2012 Rom: Mu­se­ums­kof­fer zum Welt­er­be Rom Kof­fer­kon­zep­te

Im Mittelpunkt des Museumskoffers steht die Rivalität der beiden Künstler Borromini (Francesco Castelli) und Gianlorenzo Bernini zur Zeit des Barocks in Rom. Über das Anknüpfen an die Rivalität wird die barocke Architektur und Malerei nähergebracht. In Bezug auf die Rivalität der beiden Künstler muss auf die Bedingungen der damaligen Zeit als Künstler eingegangen werden. Ihre Karriere und soziale Position hing maßstäblich von der Gunst anderer, also potenzieller Auftraggeber und Protektoren ab. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung und Hierarchie von Werkstätten und Bauhütten deutlich. Borromini, der als Assistent für Bernini arbeitete, war auch in dessen Bauhütte tätig und somit finanziell von Bernini abhängig. Eine wichtige Ursache für die Auseinandersetzung und Rivalität der beiden Künstler lag darin begründet, dass Bernini seinen Assistenten nur unverhältnismäßig entlohnte und zudem die architektonischen Leistungen Borrominis sich selbst zuschrieb und dafür soziales Prestige erlangte.

Um die Erfahrbarkeit des Barockhaften und der Rivalität der beiden Künstler näherzubringen, werden Objekte des Repräsentativen, der Anschaulichkeit und der haptischen Erfahrbarkeit in dem Museumskoffer integriert, wodurch zum einen der kulturelle Zeitgeist, zum anderen der Ästhetik-Begriff der damaligen Zeit deutlich wird.

von Anika Schediwy 

Die Geschichte des italienischen Faschismus und ihres bekanntesten Vertreters Benito Mussolini sind kein Thema mit dem man die Stadt Rom unmittelbar assoziiert. Vielmehr ist Rom für seine antiken Schätze und Bauten in der Welt berühmt. Dieser Museumskoffer soll einen kritischen Blick auf die Geschichte Roms ermöglichen. Er ist im Sinne der Welterbepädagogik auf den Lernpfad: Schattenseiten und den Lernpfad: Körper. Gesten und Inszenierungen (vgl. Ströter-Bender, 2004) ausgerichtet.

Zentrales Thema des Koffers ist die Person Mussolini selbst, die jedoch sehr eng mit der Geschichte Roms verknüpft ist. Es soll kurz eine Idee gegeben werden, wie der Koffer erkundet werden kann. Nach dem Aufklappen schaut man zunächst auf die Zeichnung eines ernsten, selbstbewusst wirkenden Mannes mit einer prunkvollen Militärmütze. Daneben steht „das Dritte Rom”. Was ist das Dritte Rom eigentlich? Hieß es in Deutschland nicht das „Dritte Reich”? Man findet dann wahrscheinlich alte Bilder von monumentalen Bauten: Vielleicht wundert man sich, welche Architektur es außer dem Kolosseum noch in Rom gibt, die man gar nicht aus der Urlaubswerbung kennt. Was hat Mussolini mit diesen Bauten zu tun? Man könnte sein privates Fotoalbum finden und versuchen sich ein Bild von ihm zu machen: Mussolini bei seiner Kommunion, Mussolini mit seiner Frau und den Kindern im Badeurlaub, Mussolini fröhlich bei einer Rundfahrt durch München mit Hitler usw. Interessant ist das Fotoalbum auch, um im Punkt Gesten und InszenierungenBeobachtungen zu machen. Man findet zudem schwarze Lederhandschuhe - vielleicht Mussolinis? Dann ein schwarzes Hemd. Ein Betrachter, der etwas Geduld hat, wird bald einen kleinen Haufen alter Buchseiten finden, die ihn verstehen lassen, was „Schwarzhemden” sind.

Der Betrachter kann durch den Koffer auf vieles mehr gestoßen werden. Das Thema „Propaganda und Ideologie“ wird von den Gegenständen im Koffer unter verschiedenen Aspekten betrachtet. Die Komplexität der Rom-Mussolini-Faschismus-Thematik kann kaum ganzheitlich in einem Koffer erfasst werden. Doch der Betrachter kommt, so wäre es ideal, mit Gegenständen in Berührung, die ihn für das Thema sensibel machen und taucht aspektbezogen in die Problematik ein. Zur Anwendung in der Schule ist hinzuzufügen, dass der Koffer eher für ältere Jahrgangsstufen gedacht ist, die sich in ihrer Schullaufbahn schon mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg beschäftigt haben. Er kann im Kunstunterricht zum Beispiel als Einstieg für eine Unterrichtsreihe benutzt werden, in der die Jugendlichen an eigenen Museumskoffern arbeiten, die sich inhaltlich am Kunstlehrplan orientieren oder eine fächerübergreifende Zusammenarbeit ermöglichen. Dabei stehen in den praktischen Unterrichtsstunden die Techniken im Vordergrund, mit denen man historisches Material nachstellen kann: Wie können wir Papiere und Gegenstände altern lassen? Wie ahmen wir Plakate, Fotos, Kleidung und Ähnliches nach? Beispiele dazu lassen sich im beschriebenen Koffer finden.

Museumskoffer von: Alina Meiwes

Thema: Welterbe Rom. Künstlerische Projekte in der World Heritage Education.

Meinen Museumskoffer zu Angelika Kauffmann und ihrer Verbindung zu Goethe und zu Rom möchte ich anhand der Acht Lernpfade vorstellen und die Auswahl der Materialien ebenfalls damit begründen.

1) Im ersten Lernpfad „Annäherung durch Wissen“ geht es darum das grundlegende Basiswissen zu vermitteln, das als Voraussetzung für die tiefere Beschäftigung mit diesem Thema wichtig ist. (Vgl.: Ströter-Bender: Lebensräume von Kunst und Wissen. S. 18.) Um also ein Grundwissen über Angelika Kauffmann, ihren Lebensweg, ihren Beruf und ihre Kontakte zu bekommen, habe ich eine Art Steckbrief angelegt. Darauf können die Schüler/ innen in aller Kürze einen gesamten Überblick bekommen und lesen, wer sie ist, wo sie herkommt und wer ihre Eltern waren, was sie gemacht und was sie bewegt hat, mit wem sie in Kontakt stand, wohin sie gereist ist und wo man heute noch weitere Informationen über sie bekommen kann. Auf dem Steckbrief ist außerdem ganz typisch ein Foto abgebildet, oder besser gesagt, eine Kopie eines Selbstbildnisses, mit dessen Hilfe sich die Schüler/ innen allmählich ihrem künstlerischen Werdegang nähern können.

2) Der zweite Lernpfad konzentriert sich auf das Zusammenspiel von Immateriellem und Materiellem. (Vgl.: Ströter-Bender: Lebensräume von Kunst und Wissen. S. 18.)Mittels des zweiten Lernpfades möchte ich mit den Schüler/ innen erkunden, was überhaupt materiell und immateriell sein kann. Bezogen auf die Biografie und das Schaffen der Angelika Kauffmann, soll hier ein Bezug zwischen Original und Abbildung dargestellt und damit die Frage diskutiert werden, ob sich so auch ein Zusammenhang zu Materiellem und Immateriellem herstellen lässt bzw. inwiefern diese beiden Bereiche verwoben sind. Dabei möchte ich so vorgehen, dass ein materieller Gegenstand, sei es nun eine Obstschale oder aber eine Person, malerisch/ zeichnerisch von den Schüler/ innen kopiert wird. Diese Bilder sollen dann wiederum von ihnen abfotografiert und entwickelt werden. Diese entwickelten Fotos sollen dann erneut abfotografiert und digitalisiert werden. Auf diese Art und Weise sollen sich die Schüler/ innen sich fragen, ob und inwiefern dieoriginale Materialität verloren geht und inwiefern vielleicht eine neue entsteht. Darüber hinaus sollen sie sich der Frage widmen, welche immateriellen Empfindungen, Gefühle, Bezüge, Veränderungen usw. sie eventuell im Prozess des Kopierens erlebt haben und ob so gesehenen Materielles und Immaterielles nicht immer auch einen Zusammenhang bilden bzw. ohne einander möglicherweise nicht existieren können.

Im Koffer befindet sich als Hinweis auf diese Aufgabe anstelle eine Büste oder ähnlichem ein kleines Holzmännchen, die zeichnerische Umsetzung dieses Männchens, ein Foto der Zeichnung, so wie ein Datenträger mit dem Foto der Zeichnung des Holzmännchens.

3) Der dritte Lernpfad betont die Begegnung mit dem Unbekannten, Ungewohntem und Andersartigem. (Vgl.: Ströter-Bender: Lebensräume von Kunst und Wissen. S. 19.) Unter diesem Gesichtspunkt bietet es sich an, das Thema „Reisen“ als einen wichtigen Bestandteil des Lebens der Angelika Kauffmann an die Schüler/ innen heranzuführen. Hierzu sollen „alt-gestaltete“ Landkarten dienen, die in dem Koffer zu finden sind. Anhand derer können die vielen Stationen der Künstlerin abgelesen werden, so zum Beispiel auch der Ort, an dem sie gestorben ist, nämlich Rom. Die Kinder und Jugendlichen können an dieser Stelle Forschung darüber betreiben, was einen (sicheren) Ort ausmacht und was passiert, wenn man diesen Ort verlässt/ verlassen muss und in eine unbekannte Gegend zieht. Fragen wie „Was macht Heimat aus?“, „Wodurch ist Fremde gekennzeichnet?“, „Welche Unterschiede gab/ gibt es zwischen den Ländern?“, „Wo fühlt man sich wohl?“, „Warum ist etwas befremdlich?“ usw. wären hier denkbar und sollen im Plenum besprochen werden. Auch ist es so möglich Schüler/ innen aus anderen Ländern gut zu integrieren, weil gerade diese viel zu erzählen haben und möglicherweise ähnliche Beweggründe hatten (bzw. ihre Eltern) den ursprünglichen Wohnort zu verlassen.

4) Beim vierten Lernpfad soll das Alltagsleben einen Zugang zum Unterrichtsgegenstand ebnen. Da in diesem Fall auch vom Gebrauch der Dinge die Rede ist, sollen nun die typischen Malutensilien unter die Lupe genommen werden. (Vgl.: Ströter-Bender: Lebensräume von Kunst und Wissen. S. 19.)Der Alltag der Angelika Kauffmann bestand sicherlich zu einem großen Teil aus ihrer

künstlerischen Tätigkeit. Deshalb hatte sie alltäglich mit ganz bestimmten Materialien zu tun, wie unterschiedlichen Pinseln und Farben. Die Schüler/ innen sollen hier an die Dinge herangeführt werden, die für die Künstlerin sicherlich ganz selbstverständlich, eben alltäglich waren. Sie sollen unterschiedlich dicke, harte und weiche Pinsel, die unterschiedlichen Untergründe, wie Stein, Leinwand, verschiedene Papiere, auf denen gemalt werden kann kennenlernen und natürlich die Farben, ihre Bestandteile und ihre Vielfalt, sowie Möglichkeiten eigene Farben aus den Grundfarben zu mischen erkunden. Hierzu befindet sich im Museumskoffer ein Wasserfarbkasten, anhand dessen einige Mischtechniken gezeigt werden können, so wie eine kleine Auswahl an Öl- und Acrylfarben, ferner ebenso ein paar Materialproben und unterschiedliche Pinsel. So können sich die Schüler/ innen selbst darin erproben, was für die Künstlerin Alltag war.

5) Dieser Lernpfad bietet eine Annäherung zum Lerngegenstand durch „Körper, Gesten und Inszenierungen“. (Vgl.: Ströter-Bender: Lebensräume von Kunst und Wissen. S. 19.) An dieser Stelle könnten einige Gemälde genauer untersucht werden, die Angelika Kauffmann gemalt hat. Insbesondere kann hier auf das Portrait Goethes eingegangen werden, auf dem ihm die Künstlerin besonders weiche Gesichtszüge verliehen hat. Dieses Abbild seiner selbst soll Goethe nämlich gar nicht gemocht haben, denn er sah sich lieber als markanten Mann mit kräftigeren Gesichtszügen dargestellt.

Eine Kopie dieses Portraits Goethes befindet sich schließlich im Museumskoffer und kann für die entsprechende Diskussion um „Körper, Gesten und (hier vor allem) Inszenierungen“ herangezogen werden. Selbstverständlich ist auch ein Bezug zu heutigen Inszenierungen der eigenen Person und der Frage „Wie möchte ich mich darstellen/ von anderen gesehen werden?“, beispielsweise in facebook, denkbar.

6) Im sechsten Lernpfad werden schließlich die Schattenseiten untersucht und zum Verständnis des Themas hilfestellend herangezogen. (Vgl.: Ströter-Bender: Lebensräume von Kunst und Wissen. S. 19.)Schattenseiten gibt es wohl in jeder Biografie, doch könnte hier speziell auf das Leben einer Frau zu Zeiten der Angelika Kauffmann eingegangen werden und welche Vor- und Nachteile die Künstlerin möglicherweise gegenüber ihrer Zeitgenossinnen hatte. Hierbeikönnte ihr Werdegang mit dem einer Frau verglichen werden, welcher typischer für diese Zeit war. Dafür findet man im Koffer wiederum unausgefüllte Lebensläufe/ Tagebücher etc., die die Kinder und Jugendlichen mittels Internetrecherche ausfüllen und mit der Biografie Kauffmanns vergleichen sollen.

Auch das Verhältnis zum Vater könnte an dieser Stelle mit der Frage nach ihrem eigenen Werdegang (Ausbildung, Perfektion ihrer Arbeit, Tod der Mutter, Sohn-Ersatz, „In die Fußstapfen treten“) kritisch diskutiert werden. Dazu kann eventuell das Bild dienen, welches sie in ihrer Auseinandersetzung mit der Berufswahl zeigt. Darauf hat sie sich porträtiert, wie sie vor der Entscheidung steht, sich auf die Kunst oder eher auf die Musik konzentrieren zu müssen. Im Koffer ist daher auch eine Kopie dieses Werkes zu finden, mit dessen Hilfe die Schüler/ innen Überlegungen darüber anstellen sollen, ob das Aufgeben der Musik vielleicht als eine Schattenseite ihres Lebens ausgelegt werden kann.

7) Beim siebten Lernpfad soll nun eine Kultur des Erinnerns hergestellt werden, wobei auch das Weitergeben von Erinnerungen mit inbegriffen ist. (Vgl.: Ströter-Bender: Lebensräume von Kunst und Wissen.S. 19.) Um nachforschen zu können, inwiefern und wie überhaupt man sich heute an diese Künstlerin erinnern möchte, müssen die Schüler/ innen selbst aktiv werden und mithilfe eines vorgefertigten Würfelsets eine fiktive Biografie über die Person Angelika Kauffmann schreiben. Dabei befindet sich auf jeder Würfelseite ein anderes Wort - das kann der Name eines Wegbegleiters sein, der eines Familienmitgliedes, Förderers, Neiders, Liebhabers usw. oder der Name eines Ortes, an dem sie gelebt oder gearbeitet hat, aber auch Hinweise auf die geschichtlich-zeitlichen Umstände, sowie Jahreszahlen etc. können sich auf den Würfeln befinden. Jede/ r Schüler/ in soll fünf mal würfeln und aus den jeweiligen Ergebnissen eine verdichtete Geschichte schreiben. Gerne sollen sie dabei weitere Figuren, Orte, Ereignisse hinzu fantasieren, die sich möglicherweise zugetragen haben könnten und die sie für die Gestaltung ihrer „Lieblingsbiografie“ brauchen.Am Ende sollen all ihre Geschichten um Angelika Kauffmann zusammengetragen und vorgestellt werden. Dabei ist seitens der Lehrkraft besonderes Augenmerk darauf zu legen, welche Schwerpunkte die einzelnen Schüler/ innen in ihren Geschichten gesetzt haben. Diesbezüglich kann erstens darauf geachtet werden, auf welchen der fünf Würfelergebnisse sie sich besonders konzentriert oder welchen Punkt sie eher vernachlässigt haben (und warum) und zweitens darauf, welche zusätzlichen möglichen Ereignisse sie ihrer Biografie

hinzugefügt haben. So kann schließlich eine Diskussion darüber entstehen, woran sie die potenziellen Leser/ innen erinnern wollten und in welchem Licht sie die Künstlerin generell gerne dargestellt sehen möchten.
Bei älteren Schüler/ innen kann in diesem Zusammenhang noch der Hinweis auf frühere und aktuelle geschichtliche Entwicklungen erfolgen und diesbezüglich darüber gesprochen werden an welche Punkte man zu welcher Zeit und aus welchen Gründen besonders gerne erinnert möchte und welches Potenzial eine Biografie wie die der Angelika Kauffmann bietet um neue und alte Rollentypen, Verhaltensweisen, Berufe, und Klischés (und dergleichen) zu analysieren.

8) Der achte und damit letzte Lernpfad beinhaltet die Idee des Erbens und Bewahrens. (Vgl.: Ströter-Bender: Lebensräume von Kunst und Wissen. S. 19.) Hier können die Schüler /innen auf Spurensuche gehen und ihre Errungenschaften an einem dafür ausgewählten Platz bewahren.
Anregungen für ihre Nachforschungen und spätere eigene Sammlung finden sie in dem schwarzen Kästchen, welches sich im Koffer befindet und bereits einige mögliche Fragmente aus dem Lebens der Künstlerin enthält. So besteht der Inhalt des Kästchens aus einem fiktiven Liebesbrief ohne Absender, einem Medaillon mit einem unbekannten Gesicht, irgendeinem Geschenk, einem möglichem Mitbringsel aus einem Land/ einer Stadt, einem vertrauten Alltagsgegenstand, einem Kleidungsstück, einem unfertigen Selbstportrait und dergleichen mehr.All diese kleinen Gegenstände sollen die Kinder und Jugendlichen schließlich ergänzen, bzw. ihren Ursprung erkunden und die so vervollständigten und weitergeführten Errungenschaften als eine Sammlung wichtiger Erbstücke an einem selbst gewählten Ort aufbewahren. Dabei sollen sie außerdem die Wahl dieses Ortes begründen und erklären, warum dieser privat oder öffentlich ist, inwiefern er das Fundstück vor dem Zerfall schützt, und wie mögliche Nachfahren die Schätze an diesem Ort finden und weitergeben können. 

Thema und Zielgruppe

Dieser Museumskoffer soll Schülerinnen und Schülern, Rominteressierten und forschungsfreudigen Menschen die Möglichkeit bieten, die Gründungslegende Roms kennenzulernen und sie anhand ihrer verschiedenen Facetten zu begreifen.
Orientiert an den acht Lernpfaden zum Kulturerbe eignet sich dieser Koffer besonders für den Einsatz im Kunstunterricht der Sekundarstufe I. Aber auch relevante Aspekte für den Geschichts-, Literatur- und Mathematikunterricht finden sich in diesem Koffer wieder. Didaktische Kommentare und ästhetische Zugänge dienen zur Orientierung und können als Anregung genutzt werden. Des weiteren befindet sich zu jedem hier behandelten Thema eine Erläuterung der jeweiligen Station.

Aufbau des Koffers

Die Geschichte der Zwillinge Romulus und Remus bietet eine Vielzahl an Facetten, welche hier in verschiedenster Art und Weise behandelt werden können. Eine kurze Erläuterung der einzelnen behandelten Aspekte soll einen Überblick darüber geben, in welchen Bereichen man diesen Koffer einsetzten kann.

Im Deckel des Koffers findet man die Gründungslegende in geschriebener Form (1), aber auch anhand eines Hörbuches (2) kann die Geschichte kennengelernt werden.
Viele der einzelnen Kapitel der Legende findet man bei den Schattenspielfiguren wieder (3), mit denen diese nacherzählt werden kann.

Die Mutter von Romulus und Remus war Rhea Silva, eine Vestalin. Was eine Vestalin war kann man in dem „Buch der Vestalinnen“ herausfinden (4). Der ästhetische Zugang dieses Themas durch Arbeiten mit Modelliermasse (5) bildet einen weiteren Aspekt.

Ausgesetzt in einem Weidenkörbchen sollten die Zwillinge ihren Tod finden. Eine Anleitung zum Peddigrohrflechten befindet sich an der entsprechenden Station (6).

Die Grisailletechnik ist eine spannende Maltechnik, welche leicht zu lernen ist und Schritt für Schritt erklärt wird. Motiv hierfür ist in diesem Koffer die säugende Wölfin (7).

Der Städtebau Roms kann mit Hilfe der Säulenkunst (8) nachvollzogen werden.

Eine Art Memoryspiel bietet das Vogelorakel (9), wobei man verschiedenste Gemälde, welche Vögel thematisieren, kennenlernen kann.

Der Raub der Sabinerinnen bildet den letzten hier behandelten Aspekt. Dieses Thema wurde häufig in der Kunst rezipiert und findet sich daher im Koffer wieder. Einen Schwank in vier Akten über den Raub der Sabinerinnen eignet sich fächerübergreifend auch für den Literaturunterricht (10). 

Mein Museumskoffer beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Künstler Woldemar Winkler. Seine Biografie bzw. sein aufregendes Leben, sowie sein künst- lerisches Schaffen sollen deutlich gemacht werden.

Woldemar Winkler wurde am 17. Juni 1902 in Mügeln (heute Heidenau) geboren. Er gilt als Surrealist der alten Generation. Seine Werke wurden vielfach ausgestellt, auch wenn seine Anfangsphase nicht ganz leicht war und die Ausstellungen zuerst ausblieben, was u. a. an dem Einfluss der Nationalsozialisten lag. Er verwendete vielseitiges Material und formte aus zufälligen Dingen ein Gesamtbild. Er integrierte z.B. Zeitungspapier, Eierkartons, Tortenuntersetzer, gebrauchte Kaffeefilter, Eisen- stücke oder Holz in seiner Malerei. Winkler war das ganze 20. Jahrhundert tätig und starb am 30. September 2004 mit 102 Jahren in seinem Haus in Niehorst.

Dieser Museumskoffer soll den Schülerinnen und Schülern durch die Lernerfahrung mit mehreren Sinnen, die Biografie des Künstlers, seine künstlerische Tätigkeit und die Geschichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg, näher bringen. Dem entsprechend bieten sich viele Lernpfade an. Ich möchte zwei Lernpfade vorstellen, die sich besonders gut eignen, auch wenn andere sicherlich ebenfalls möglich sind. Ich beginne mit dem Lernpfad „Annährung durch Wissen“. Dabei können die Biografie und die wichtigsten Ereignisse, wie der 2. Weltkrieg inklusiver Kriegsgefangenschaft anhand charakteristischer Gegen- stände erforscht werden. Ich habe beispielsweise eine originale Gasmaske oder eine norwegische Flagge dem Koffer beigefügt. Auch aus den alten Fotografien sind das Ausmaß des Krieges und die Zerstörung Dresdens, bei der auch Winklers Atelier und Wohnhaus betroffen waren, zu erkennen. Um noch genauere Details zu erfahren habe ich ein Interview mit Winklers Sohn geführt und es gibt die Möglichkeit ein Video über den Künstler anzuschauen. Das Interview kann auch sehr gut fächerübergreifend eingesetzt werden, genau wie das selbstgebaute Wasserrad im Deckel, welches für die Zeit des Künstlers in Málaga steht.

Als nächstes möchte ich den Lernpfad „Kunsträume. Immateriell und Materiell“ auf meinen Koffer beziehen. Denn auch die Vermittlung der künstlerischen Arbeit ist mir sehr wichtig. Dafür habe ich verschiedene Materialien, wie oben schon angeführt in den Koffer integriert. Ich möchte den SuS verdeutlichen, wie man einfache Alltagsgegenstände in Werke einarbeiten kann. Man muss nur seine Umwelt mit offenen Augen wahrnehmen. Um Winklers Arbeitsweise noch mehr zu verdeutlichen, habe ich Gemälde von ihm in Form von Postkarten in den Koffer gelegt, genau wie ein Buch, verschiedene Broschüren über ihn und eine Leinwand, die ich umgedreht habe, um diese als Schaukasten zu benutzen, was eine beliebte Technik des Künstlers gewesen ist. Ich hoffe die SuS bekommen einen guten Eindruck über die Person Woldemar Winkler und können sich einiges an Techniken aneignen. 

Museumskoffer zu Romulus und Remus, dem Gründungsmythos Roms

Im geschlossenen Zustand erinnert die Holzkiste an eine Schatztruhe. Holzwurmlöcher, rostige Beschläge und das massive dunkle Holz mit Rissen zeugen von dem Alter der Kiste. Es wird Raum für eigene Phantasien gelassen und Neugier geweckt, was sich in der Kiste befinden könnte. Ein Piratenschatz? Geheimnisvolle Dokumente? Oder vergessene Alltagsgegenstände aus vergangenen Zeiten? Einen Hinweis gibt eine kleine Amphore aus Ton, die an einer Schnur aus Bast mit einen Feigenblatt aus dem Koffer hängt. Das Tongefäß mit den zwei Henkeln wurde in der Antike zum Transport und zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten, wie Wein oder Olivenöl verwendet. Es verweist auf das Zeitalter und die Kultur, mit der der Kofferinhalt zu tun hat.

Wenn die Kiste nun geöffnet wird, findet der Betrachter einen geflochtenen Korb mit Romulus und Remus als Stoffpuppen unter dem Zweig eines Feigenbaumes und mit Sumpfgras umgeben. So macht er die gleiche Entdeckung wie die Wölfin in der Sage und weiß wahrscheinlich zu Anfang ebenfalls wie die Wölfin nicht, welche Bedeutung die kleinen Zwillinge haben. Durch die Entdeckung des Weidenkorbs wird man selbst zum Akteur. Man kann dabei die Elemente der Sage selbst in der Hand halten, berühren und anordnen. An der Handpuppe können das weiche Fell und die spitzen Zähne der Wölfin ertastet werden, am Mosaik die unterschiedlichen Oberflächen von glattem Glas und rauem Gips und beim Ausrollen der Sage, ist das Knistern des gealterten Papiers zu hören. So werden unterschiedliche Sinne angesprochen und jeder kann einen eigenen Zugang zu den Gegenständen finden.

Jedes einzelne Teil gibt einen weiteren Hinweis, so dass die Sammlung zusammen ein ganzes Bild ergibt. Das Mosaik zeigt den Zusammenhang zwischen der Wölfin und den Zwillingen und die Landkarte zeigt den Ort der Szene: Rom. Das alte Dokument erzählt die ganze Geschichte, von der Herkunft Romulus‘ und Remus‘, von den Göttern, die bei der Sage eine Rolle spielen, über den Brudermord an Remus und bis hin zur Gründung und den ersten Jahren Roms. Ergänzend illustrieren die Reproduktionen einiger Bilder von Rubens, Gauffier und Cortona wichtige Szenen der Sage. Der Linolschnitt zeigt die berühmte Statue der kapitolinischen Wölfin. Weiterführende Informationen, die über die Sage hinaus gehen, sind in dem Buch zu finden, das die wichtigsten Bauwerke Roms in ihrem ursprünglichen und heutigen Zustand zeigt. Zur spielerischen Annäherung an Rom ist ebenso ein Rom-Quartett zu finden. Weiterhin ermöglicht die Handpuppe verschiedene Zugangsweisen. So kann die Sage zum Beispiel aus der Sicht der Wölfin erzählt werden, so dass sie einen durch den Koffer führt. Eine andere Möglichkeit der Kreativität bieten eigene praktische Arbeiten. Im Koffer befinden sich mehrere Sachen, die jeder leicht herstellen kann, wie zum Beispiel einen eigenen geflochtenen Korb, ein Mosaik oder einen Linolschnitt.

Kofferinhalt

Sage Romulus und Remus1

Bilder:

 

  • Peter Paul Rubens: Mars et Rhea Silvia2
  • Louis Gauffier: Romulus and Remus3
  • Pietro da Cortona: Faustulus findet Romulus und Remus4
  • Peter Paul Rubens: Romolo e Remo5
  • Briefmarke6
  • Korb mit Puppen, Handpuppe Wölfin
  • Sumpfgras und Feigenzweig
  • Mosaik, Linolschnitt, Landkarte
  • Kartenspiel

Buch mit CD-Rom: R.A. Staccioli: Rom. Die Monumente einst und jetzt.

  • 1http://gutenberg.spiegel.de/buch/29/1 (15.03.2013)
  • 2http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rubens_-_Mars_et_Rhea_Silvia.jpg (15.03.2013)
  • 3http://www.culture.gouv.fr/lumiere/documents/files/oeuvres/Gauffier.gif (15.03.2013)
  • 4http://picture.yatego.com/images/4cdc1c666d0e95.3/big_41_00180411-kqh/faustulus-findet-romulus-und-remus-71-x-67-kuns---.jpg (15.03.2013)
  • 5http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f5/Romolo_e_remo.jpg (15.03.2013)
  • 6http://us.123rf.com/400wm/400/400/rook76/rook761206/rook76120600440/13981567-italy--circa-1944-stamp-printed-by-italy-shows-wolf-suckling-romulus-and-remus-circa-1944.jpg (15.03.2013)

Das Rom der 1950er Jahre als Schauplatz für den Film „Ein Herz und eine Krone“ (1953)

 

„Ein Herz und eine Krone“ (Originaltitel: Roman Holiday) ist eine romantische Komödie aus dem Jahr 1953 und der wohl bekannteste in Rom gedrehte Film. Die junge Prinzessin Ann (Audrey Hepburn) reißt aus dem Palazzo Barberini aus und trifft auf den Reporter Joe Bradley (Gregory Peck), der ihr inkognito die interessantesten Schauplätze in Rom zeigt. Um dies zu veranschaulichen habe ich in meinen Kofferdeckel eine Stadtkarte von Rom eingeklebt, in der ich die verschiedenen Stationen der gemeinsamen Tour eingezeichnet habe, um sich besser vorstellen zu können, wo sich die beiden Charaktere zu den jeweiligen Szenen im Film befinden. Um eine deutliche Verbindung zu dem Film zu schaffen, habe ich verschiedene Filmstills zu den jeweiligen Szenen an den genannten Schauplätzen als Polaroids am Rand der Stadtkarte befestigt.

Ich habe mich dazu entschieden, diesen Film als Hauptthema meines Museumskoffers zu wählen, da mich der Charme der verschiedenen Drehorte in Rom sehr fasziniert hat. Leider sehen einige dieser Orte durch das Geschäft mit dem Tourismus heutzutage sehr verändert aus und haben ihren Charme verloren. Mein Ziel ist es, durch diesen Museumskoffer ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie das Rom der 1950er Jahre ausgesehen hat. Dies soll anhand des Films verdeutlicht werden, der als DVD im Koffer zu finden ist, und auch im Unterricht angesehen werden kann. Besonders interessant ist es auch, die Unterschiede vom heutigen Rom zu dem von damals zu sehen. Zu diesem Zweck ist ein Bildband im Koffer, der Schwarzweißfotografien vom Rom der 1950er Jahre enthält und zusätzlich zu den Filmstills und den Gegenständen im Museumskoffer den Schülern und Schülerinnen hilft, ein eigenes Bild vom alten Rom der 1950er Jahre zu konstruieren. Ebenfalls könnte dieser Koffer ein Anlass sein, die Schüler und Schülerinnen für die Technik des Mappings zu begeistern oder für ästhetische Forschungen zu bestimmten Themenbereichen.