Seit einigen Tagen bin ich in Köln, aber die letzten vier Monate habe ich in Italien, in Gricigliana bei Prato verbracht, von da möchte ich berichten.
Vier Monate war ich noch nie am Stück in meiner zweiten Heimat. In den letzten Jahren war das Leben ein 'Galopp', viele Reisen, ein Projekt nach dem anderen, immer unterwegs zwischen Köln, der Nordtoskana und den Ausstellungsorten.
Mein letzter Aufbau in Mailand, in der Kirche und Galerie San Fedele Ende Februar, wurde von den 'Corona'-Ereignissen jäh unterbrochen. Damals hatte man noch überhaupt nichts kapiert. Ich erinnere mich, dass ich mit dem Pater vereinbarte, die Eröffnung zwei Wochen später zu machen- seitdem hängt die Hälfte der Ausstellung in dunklen Räumen. Anfang Oktober sollen die Fäden wieder aufgenommen werden.
In den darauf folgenden Monaten: Ruhiges Arbeiten im Atelier und ein sehr schwieriger Endspurt für meine Monografie, die im Mai erscheinen sollte. Nach einer Phase der Verwirrung haben wir die Kurve bekommen und konnten die Arbeit wieder aufnehmen, auch wenn sehr viel umständlicher als unter normalen Bedingungen. Am Ende war es ein Glück, hart abgebremst nochmal in das Buch hineinzutauchen und ich bin mir sicher, dass es anders- weniger stimmig- geworden wäre ohne diese seltsame Phase der stehengebliebenen Zeit.
Jeder Morgen war gleich, die Tage flossen dahin. Am Ort sein, schauen, hören, Veränderungen wahrnehmen- die Bewegungen in den Pflanzen im unglaublich kraftvollen Frühling und das Trocknen der Tusche auf dem Papier. Es war dieser intensive Moment, sich ohne eine Idee von 'Zukunft' im Raum zu bewegen.