über Zwangsarbeiter in der Völklinger Hütte heraus, dass es sich bei Ihrem Werk nur um einen „ersten Schritt“ zu einer regionalbezogenen Aufarbeitung des Themas handelt. H.-H. Krämer/I. Plettenberg, Feind schafft mit. Ausländische Arbeitskräfte im Saarland während des Zweiten Weltkrieges, Ottweiler 1992, 14. Von einer nachfolgenden Arbeit ist mir aber nichts bekannt.

6In der Völklinger Hütte weist bisher weder eine Gedenkstätte noch eine -tafel auf das Schicksal der ZwangsarbeiterInnen hin. Nur an dem Ort, wo das ehemalige Erziehungslager Etzenhofen stand, befindet sich mit einer Tafel ein Hinweis auf die Existenz der ZwangsarbeiterInnen während des Zweiten Weltkriegs.

7Bei Koffern mit „harmloseren Themen“ mag anders entschieden werden. In diesem Fall halte ich es für entscheidend, nur von Repliken zu sprechen bzw. bei Nachfragen darauf hinzuweisen, dass es sich um solche handelt.

8Um ein Beispiel hierfür zu nennen: Bei dem dem Koffer ebenfalls beiliegenden Holzpferd würde ich erklären, dass es sich hierbei um ein Spielzeug handelt, das von meinem Großvater während seiner Kriegsgefangenschaft in einem Bergwerk in Frankreich geschaffen wurde, das aber den von den ZwangsarbeiterInnen in Völklingen hergestellten Spielzeugen durchaus entspricht.

9Fragen, die sich dahinter verbergen, sind etwa: Darf ich Gegenstände von ZwangsarbeiterInnen „fälschen“? Verletzt es nicht die Integrität dieser Opfer, wenn ich ihre Kleidung „nachmache“?

10Wie bereits weiter oben betont, möchte ich darauf hinweisen, dass der Koffer nicht streng auf diese drei Ansätze beschränkt bleiben muss, sondern je nach Zielgruppe und zur Verfügung stehender Zeit auch andere Herangehensweisen denkbar und möglich sind.

11Insofern mag es sich mitunter bei einigen Koffern anbieten, diese Neugier und Spannung zu nutzen, indem die Lehrerin/der Lehrer Vermutungen anstellen lässt, was sich in dem jeweiligen Koffer befindet. Bei dem von mir konzipierten Koffer erscheint mir diese Vorgehensweise allerdings ungeeignet.

12Mir selbst würde der Entwurf einer Gedenkstätte für die ZwangsarbeiterInnen vorschweben, da die Völklinger Hütte über keine verfügt. Dieses Thema verspricht auf der einen Seite eine intensive Beschäftigung mit der Gestaltung von Gedenkstätten sowie Formen des Erinnerns in unserer Gesellschaft und führt auf der anderen Seite zu einer tieferen Auseinandersetzung mit der Völklinger Hütte und dem mit diesem Ort verknüpften Schicksal der ZwangsarbeiterInnen.

13Diese Liste enthält nur diejenige Literatur, die dem Koffer auch beiliegt. Darüber hinaus gibt es natürlich viele weitere Werke, die über ZwangsarbeiterInnen während des „Dritten Reichs“ informieren, an dieser Stelle aber nicht genannt sind.

14Da der Koffer voraussichtlich im Raum Ostwestfalen-Lippe/Münsterland zum Einsatz kommt, habe ich dem Koffer Literatur aus dieser Region beigefügt, damit auch Informationen zum Schicksal der ZwangsarbeiterInnen vor Ort gegeben werden können.

Studierende präsentieren ihre Museumskoffer in der UNESCO-Welterbestätte Völklinger Hütte