Bereits seit 15 Jahren läuft das Mentoringprojekt „Balu und Du“ am Universitätsstandort Paderborn. So lange schon werden Grundschulkinder aus dem Kreis Paderborn zu sogenannten Moglis und Studierende zu Balus. Wie im Dschungelbuch erleben sie zahlreiche Abenteuer zusammen und lernen dabei Neues kennen – ein Jahr lang gestalten die Gespanne gemeinsam ihre Freizeit. Seit dem Start 2009 gab es bereits 425 solcher Gespanne – dementsprechend viele Geschichten ließen sich inzwischen über das Projekt erzählen, von Schnitzeljagden im Wald, Kino-Abenden, geglückten oder missratenden Koch-Experimenten, vom Schwimmen-Lernen, Fußballspielen und verregneten Spiele- und Bastelnachmittagen. Vor allem sind es aber immer Geschichten von neuen, wertvollen Erfahrungen und meistens irgendwie auch von Freundschaft.
Wie besonders diese Verbindungen zwischen Moglis und Balus sind, zeigte sich auch beim diesjährigen Sommerfest. Während die Gespanne Fußball spielten, sich über die Hüpfburg jagten oder mithilfe von Schminke zu Tigern und Prinzessinnen wurden, konnten sich Eltern und Geschwister stärken, mitbasteln oder spielen. „Es ist einfach schön zu sehen, wie entspannt alle miteinander umgehen. Man merkt, dass da etwas in den letzten Monaten gewachsen ist, das nur durch Zeit, Aufmerksamkeit und gemeinsame Erlebnisse möglich war“, so Prof. Dr. Christine Freitag, die das Projekt vor 15 Jahren an die Universität Paderborn geholt hat. „15 Jahre sind eine ganz schön lange Zeit. Umso schöner, dass das Projekt immer noch läuft. Besonders an Tagen wie heute weiß ich, warum ich mich damals dafür stark gemacht habe, dass es „Balu und Du“ unbedingt an der Universität Paderborn geben soll. Unsere Studierenden erhalten dadurch nicht nur die Möglichkeit, echte pädagogische Praxis zu erleben, sondern auch, sich gesellschaftlich zu engagieren“, so Freitag weiter.
Auch wenn Veranstaltungen wie das Sommerfest echte Highlights im Projektjahr sind, geht die Begleitung der Projektpraxis deutlich darüber hinaus. Durch die Anbindung an das erziehungswissenschaftliche Institut an der Universität Paderborn werden sowohl die Koordination als auch die fachliche Begleitung der beteiligten Studierenden gewährleistet. Durch wöchentliche Reflexionssitzungen und zusätzliche Workshopangebote werden die Teilnehmenden eng begleitet. Auf diese Weise wird nicht nur der Kinderschutz sichergestellt, sondern auch die Verknüpfung von theoretischen Inhalten, die die Studierenden u. a. in ihren Studienfächern erwerben, und den praktischen Erfahrungen gewährleistet.
Dass auch die Studierenden diese Erfahrung schätzen, kann Mara Spiekenheuer bestätigen, die das Projekt koordiniert und dementsprechend eng mit den Balus zusammenarbeitet. „Als ich für die Abschlussreflexion mit einem Studenten zusammensaß, sagte er zu mir, dass aus seiner Sicht eigentlich alle Lehramtsstudierenden daran teilnehmen sollten. Er habe in diesem Jahr viel über Kindheit, Schule, Lernen und auch über sich selbst herausgefunden“, berichtet Spiekenheuer. „Bei Aktionen wie dem Sommerfest sieht man natürlich, wie sehr die Kinder sich über die Zeit mit ihren Balus freuen“, sagt sie, während sie das Fußballspiel beobachtet, wo gerade ein Tor für die Studierenden gefallen ist. „Aber innerhalb des Projektjahres bemerke ich auch an den Studierenden starke Veränderungen. Sie werden selbstbewusster, blicken teilweise neu auf die eigene Schulzeit und die Inhalte des Studiums und merken einfach, wie viel ihre Arbeit ausmacht.“ Und genau das ist wohl das Besondere: Trotz des Altersunterschieds wachsen Mogli und Balu im Verlauf des Jahres zu einem Team zusammen und lernen dabei nicht nur mit-, sondern auch immer voneinander.
Insbesondere die Verknüpfung von Theorie und Praxis macht „Balu und Du“ zu einem wichtigen Projektpartner für die Lehrkräfteausbildung der Universität Paderborn. „Als das Vorhaben am Standort Paderborn startete, konnte man noch nicht absehen, wie gut es von den Studierenden und Schulen der Region angenommen werden würde. Nun ist es seit vielen Jahren ein wichtiges Angebot und zählt zu den am besten angenommenen Projekten der Universität“, so Dr. Annegret Hilligus, Geschäftsführerin der PLAZ – Professional School of Education. Abschließend betont sie: „Balu und Du ist eine Win-win-Situation und eine echte Bereicherung für die Universität Paderborn und ihre Lehramtsstudierenden einerseits und die Kinder andererseits.“
Nach 15 Jahren richtet sich der Blick nicht nur zurück, sondern auch nach vorn: Mit Semesterbeginn wird ein neuer Jahrgang starten, für den sich interessierte Studierende ab sofort bei Spiekenheuer (balu@campus.upb.de) bewerben können.
Weitere Informationen zu „Balu und Du“ gibt es auf der Projektwebseite.
