Si­lo­ge­sprä­che: Prof. Dr. Ste­fa­nie Bürkle (Ber­lin)

Die „Silogespräche“ des Fachs Kunst zum Thema „Der Besuch im Atelier des 21. Jahrhunderts“ starten am 10. November um 16 Uhr als Online-Veranstaltung. Zu Gast ist Prof. Dr. Stefanie Bürkle, Künstlerin und Professorin für Bildende Kunst an der TU Berlin.

Im Gespräch mit Prof. Dr. Sabiene Autsch und Studierenden des kunstwissenschaftlichen Seminars „Der Besuch im Atelier“ erörtert Stefanie Bürkle die prinzipielle Vergleichbarkeit von Atelier- und Laborräumen, die sie im Rahmen ihres Kunst- und Forschungsprojekts „Labor und Atelier, Werkstätten des Wissens“ zwei Jahre lang untersuchte. Mit analogen Großbild- und Mittelformatkameras besuchte sie rund 30 Berliner Künstlerateliers und naturwissenschaftliche Forschungseinrichtungen. Ihre fotografischen Raumporträts, menschenleer, zugleich aber angefüllt mit diversen Materialien, Dingen, Werkzeugen, Tischen und Regalen, fokussieren produktions- und raumspezifische Verbindungen zwischen Atelier und Labor.

Doch: was ist was? Unsere Zuschreibungen und Vorstellungen von Atelier (= Unordnung und Improvisiertes) und Labor (= Geplantes und Strukturiertes) geraten beim Betrachten der nebeneinander beziehungsweise gegenüber positionierten Arbeiten im gleichnamigen Bildband oder der wohlkalkulierten Ausstellungshängungen komplett durcheinander. Und so stellt sich beim Betrachten schnell eine Art Suchbildmentalität ein: Ist das jetzt das Atelier eine*r Künstler*in? Oder ein wissenschaftliches Labor? Was findet man auf Bild 1, was auf Bild 2 nicht zu finden ist?

Während Atelier und Labor, Denken und Schaffen durch die Gegenüberstellung in den direkten Vergleich geraten und so das Experimentelle und Prozesshafte für beide Räume sichtbar machen, ist es für die Betrachter*innen gleichzeitig zunehmend unmöglich, die institutionell verschiedenen Architekturen und die jeweiligen Ausprägungen von prozessual-ergebnisoffener  und strukturierter Denk- und Wissensproduktion auseinander zu halten. Atelier und Labor als „moderne Wunderkammern“, zu denen der Zutritt oftmals gar nicht möglich ist, vieles ungesehen und nahezu geheimnisvoll abläuft, werden durch die fotografisch-dokumentarische Praxis einerseits in ihrer Fremdheit und Wundersamkeit geradezu entlarvt, andererseits in ihrer Inszenierung auratisiert. Und so erscheint die fotografische Serie von Stefanie Bürkle selbst als eine experimentelle Versuchsanordnung, die aus dem Oszillieren zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Methoden entwickelt wurde und darüber neue Lesarten eröffnet.