Expertinnen der interdisziplinären Forschungsgruppe „Digital Home Learning Environment“ (DigHomE) haben untersucht, wie Familien digitale Medien in Lernsituationen einsetzen. Eines der zentralen Ergebnisse: Schüler*innen gehen zielgerichteter vor, wenn sie Unterstützung durch ihre Eltern erhalten. Mit etwa 60 Tagungsgästen traten Forschende der Universitäten Bielefeld und Paderborn bei der Abschlusstagung des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts am 9. Februar in Paderborn in den Austausch mit der Bildungspraxis.
Im Vordergrund stand insbesondere die informationsbezogene familiäre Mediennutzung. Die Ergebnisse der Forschungsgruppe zeigen, wie Eltern ihre Kinder beim Suchen und Recherchieren im Internet unterstützen. Die Ergebnisse verdeutlichen auch, dass Kinder und Jugendliche das Internet zu Hause häufig für Informationssuchen nutzen. „Motivierter und zielgerichteter gehen sie dabei vor, wenn sie elterliche Unterstützung erhalten. Eltern sind in diesem Sinne Türöffner zur Bildung im informellen Kontext“, wie Prof. Dr. Heike M. Buhl von der Universität Paderborn zusammenfasst. Die verantwortungsbewusste Grundhaltung der Eltern in der Begleitung der Lernprozesse zeigte sich bereits bei Hausaufgaben ohne den Einsatz digitaler Medien. „Sobald diese jedoch Einzug in die Hausaufgabenbearbeitung halten, benötigen die sogenannten ‚digital natives‘ mehr elterliche Unterstützung und Anleitung, um sich im Internet nicht zu verlieren und potenzielle Gefahren zu vermeiden“, so Buhl weiter.
Die Ergebnisse der durchgeführten Studie überraschten auch die Forschungsgruppe selbst, wie Prof. Dr. Anna-Maria Kamin von der Universität Bielefeld erläutert: „Die von uns durchgeführten Beobachtungen und Befragungen zeigten, wie stark die Mediennutzung in allen Lebensbereichen Einzug in die Familien gehalten hat“. Informationssuchen finden häufig nebenbei über transportable Geräte wie Smartphones und Tablets statt, sowohl durch die Kinder als auch durch die Eltern. „Dies geschieht jedoch meist, um Inhalte noch einmal zu überprüfen oder Wissen im Internet nachzulesen, wenn z. B. Vokabeln oder Formeln nachgesehen werden“, wie Kamin betont.
Das Team um Prof. Dr. Heike M. Buhl (Psychologie, Universität Paderborn), Prof. Dr. Dorothee M. Meister (Medienforschung, Universität Paderborn) und Prof. Dr. Anna-Maria Kamin (Medienpädagogik, Universität Bielefeld) erforscht noch bis April 2023, wie Schüler*innen der 5. und 6. Klassen gemeinsam mit ihren Eltern digitale Medien für schulische Zwecke verwenden. Dazu haben die Wissenschaftlerinnen Kinder und Eltern schriftlich sowie mündlich befragt und bei Internetrecherchen und im Hausaufgabenalltag begleitet. Sie wollen herausfinden, wie die elterliche Begleitung der Kinder zukünftig effizienter gestaltet werden kann.
Ein informeller Austausch zwischen Bildungspraxis, Politik und Wissenschaft fand zudem während der Tagung in Workshops, u. a. zum Erlernen von Medienkompetenzen und zur Zusammenarbeit von Eltern und Schule statt. Abschließend diskutierte die Forschungsgruppe mit den Tagungsgästen bei einer Podiumsdiskussion neue Ziele und Anforderungen an Politik, Bildung und Familien, wie z. B. eine stärker verschränkte Zusammenarbeit von Eltern(verbänden) und Schulen sowie außerschulischen Bildungsorten. Im Ergebnis konnte festgehalten werden, dass Eltern, Lehrkräfte und außerschulische Initiativen in ihren jeweiligen Aufgaben bestärkt und gleichzeitig motiviert sind, zukünftig in enger Zusammenarbeit die Aneignung von Medienkompetenzen der jüngeren Generation anzuleiten und zu begleiten.
Weitere Forschungsergebnisse und Einblicke in die Projektarbeit können eingesehen werden unter: https://digi-ebf.de/dighome.