Nachricht aus den Kulturwissenschaften

„Learning Sites“ – UNESCO-Welterbestätten als Orte des lebenslangen Lernens

Arbeitskreis „World Heritage Education“ trifft sich zur Tagung in Boppard

Auf Einladung der Touristikgemeinschaft „Tal der Loreley“ und des Vereins „UNESCO-Welterbestätten Deutschlands e. V.“ unter dem Vorsitz von Claudia Schwarz hat am 4. November das dreizehnte Treffen des Arbeitskreises „World Heritage Education“ inmitten des Welterbes Oberes Mittelrheintal in Boppard stattgefunden. Der Arbeitskreis ist Teil des Vereins „UNESCO-Welterbestätten Deutschlands e. V.“ und wird von Claudia Schwarz, Dr. Larissa Eikermann (Universität Paderborn) und Prof. Dr. Peter Dippon (International School of Management in Stuttgart) geleitet.

Welterbestätten als Orte des lebenslangen Lernens für alle Menschen zu begreifen, als sogenannte „Learning Sites“: Dieses Anliegen stand im Vordergrund der Tagung, wie die weiteren Organisator*innen Dr. Larissa Eikermann und Prof. Dr. Peter bei der Begrüßung der Gäste in der Stadthalle Boppard hervorhoben. Vertreter*innen von Welterbestätten aus Deutschland, Italien und Dänemark, Museumspädagoginnen und Wissenschaftler*innen der Kulturerbe- und Pädagogikforschung trafen sich dort, um sich über Möglichkeiten nach offenen Bildungszugängen mit Blick auf Inklusion, kulturelle Diversität und Nachhaltigkeit sowie Aspekte des Lernens über analoge und digitale Methoden auszutauschen.

Einführend betonte Nadya König-Lehrmann als Gastgeberin und Geschäftsführerin des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal die Vielfalt des Welterbes in seinen natürlichen und kulturellen Ressourcen. „Im Oberen Mittelrheintal kann die über 2000-jährige Geschichte des Rheins als eine der wichtigsten europäischen Verkehrswege durch die Landschaft und Architektur (mit über 40 Burgen auf 67 km), aber auch durch Werke der „Rheinromantik“ von William Turner, Heinrich Heine und weiteren weltbekannten Denkern abgelesen werden“, so König-Lehrmann. Die weiteren Fachvorträge unterstrichen diese Vielfältigkeit, indem unterschiedliche Konzepte der Vermittlung vorgestellt wurden. Holger Lindner beispielsweise präsentierte mit „Pickablue“ ein digitales Vermittlungsformat für den Kulturtourismus, Dr. Larissa Eikermann stellte ein Ausstellungsprojekt mit Museumskoffern als analoge Methodik der Bildungsarbeit vor. Beide Formate bekräftigten den gleichgewichteten Nutzen von digitalen und analogen Zugängen, um alle Zielgruppen einzubeziehen. Die Orientierung an den Wünschen der Zielgruppe wurde von den beiden Bildungskoordinatorinnen des UNESCO-Welterbes Archäologischer Grenzkomplex Haithabu und Danewerk, Friederike Malisch-Johnigk und Miriam Plönißen, ebenfalls hervorgehoben.

Einen Einblick in die Arbeit in dem Bereich des UNESCO-Weltdokumentenerbes gab Prof. em. Dr. Jutta Ströter-Bender, die ein aktuelles Nominierungsprojekt für das Memory of the World-Register vorstellte. Historische Kinder- und Jugendzeichnungen aus Kriegs- und Friedenszeiten in Sammlungen aus Ländern wie Deutschland, Frankreich, Irland und Polen werden hierbei für eine Eintragung in das Register nominiert. „Die Motive in den historischen Kinderzeichnungen sind nach wie vor aktuell“, verdeutlichte Ströter-Bender anhand von Kinderzeichnungen zu den derzeitigen Kriegsgeschehnissen.

Abschließend informierte Claudia Brincks-Murmann über die derzeitigen Entwicklungen im Fachbereich Welterbe der Deutschen UNESCO-Kommission, die in diesem Jahr ganz im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums der Welterbekonvention standen.

Das nächste Treffen des Arbeitskreises wird 2023 im UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch stattfinden.

Foto (privat): Die Teilnehmer*innen der Tagung des Arbeitskreises „World Heritage Education“.

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