Im Februar 2020 haben Wissenschaftlerinnen der Universität Paderborn mit einer unabhängigen historischen Studie begonnen: Prof. Dr. Nicole Priesching und Dr. des. Christine Hartig, beide vom Lehrstuhl für Kirchen- und Religionsgeschichte, untersuchen seitdem im Forschungsprojekt „Missbrauch im Erzbistum Paderborn – Eine kirchenhistorische Einordnung“ die Amtszeiten von Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt (1941–2002). „Die unabhängige Aufarbeitungskommission in Paderborn hat unmittelbar nach ihrer Gründung im August 2022 empfohlen, auch die Amtszeit von Erzbischof Hans-Josef Becker, also die Jahre 2002 bis2022, in die Forschung einzubeziehen. Der inzwischen emeritierte Erzbischof stimmte dieser Entscheidung zu. Damit wurde das bestehende Projekt nun um ein neues Teilprojekt erweitert“, so Priesching. Das Erzbistum übernimmt hierfür die finanzielle Förderung über drei Jahre.
Die wissenschaftliche Bearbeitung hat der Historiker Jan Jeskow am Lehrstuhl Prieschings übernommen. In dem nun begonnenen Teilprojekt über die Amtszeit von Erzbischof Becker werden auch die Umsetzung und Wirkung des 2002 initiierten Verfahrens zum Umgang der Kirche mit Betroffenen, die Selbstorganisation der Betroffenen und Änderungen in der medialen Berichterstattung berücksichtigt. Neben der Analyse administrativer Quellen aus kirchlichen und staatlichen Archiven, darunter Personal- und Strafakten, sind Interviews mit Zeitzeug*innen geplant. Die finalen Ergebnisse werden der Öffentlichkeit nach Ende der Studie, voraussichtlich im Jahr 2026, in Buchform vorgestellt.
„Wir möchten Betroffene von sexuellem Missbrauch durch Geistliche im Dienst des Erzbistums Paderborn und Menschen, die von solchen Taten Kenntnis hatten, ermutigen, mit uns Kontakt aufzunehmen“, erläutert Priesching (Ansprechpartner: Jan Jeskow, Tel. +49 5251 60-5427, E-Mail jan.jeskow(at)upb(dot)de und für die Amtszeit von Jaeger und Degenhardt Dr. des. Christine Hartig, Tel. +49 5251 60-4432, christine.hartig(at)uni-paderborn(dot)de). „Sämtliche Informationen werden vertraulich behandelt. Sie können mit Ihren Berichten über das erlebte Unrecht, über Ihre Erfahrungen und Ihrem Wissen dazu beitragen, dass sich in unserer Gesellschaft etwas verändert“, so Priesching.