Prof. Dr. Christoph Jacke, stellvertretender geschäftsführender Direktor von C:POP, Transdisciplinary Research Center for Popular Music Cultures and Creative Economies, hat im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung für Nachhaltigkeit „UPB for Future“ am 30.10.2025 einen Einblick in die Popular Music Studies gegeben.
Die Vorlesung, die zum fünften Mal an der Universität Paderborn in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsbereich von Prof. Dr. René Fahr, dem Leiter der Fachgruppe Behavioral Economic Engineering and Responsible Management stattfindet, beschäftigt sich mit den ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimensionen von Nachhaltigkeit.
In diesem Sinne stellte Prof. Dr. Jacke Pop(musik)kulturen als Seismografen der Gesellschaft vor: Was lernen wir über gesellschaftliche Zusammenhänge wie z.B. Nachhaltigkeit im kulturellen Sinn, wenn wir uns pop(musik)kulturelle Phänomene anschauen?
Insbesondere ging es in diesem Vortrag mit dem Titel „Kultürlich Drag: Pop, Stars und Diversität: Spielerische Amateure und Profis in Exklusion, Inklusion und Transformation“ um Stars und Inszenierungen in Hinblick auf nachhaltige Entwicklung und Geschlecht, angelehnt an die Ziele der United Nations: für Reduktion von Ungleichheit, Chancen-Nutzung und Stärkung von Repräsentation.
Anhand von verschiedenen Beispielen verdeutlichte Prof. Dr. Jacke, wie diese Ziele im Pop eine Rolle spielen. Mit dem Songs „You are my sister“ von ehemals Anthony und mittlerweile Anohni and the Johnsons (hier featuring den queeren 1980er-Superstar Boy George) bringt Prof. Dr. Jacke eines von vielen Beispielen für Geschlechterdiversität und Transitionen im Pop, und anhand eines Bildes von Nick Cave in dem Film „This Much I Know To Be True“ wird die Verhandlung mit und von der Rolle des männlichen (Rock-)Stars durch den Star selbst veranschaulicht. Dabei gibt Prof. Dr. Jacke immer wieder einen Einblick in die Theorien, Methoden und Forschungsfragen der Popular Music Studies.
Gleichzeitig wies der Mitverantwortliche des erfolgreichen Paderborner Studiengangs „Populäre Musik und Medien BA/MA” auch darauf hin, dass Pop an sich nicht immer nachhaltig oder progressiv, sondern durchaus manches Mal auch regressiv oder destruktiv sei, in jedem Fall aber spielerisch mal ein-, mal ausgrenzend funktioniert. „Mit dem richtigen Subgenre können Sie ihre Eltern entgegen der landläufigen Meinung durchaus noch richtig ärgern“, sagt er dazu und bezieht sich dabei im Hinblick auf regressives Dagegensein etwa auf Fankulturen im Rechtsrock. Auch negative Konsequenzen für die Umwelt durch Pop(musik)kulturen ließen sich nicht von der Hand weisen: ein Beispiel dafür sei der erhebliche Energieverbrauch von Streaming-Plattformen, wie Jacke mit Verweis auf eine eigene Tagung und Publikation betonte
(Link: vibes-theseries.org/devine-jacke-sustainability/).
Als weiteres Beispiel führte Prof. Dr. Jacke Taylor Swift an, die wohl aktuell in einer Vorlesung über Pop(musik)kulturen kaum unerwähnt bleiben kann. Dabei bezog er sich auf die Swiftie-Fankulturen des milliardenschweren Superstars, die auch bei allgemein aufgeschlossener Stimmung sehr exklusiv sein können, ihre eigenen Codes entwickeln („Easter Eggs“) und damit oftmals gleichzeitig vergemeinschaftende Kräfte evozieren.
Folgendes Fazit von Prof. Dr. Jacke bleibt am Ende der Vorlesung in Erinnerung:
„PopmusikKULTUREN sind als Interpretationsfolie von Wirklichkeitsmodellen und gesamtgesellschaftliche Seismographen genauso (…) exklusiv, inklusiv und transformativ wie andere Kulturen – sie haben nur historisch mehr gesellschaftlich legitimierte spielerische Freiheiten in kulturhomöopathischen Dosierungen.“
Text und Foto: Alyssia Ron
Kontakt: Prof. Dr. Christoph Jacke